Noch vor ca. 2 Jahren war die Welt der heimischen Bauern in Ordnung: Der Milchpreis erreichte ungeahnte Höhen - und mehr als 40 Cent pro Liter der guten Milch für die Landwirte standen teilweise an der Tagesordnung.
Was war geschehen?
Im allgemeinen Preisaufschwung in Sachen Lebensmittel wurde auch der Milchpreis kräftig in die Höhe getrieben: Massiv steigende Nachfrage aus China (wo Milch nicht unbedingt ein Grundnahrungsmittel ist - aber Milchpulver gefragt war) & auf den Weltmärkten. So wurde die Angelegenheit in den Medien jedenfalls transportiert.
Dass man den Medien nicht bedingungslos trauen soll, haben die heimischen Landwirte nun wieder einmal erfahren...
Die Landwirte haben in Sachen "freier Markt" leider bisweilen zu wenig getan: Es wurde fleißig weit über die via EU vereinbarten Kontingente produziert und anlässlich der endlich erreichten "40 Cent plus" wurden gleich noch ein paar tolle Kühe eingestellt. Dass der Preis für Rindfleisch anno 2007/2008 auch gar nicht so schlecht war, sei separat erwähnt.
Die Folge: Eine gewaltige Milchschwemme. Gerade eben wurden EU-weit 30.000 Tonnen Butter sowie 100.000 Tonnen Milchpulver vom Markt genommen (=vernichtet) - die Nachfrage in Sachen Milch ist weltweit wieder massiv eingebrochen (frankly spoken: Die Nachfrage hat sich normalisiert bzw. der Preis ist vom Spekulations-Aufpreis befreit). Willkommen im freien Markt:
Der Milchpreis liegt gegenwärtig bei (für die Landwirte) traurigen 31 Cent und Molkereien müssen Bauern massenweise Abnahmeverträge kündigen. Die erziehlen dann gerade einmal (nicht kostendeckende) 20 Cent für den Liter Milch. Und Milch selber zu Käse verarbeiten sowie diesen dann "Ab-Hof" verkaufen können die wenigsten Landwirte.
Und dabei zählt Österreich noch zu den Milchparadiesen in Sachen Milchpreis: In anderen Ländern der EU (Polen, Belgien etc.) sind Preise von 15 bis 20 Cent pro Liter (anstatt derzeit 31 Cent) durchaus an der Tagesordnung.
Bei einem Milchpreis von 80 Cent (im Angebot) bis 1,30 Euro im Regal kann man sich durchaus vorstellen, dass da die Spannen für die Molkereien und die Handelsketten gar nicht so rosig sind. Wer Milch schon direkt von der Kuh getrunken hat, weiß, dass da noch einiges an Arbeit,Technik und Weg vom Bauernhof bis in den Supermarkt geleistet werden muss.
Fazit: Die Anzahl der Bauern in Österreich ist zwar geringer geworden - die Milchproduktion aber nicht. Die Großbetriebe wurden lange Jahre massiv subventioniert (und werden es immer noch). Die heimische Politik (vor allem die ÖVP) hat immer reflexartig schützend die Hände über den Bauernstand gebreitet (vergleichsweise wie bei den Beamten) und damit ermöglicht, dass es nunmehr in einigen Fällen (einige Bauern ohne Abnahmevertrag) tatsächlich zum "Milchkollaps" kommt.
Das Problem liegt also nicht nur bei den heimischen Bauern sondern auch massiv bei der Politik: Zahlt man kleinen Bauern einen vernünfigen Preis für qualitative Milch und Großbetrieben mit hunderten oder tausenden Kühen in Massentierhaltung einen entsprechend geringeren Preis, so macht dies wohl absolut Sinn (Paradestichworte: Landschaftspflege, Erhaltung des Bauernstandes etc.).
Diese Preise sollten aber nur für genau kalkulierte (und benötigte) Maximalmengen gezahlt werden - wer darüber hinaus produziert, muss seinen Überschuss selber trinken, privat verkaufen oder zu Käse machen (bzw. Kälbern verfüttern).
Es ist nämlich absolut nicht einzusehen, dass man Unmengen an Milch, Käse und weitere Milchprodukten vernichtet und diese Aktionen auch noch über Steuergelder subventioniert werden. Zurück zur Marktwirtschaft und auch gleich zurück zum Ursprung;-)
Es gilt nicht die kleinen Bauern zu vernichten - sondern die Massenproduzenten an die Gesetze der Marktwirtschaft zu gewöhnen. Es wäre an der Zeit...
Ob das die IG Milch (Verein österreichischer Grünland- und Rinderbauern) ähnlich oder ganz anders sieht, finden Sie folgend:
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2009