Ein neuer Trend von (ehemaligen?) Mitarbeitern einst so seriös geltender Banken aus der Schweiz und Liechtenstein ist der Datenklau. Abgesehen vom Diebstahl sensibler Finanzdaten kommt dann auch noch deren Verkaufs an interessierte Staaten (vor allem Deutschland) dazu - pure Hehlerei.
Der erste Gedanke in der derzeit sehr populären "Steuer-CD-Affäre" mag wohl sein: Das Ergebnis rechtfertigt den Deal mit Verbrechern.
2 oder 3 Millionen an den Datendieb auszahlen, die Hehlerware (Daten) erhalten, auswerten und 200 oder 300 Millionen an Steuern und Strafen kassieren - ein guter Deal für den Staat.
Nachdem Deutschland seit vielen Jahren unter Steuerflucht leidet, ist die Vorgangsweise der deutschen Politik auch durchaus nachvollziehbar - auch die Unterstützung durch das Volk dürfte gegeben sein. Denn wer hat schon Verständnis für Steuersünder bzw. Steuerflüchtlinge?
Nein - auch die Geldmarie hat hier kaum Verständnis. Und doch gilt es hier 2 sensible Punkte in Frage zu stellen:
In Sachen Datenschutz und Hehlerei begibt man sich hier juristisch auf sehr dünnes Eis. Darüber hinaus bleibt auch die Frage offen: Soll man hier mit Verbrechern kooperieren und soll dadurch dieser Datendiebstahl fast legitimiert (ja: belohnt) werden?
Diese Fragen werden wohl sehr individuell beantwortet. Die heimischen Politiker haben hier einmal mehr den Vorteil der interessierten Zuseher. Selber muss man sich nicht die Finger dreckig machen - man lässt lieber die Deutschen die Sache ausbaden...
Vielleicht ist Österreichs hohe Politik auch selbst recht ruhig, weil noch immer eine Menge ausländischer (unversteuerter) Gelder auf heimischen Bankkonten gelagert sind. Zumeist wohl "weißes" Geld - immerhin verabschiedet sich Österreich schön langsam aus der Abteilung "Steuerparadiese".
Schiebt man aber nicht bald den Dateindieben einen klaren Riegel vor, sind weitere Steuerdaten-CD's zu vermuten. Nach Schweiz und Liechtenstein hätten sicher auch heimische Bankdaten einiges an Brisanz zu bieten...
Wenn es nach der Geldmarie geht: Den aktuellen Fall noch rasch durchziehen (in der Hoffnung, dass es auch noch zu vielen Selbstanzeigen kommt und die Steuerflucht unpopulärer wird) und dann klar sagen: Kein weiterer Deal mit Datendieben.
In weiterer Folge bedarf es jedoch endlich europaweiter Lösungen in Sachen Bankgeheimnis und einheitlicher Endbesteuerung von Vermögen. Die Finanzwelt ist zwar kleiner geworden - und doch gibt es weltweit noch immer eine Unzahl von Steuerparadiesen. Diese Steueroasen international zu zerschlagen und strenge Strafen für Steuersünder anzudrohen, wäre wohl der einzig richtige Weg.
Die Daten-CD's sind hier nur die Spitze eines Eisberges. Man sollte aber schön langsam damit beginnen, auf der europäischen Seite des Eisberges zu graben.
Ad hoc-Meldung - Februar 2010