Wenn sich zwei streiten, dann freut sich der Dritte. Heißt es zumindest im Volksmund. Ob das auf das langjährige "Länderspiel" in Sachen versuchte Übernahme der ungarischen MOL durch die österreichische OMV zutrifft, wird sich erst in ein paar Jahren weisen.
Was war bisher geschah:
Die OMV versuchte lange Jahre sich in der ungarischen MOL einzukaufen - und stockte auch fleißig den Aktienanteil auf.
Die Ungarn sahen aber eindeutig eine feindliche Übernahme auf sich zukommen (das Unternehmen MOL wie auch die Politiker), ließen das die OMV auch wissen, und kauften Ihrerseits auch kräftig (und teuer) eigene Aktien zurück.
Im August 2008 gab man seitens OMV auf - an eine Annahme eines Übernahmeangebots war nicht zu denken. Zu heftig war der Widerstand in der ungarischen Politik (sowie im Unternehmen MOL) - auch vice versa (umgekehrt) wäre es wohl so gewesen. Denn immerhin war und ist man ja direkter Konkurrent und bearbeitet die gleichen Märkte.
Vielleicht unter dem Motto "Rache ist keine Sünde" eröffneten plötzlich sogar MOL-Tankstellen in Österreich. Die OMV ist ja schon lange in Ungarn tätig - die Ungarn waren allerdings bis zum Vorjahr hauptsächlich nur im Großhandel aktiv. Sieht man sich die Tankstellendichte in Österreich an, dann ist es nicht verwunderlich, dass die MOL nicht unbedingt die besten Lagen erwischte...
Nun fällt der letzte Vorhang: Die OMV hat ihre 21,2% Aktienanteile um kolportierte 1,4 Mrd. Euro an die russische Surgutneftegas (Gas- und Ölförderer) verkauft. Geld, das ein zuletzt sehr expansives Unternehmen (OMV) sicher durchaus benötigen kann. Die Surgutneftegas hatte als Gas- und Ölproduzent im vergangenen Jahr nette Gewinne zu verzeichnen und ist offensichtlich noch liquide.
Denn der Kaufpreis für die 21,2% lag weit über den letzten Börsenkurs: 63,1 Euro wurden angeblich bezahlt, letzter Börsenkurs der MOL war 32,70 Euro. Da hat man sich den großen Brocken (ohne große Einflussmöglichkeit) MOL-Anteile schon etwas kosten lassen.
Aber auch die Kosten für die OMV waren wohl nicht gerade gering: Auch wenn man seitens OMV die gesamte Transaktion nun mit dem Ausdruck "annähernd gleich" (Kosten- Erträge) tituliert: Geschäft war es wohl keines. Ein politischer Scherbenhaufen blieb liegen, Beraterkosten sind wohl auch nicht gerade billig...
Und die MOL?
Die hatte in den letzten Jahren gewaltige Kosten für Rückkäufe von eigenen Aktien zu tragen und hat jetzt einen neuen Partner, dessen Ziele und Absichten sich erst weisen werden.
Bleibt abzuwarten, ob sich nun die MOL mit dem teuren Engagement in Österreich eine blutige Nase holt - denn zu verdienen gibt es hier nicht mehr sehr viel. Die Anzahl der Tankstellen ist in Österreich nach wie vor rückläufig. Dem Konsumenten soll's aber recht sein, wenn man sich noch ein wenig "matcht". Ein Konkurrenzkampf schadet dem Konusmenten nämlich ganz selten (siehe Handytarife).
Der Akt "OMV-MOL" ist vorerst geschlossen, die Kurse beider Unternehmen stiegen am Tag der Bekanntgabe des Verkaufs. Sieger sehen aber anders aus;-)
Ad hoc-Meldung - März 2009