Mit durchschnittlich 59,8 Jahren ging man zuletzt in Österreich in Pension. Die Erwerbstätigkeit von 55- bis 64-jährigen Menschen lag in Österreich nur bei 39%. Europaweite Spitzenwerte in Sachen früher Pensionsantritt.
Dabei gilt seit vielen Jahren auch in Österreich das Pensionsantrittsalter von 65 Jahren. Auch für Frauen ab dem Jahrgang 1968 gilt schon das gleiche Pensionsalter (ab 1963 gibt es für Frauen eine Übergangsregelung) - eine Annäherung des tatsächlichen Pensionsalters an das Regelpensionsalter ist aber noch immer nicht in Sicht.
Die Anhebung des Frauenpensionsantrittsalters wirkt sich jedoch noch lange nicht aus. Auch viele Sonderregelungen (z.b. die sogenannte Hacklerpension) lassen das tatsächliche Pensionsalter weiterhin stagnieren.
Im Gegensatz dazu steigen die Ausbildungszeiten der wenigen jungen Menschen und die Pensionisten leben (was ja sehr erfreulich ist) wesentlich länger als noch vor ein paar Jahrzehnten. Die Lebenserwartung von Männern liegt derzeit bei 76 Jahren, Frauen werden derzeit statistisch 82 Jahre alt. Tendenz: Stark steigend.
In den nächsten Jahren wird man in Österreich bestrebt sein, die durch die Wirtschaftskrise gerissenen Lücken im Budget zu stopfen. Erfahrungsgemäß wird das (entgegen der Ankündigungen von Finanzminister Pröll) ohnehin wieder primär einnahmenseitig (=höhere Steuern) erfolgen - eine ausgabenseitige Sanierung des Staatshaushaltes (welche diese Bezeichnung auch verdient) wird wieder am Widerstand der Sozialpartner und Staatsdiener scheitern.
Für die Pensionsdebatte blieb da in letzter Zeit wenig Raum - ab Herbst 2010 wird diese wohl wieder geführt. Zu befürchten ist jedoch, dass man wieder nur über die Höhe der Pensionsanhebungen plaudern wird und nicht (wie notwendig) über eine Totalreform des Pensionssystems.
Seit Jahren anstehende Probleme in der Finanzierung der Pensionen werden wieder Jahr für Jahr aufgeschoben - die jüngeren Menschen im Lande (sowie auch alle Steuerzahler) werden die Zeche bitter zahlen müssen.
Schon jetzt müssen von den 26 Milliarden an Pensionszahlungen 6 Milliarden aus dem Budget finanziert werden - der Generationenvertrag ist seit vielen Jahren ungültig.
Dieses Loch wird jedes Jahr größer: Die Pensionsbeiträge wie auch das tatsächliche Pensionsantrittsalter stagnieren (und werden auch die nächsten Jahre kaum steigen), die Pensionszahlungen werden laufend höher, die Menschen immer älter und die Geburtenraten sinken und sinken (derzeit 1,4 Kinder pro Frau). Hätte es in den letzten Jahren keine Zuwanderung gegeben: Österreich wäre schon jetzt hoffnungslos überaltert.
Nein, das ist keine Forderung nach verstärkter Zuwanderung (wenn schon diese, dann mit höheren Qualitätsanforderungen an die Zuwanderer). Auch möchte die Geldmarie die Geburtenrate nicht kritisieren (das ist die individuelle Entscheidung der Eltern). Durch weitere staatliche Zuschüsse en masse wird man die Geburtenrate aber nicht erhöhen können - dieser Versuch ist (trotz sehr hohen Beihilfen in Österreich) eindeutig gescheitert.
Vielmehr sollte man eher den Fakten ins Gesicht sehen und die Statistiker rechnen lassen.
Es ist zu befürchten, dass die derzeitige Regierung den Fakten nicht ins Gesicht sehen will (kann). Eine massive Reform des Pensionssystems wäre jedoch dringend notwendig.
Eine sofortige Anhebung des Pensionsalters für Frauen und Männer auf 68 Jahre (mit Übergangsfristen für +60-jährige) sowie starke Abschläge für Frühpensionisten wäre die erste Variante. Unpopulär aber fair.
Friert man dann noch mittlere und höhere Pensionen für die nächsten 10 Jahre ein, wäre auch hier die eine oder andere Milliarde einzusparen. Es ist kaum zu erwarten, dass diese Bevölkerungsgruppe (welche ohnehin die vermögenste Gruppe in Österreich ist) dadurch verarmt. Auch Pensionskürzungen bei hohen Pensionen wären für die Geldmarie durchaus denkbar.
Begründbar ist das durchaus: Die stark steigende Lebenserwartung hat nämlich die jetztigen Pensionisten massiv begünstigt. Sie haben relativ wenig Pensionszahlungen geleistet - und können nun länger davon profitieren. Verkauft man dies politisch gut als "Solidarität mit den Jüngeren", könnte man zumindest das Gros der intelligenten Pensionisten damit überzeugen. Die Raunzer und Neider erwischt man sowieso mit keinem Argument mehr...
Sollte der Staat es nicht schaffen, das Pensionssystem bald fair (den Tatsachen entsprechend) zu gestalten, bleibt für jüngere Menschen nur mehr die Möglichkeit der privaten Pensionsvorsorge. Die Geldmarie rät dringend dazu - auch wenn dieser Tage wenig im Börserl bleibt...
Ad hoc-Meldung - April 2010