Während der ersten Phase der Wirtschaftskrise (die zweite steht wohl noch vor der Türe) gab der vorher in grausame Höhen (über 140 $ pro Barrel) getriebene Ölpreis massiv nach. Die Industrie produzierte wesentlich weniger, LKW's fuhren weniger, Heizöl wurde weniger verbraucht (viele stiegen schon auf alternative Heizsysteme um), der Privat-PKW weniger bewegt oder gegen ein Motorrad eingetauscht usw.
Das Resultat: stagnierende bzw. rückgängige Ölverbrauchsmengen in der Wirtschaft wie auch im Privatleben.
Die logische Folge (die sofort an den Rohölmärkten sichtbar war): Weniger Nachfrage = geringere Rohölpreise = geringere Benzinkosten bzw. auch billigeres Heizöl. Der "Hausverstand" hat natürlich die kurze Erholung umgehend genützt, um die heimischen Öltanks wieder kräftig aufzufüllen.
Doch die Erholung des Ölpreises (und der Preise der damit verbundenen Produkte) war nur von kurzer Dauer: Nachdem der Ölpreis von Dezember 2008 bis März 2009 unter bzw. um 40 Dollar pro Fass "dahinvegetierte", gab es (einhergehend mit der Erholung einiger wichtiger Börsen) plötzlich wieder einen konstanten Anstieg. Gegen Ende Mai (also derzeit) zahlt man schon wieder knapp über 60 US-$ pro Barrel - ein "6-Monate-Hoch".
Auch an den heimischen Zapfsäulen ist dies nicht spurlus vorübergegangen: Benzin und Diesel (der nicht so stark angezogen hat) sowie Heizöl haben schon wieder kräftig angezogen. Was man derzeit noch nicht so stark wahrnimmt, da ja hier 2008 absolute Höchstpreise zu zahlen waren...
Hört man derzeit diversen Ölexperten bzw. Ölförderern zu, so ergibt sich durchaus Anlass zur Sorge:
Die Höchstkapazitäten in der Ölförderung sind in den meisten der wichtigen Erdölförderländern schon längst erreicht. Es werden zwar laufend Ölfunde gemeldet - deren Ausmaße sind jedoch nicht mehr sensationell bzw. deren Erschließung wird immer schwieriger.
Hinzu kommt, dass sich die Ölkonzerne in letzter Zeit mit Investitionen sehr zurückgehalten haben - kein Wunder angesichts der Finanzkrise und einen schwer auf die Gewinne drückenden Ölpreis.
Wenn also die Weltwirtschaft (deren Antriebsmotor sehr oft noch mit Öl gespeist wird) nur geringfügig schrumpft, andererseits aber die Fördermengen schon bald reduziert werden (künstlich durch die OPEC oder auch natürlich), kann man schon sehr bald wieder damit rechnen, dass die Rohölpreise die 100-Dollar-Marke wieder ins Visier nehmen.
Für die Wirtschaft (wie auch für die Privathaushalte) wäre ein hoher Ölpreis in der noch zu bewältigenden Wirtschaftskrise ein ganz schwer zu verdauender Brocken.
Zwar könnten dann einige Oligarchen wieder ihre Schulden bezahlen (was der Wirtschaft und der Finanzwelt auch nicht schlecht tut) - die Nachteile würden aber überwiegen. Man denke nur an die ohnehin schwer gebeutelten Branchen wie: Autoindustrie, Speditionen, Fluggesellschaften & Co.
Von den Privathaushalten (steigende Arbeitslosigkeit sowie Armut) gar nicht einmal zu sprechen...
Leider also keine guten News von der Ölfront - Alternativenergien werden bald wieder sehr gefragt sein. Wer jetzt in diese investiert, ist langfristig wohl auf der sicheren Seite.
Kurzfristig könnte man aber auch mit Ölaktien jedenfalls bald wieder etwas verdienen...das Gegenteil wäre der Geldmarie lieber.
Ad hoc-Meldung - Mai 2009