Einst war die BAWAG das stolze Flaggschiff der heimischen Gewerkschaft (sowie der roten Reichshälfte) und auch ein Hecht im trägen Zinsenteich der heimischen Bankenlandschaft. Die Volksbanken AG (ÖVAG) wiederum ist noch immer das Dachinstitut der vor allem im ländlichen Bereich sehr stark vertretenen Volksbanken.
Nach der ursprünglichen Farbenlehre in Sachen Politik also zwei unterschiedliche Banken: Rot und Schwarz.
Einige gefloppte Karibikgeschäfte und Finanzturbulenzen später gehört die BAWAG seit 2007 hauptsächlich dem Fonds Cerberus und die ÖVAG ist so schwer ins Schlingern geraten, dass die gegenwärtigen Eigentümer kein Interesse an einer Totalübernahme oder Kapitalaufstockung haben dürften.
Beide Unternehmen haben im Zuge der Finanzhilfe Staatshilfe erhalten und konnten diese bisweilen aufgrund von Verlusten nicht zurückzahlen. Während die BAWAG schon längere Zeit einen durchaus erfolgreichen Sanierungskurs fährt (welcher nach außen mit "die neue BAWAG" transportiert wird), geriet die Volksbanken AG 2009 schwer in die Verlustzone. Bei der BAWAG gab es nach minus 548 Mio. im Jahr 2008 im Vorjahr nur noch einen kleinen Verlust.
Während die BAWAG 2007 noch um ca. 3,2 Mrd. Euro verkauft wurde, wird ihr derzeitiger Marktwert mit ca. 750 Mio. Euro angegeben - ein heftiger Verlust für die Investoren, welcher sich aber schon bald umdrehen könnte. Die ÖVAG wird auf ca. 700 Mio. Euro taxiert - wird aber wohl noch das eine oder andere Jahr brauchen, um die kritische Zone nachhaltig zu verlassen.
Eine Fusion der beiden Institute ist zwar aus spekulativer Sicht durchaus zu verstehen (günstiger Einkauf der ÖVAG möglich) - ein Gesamtergebnis würde aber die Sanierungsbemühungen der BAWAG ziemlich beeinträchtigen.
Es gilt aber abzuwarten, ob es sich hier um eine Zeitungsente handelt oder nicht - der mediale Druck auf die Institute wird aber wohl schon bald klären, ob sich in der Bankenszene wieder die "Fusionitis" durchsetzt.
Nachtrag 2012: Die BAWAG kann wohl froh sein, nicht mit der ÖVAG fusioniert zu haben - 2012 schlüpfte die ÖVAG zum Teil unter die Fittiche des Staats.
Ad hoc-Meldung - April 2010