2009 war für die Versicherungswirtschaft kein Katastrophenjahr. Über alle Versicherungssparten hinweg gab es sogar leichte Prämienzuwächse. Und doch besteht für die heimischen Versicherer kein Grund zum Jubeln.
Versicherungen haben es gut: Denn die automatische Indexierung der meisten Verträge sorgt Jahr für Jahr für Prämienzuwächse. Da kamen im Vorjahr z.B. bei Haushaltsversicherungen schon einmal 4-5% dazu und auch bei Lebensversicherungen waren Indexanpassungen von 3-5% keine Seltenheit (es sei denn, man hat den Index ausgeschlossen - das ist aber nur in wenigen Fällen vom Kunden beantragt).
Unter diesem Gesichtspunkt muss man auch die folgenden Zahlen der heimischen Versicherungswirtschaft sehen:
Die Gesamtprämieneinnahmen lagen 2009 bei 16,458 Mrd. Euro - immerhin noch ein Plus von 1,5%.
Die gesamten Versicherungsleitungen stiegen jedoch um 5,9% auf 12,23 Mrd. Euro - ein sehr kräftiger Anstieg bei den Leistungen.
Die Prämieneinnahmen im Bereich Lebensversicherung stiegen um 0,7% auf 7,414 Mrd. Euro. Bei den Einmalerlägen (1,978 Mrd. Euro) konnte man 2009 noch einen Zuwachs von +8,4% erreichen, die laufenden Prämien gingen jedoch schon im Vorjahr um 1,8% auf 5,436 Mrd. Euro zurück. Noch mit Zuwächsen: Die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge, welche um 8,1% auf 895 Mio. Euro ausgebaut werden konnte.
Das Prämienvolumen im Bereich Schaden-Unfallversicherung (also das klassische Versicherungsgeschäft mit Autoversicherung, Haushaltsversicherung, Eigenheimversicherung, Unfallversicherung etc.) konnte 2009 noch um 1,8% auf 7,453 Mrd. ausgebaut werden. Durch viele Schadensfälle im Bereich Naturereignisse (Sturm, Hagel etc.) sowie auch durch Einbruchsdiebstahl stiegen die Leistungen auch hier sehr stark (+7,6%) an und betrugen im Vorjahr 5,439 Mrd. Euro.
In der in Österreich ob des noch immer recht guten staatlichen Gesundheitssystems eher unbedeutenden Krankenversicherung stiegen die Prämieneinnahmen um 3,6% auf 1,591 Mrd. Euro, die Leistungen nahmen hier nur um 1,1% auf 1,058 Mrd. zu.
Für heuer erwartet die Versicherungswirtschaft ein stagnierendes Prämienaufkommen - mit Plus 0,1% auf 16,482 Mrd. Euro gibt man sich hier schon betont vorsichtig. Die Geldmarie rechnet jedoch mit einem klaren Minus:
Insbesondere im Bereich Lebensversicherung haben die Versicherer schon im Vorjahr viele Prämienfreistellungen und Rückkäufe von Kapitalversicherungen registriert - die Wirtschaftskrise hinterlässt nun (mit Verzögerung) auch Spuren bei den Versicherungen.
Viele Menschen können sich die Prämien einfach nicht mehr leisten - was auch auf die Anzahl der Neuabschlüsse von Lebensversicherungen, Pensionsversicherungen & co. drückt. Auch die Sparvarianten sind derzeit ob der Niedrigzinsphase nicht sehr erfolgversprechend.
Darüber hinaus steigt der Index heuer ob der niedrigen Inflation nicht so stark (zumeist nur ca. 3%) an. Auch der bisherige Prämienkönig, die staatliche Zukunftsvorsorge, hat ob staatlicher Eingriffe (Aktienanteil reduziert) an Attraktivität verloren.
Das angepeilte Minus von 1% könnte sogar noch von der Realität stark übertroffen werden...
In den Sachsparten sind ebenfalls kaum Neuzuwächse zu erwarten - beim KFZ geht der Trend eindeutig zu Billigversicherern. Darüber hinaus gibt es heuer keine Verschrottungsprämie, die wenigen Neufahrzeuge sind eher im billigeren Preissegment zu finden und Kaskoversicherungen werden früher als sonst gekündigt oder reduziert (z.B. auf Teilkasko).
Das erwartete Prämienwachstum von 0,7% scheint daher ebenso hoch gegriffen - wenn, dann nur über Indexerhöhungen.
In der Krankenversicherung rechnet man mit einem Plus von 2,5% - dieses könnte durchaus erreicht werden. Denn die staatliche Krankenversicherung wird wohl in den nächsten Jahren immer schwächer - wer es sich leisten kann, schließt eine Privatversicherung (Sonderklasse, Privatarzt etc.) ab.
Entgegen der Erwartungen der Versicherer rechnet die Geldmarie 2010 mit fallenden Prämieneinnahmen. Bleibt für die Versicherungswirtschaft nur zu hoffen, dass die Einbruchdiebstähle in Österreich eingebremst werden können und die Naturkatastrophen (Hagel, Hochwasser etc.) sich in Grenzen halten werden.
Mit den Veranlagungen lässt sich nämlich derzeit kein fetter Polster bilden - und die Auslandsinvestments der größeren Versicherungen haben auch schon optimistischere Szenarien gezeigt...
Ad hoc-Meldung - April 2010