2014 eröffnete die frisch gegründete ELLA AG aus dem Waldviertler Pfaffenschlag an der Stockerauer Kaiserrast ihre erste Schnelllade-Station. Ziel des der seitens W.E.B Windenergie AG gegründeteten Firma: Ein flächendeckendes Schnellladenetz für Elektroautos in Österreich errichten.
Federführend war hier CEO und Ex-W.E.B Chef Andreas Dangl unterwegs, der es auch (ob Vertrauensvorschuss durch die erfolgreiche W.E.B-Arbeit) schaffte, erfolgreich Aktien und Anleihen zu platzieren.
Die Anfangsverluste (2014: 165.746 Euro, 2015: 394.218 Euro) waren zu erwarten, 2016 wurde jedoch seitens HV der Businessplatz der ELLA AG ziemlich deutlich geändert - auch die Vermietung von Elektroautos bzw. Network (Errichtung von E-Ladestationen für Unternehmen etc) wurde in den Unternehmensgegenstand aufgenommen: Wohl auch, weil die Einnahmen in den ersten beiden Jahren ziemlich mau tröpfelten.
Nachdem eine Kapitalerhöhung anno 2016 viel zu wenig neues Kapital erbrachte und auch die Umsatzerlöse sehr bescheiden blieben, gab es im selben Jahr wieder eine massive Änderung: Andreas Dangl verließ die ELLA als CEO und die W.E.B sprang (gegen Provisionsbeteiligung) personell ein, das Unternehmen ELLA AG wurde extrem verschlankt. Der Verlust fiel im "Strategieänderungsjahr" 2016 wiederum gewaltig aus: 466.583 Euro Minus.
Mehr als 1 Mio. Verlust in den ersten 3 Jahren bei einem Stammkapital von 1.291.900 Euro, Erlöse von 1.855 Euro im Jahr 2015 und 20.825 Euro im Jahr 2016: Da war schon relativ klar, dass die Bilanz 2017 deutlich besser aussehen muss...
Scheinbar ist dies aber leider nicht gelungen - die ELLA AG hat nämlich aktuell die Aktionäre einschlägig angeschrieben: Die Verbesserungen reichen lt. Bilanz 2017 nicht aus, es besteht akut noch keine Insolvenzgefahr, sehr wohl aber Kapitalbedarf im Jahre 2018 sonst wäre eine Insolvenzantrag im Jahr 2018 nicht mehr zu vermeiden. Investor wurde auch keiner gefunden.
Der Plan seitens ELLA AG: Hauptaktionär W.E.B soll einspringen, für die Aktien (mit Ausgabepreisen von 100 Euro bzw. leicht darüber) werden 10 Euro pro Stück geboten, die ausgegebenen Anleihen werden weiter bedient (Anleihegläubiger sollen somit keine Verluste erleiden), das Kapital soll in der Hauptversammlung (19.6.2018) von 1.291.900 Euro auf Null herabgesetzt werden und die W.E.B übernimmt dann mit 70.000 Euro Kapital komplett. Dass hier kein anderer Investor ein Angebot legt, ist für die W.E.B verständlicherweise Bedingung für das Angebot.
Darüber hinaus hat man per 9.5.2018 (um personelle Interessenskonflikte W.E.B-ELLA) mit Astrid Kiener einen neuen Vorstand installiert.
In Summe scheint das Angebot der "Gründermutter" W.E.B durchaus fair: Die Aktionäre verlieren damit zwar ca. 90%, würde man das Unternehmen aber ohne Kapitalzuschuss weiterführen, wäre eine baldige Pleite wohl unabwendbar. Wiewohl die ELLA AG seit 2016 ohnehin schon seitens W.E.B personell entlastet wurde, reichen die Einnahmen wohl noch längere Zeit nicht aus, die AG-Hülle bzw. die Abschreibungen bei den Anlagen bzw. die Technikerfordernisse (hier gibt es jährlich neue Entwicklungen) auch nur halbwegs zu kompensieren.
Wiewohl nun die Aktionäre (und damit auch die W.E.B) quasi zur Sanierung etwas beitragen und dann nicht mehr beteiligt sind: Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis man mit Ladestationen Geld verdienen kann. Das wissen wohl auch Smatrics und die heimischen Stromversorger, die nur sehr zögerlich Geld in neue Stationen werfen.
Ohne viel frisches Kapital geht da also wenig - und so nimmt die W.E.B lieber die gesamte ELLA on board (ob die AG dann länger Bestand haben wird, darf bezweifelt werden) und rettet damit zumindest die Anleihengläubiger, die im Pleitefall wohl auch viel bis alles verloren hätten. Da bei der ELLA logischerweise auch viele W.E.B-Aktionäre bzw. Anleihenzeichner investiert sind, fällt die Rettung wohl etwas leichter. Geschäft ist das für die W.E.B aber keinesfalls - auch in den nächsten Jahren (so man die ELLA als AG oder Marke leben lässt) wird hier noch Geld fließen müssen...
Für den 17.5.2018 ist (auf der Kaiserrast in Stockerau) eine Informationsveranstaltung angesetzt, am 19.6.2018 soll der Plan dann von der Hauptversammlung umgesetzt werden.
Um die obigen Vermutungen bestätigen zu können, hat die Geldmarie bei der ELLA AG auch die (als Argument in der Aussendung an die Aktionäre angegebene) Bilanz 2017 angefordert, hier kam die Info, dass "rechtzeitig alles offengelegt wird" und "wir uns bemühen, diese noch vor dem 29.5.2018 (der offiziellen Frist) online zu stellen". Dies wäre für eine endgültige Beurteilung natürlich zweckdienlich;-)
Nachtrag: Schwupp, kaum geschrieben, schon ist die Bilanz 2017 da (siehe Link) - die Erlöse beliefen sich 2017 immerhin auf 91.447 Euro, der Jahresverlust lag aber wiederum bei sehr schmerzlichen 327.634 Euro. Angesichts der bald schlagend werdenden Verbindlichkeiten (z.B. Anleihen) bestätigen sich oben genannte Beurteilungen.
Schon 2014 haben wir auf das hohe Risiko bei Aktien und Anleihen der ELLA AG hingewiesen - für Aktionäre bleibt ein ziemlich schmerzlicher Einschnitt, Anleihezeichner sollten auf den Knien nach Mariazell rutschen und dort der W.E.B danken.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2018