Große Freude bei den Konsumentenschützern: Der AWD wurden nun in Sachen Fehlberatung beim Verkauf von Immofinanz-Aktien rechtskräftig zu Schadenersatz verurteilt.
Abseits der derzeit noch in Prüfung bzw. Bearbeitung befindlichen Sammelklagen des VKI (Verein für Konsumenteninformation) gegen den AWD gewann nun ein "konservativer Anleger" seinen Prozess: Der AWD hatte gegen ein Ersturteil zwar noch Berufung eingelegt, diese nun aber letzte Woche zurückgezogen.
Klarerweise (und wohl auch richtigerweise) bezeichnet die AWD das verlorene Verfahren nicht als "Musterfall" - Anwälte von AWD-Geschädigten sowie Konsumentenschützer tun dies natürlich sehr wohl.
Denn die großen Sammelklagen sind erst in Vorbereitung - immerhin muss man hier unzählige Einzelfälle einarbeiten. Alleine beim VKI wird eine Sammelklage mit ca. 2.300 Geschädigten vorbereitet. Man kann sich also sehr gut vorstellen, dass AWD-Österreich (im Falle von Schuldsprüchen bzw. bei einem Vergleich) kräftig in die eigenen Taschen greifen wird müssen.
Die Linie der Kläger ist klar: Konservativen Sparern wurde eine Aktie als sicheres Sparprodukt bzw. als Immobilienfond verkauft. Auch hätte man seitens mancher AWD-Berater behauptet, dass es sich um mündelsichere Anlagen handelt. Auch einige ehemalige AWD-Berater bestätigen mittlerweile in den Medien derartige Beratungsgespräche.
Die schlechte Nachricht: Es handelt sich natürlich um eine (Immobilien-)Aktie, deren Wert auch aufgrund einiger seltsamer Vorgänge im Haus Immofinanz sowie Immoeast (aber auch aufgrund der katastrophalen Lage am Immobilienmarkt im Schatten der Finanzkrise) ins Bodenlose fiel.
Und genau dort wachten die Anleger dann auf und begaben sich "Betrug, Betrug" brüllend zum Anwalt, zu Prozesskostenfinazierern (z.B. Advofin) sowie zum VKI. Teilweise (aufgrund der effektiven Beratungsmängel) wohl nicht ganz zu unrecht.
Meinl European Land, Madoff, Immoeast, Immofinanz, AMIS, Hypo Real Estate, AvW...man könnte diese Liste endlos fortführen.
Die Ursachen solcher Klagen aufgrund von starker Verlusten (bzw. Totalverlusten) sind fast immer die gleichen:
Auch wenn es derzeit aufgrund der Wirtschaftskrise besonders viele Unternehmen sind, deren Expansionspläne zu schnell gebremst wurden und deren Anleger nun mit großen Verlusten dasitzen: Das oben genannte System wiederholt sich alle paar Jahre.
Und dann begeben sich "Betrogene" ins Scheinwerferlicht der Medien und jammern über die (oft zutreffende) Fehlberatung.
Die Profitgier kann man nicht abschaffen. Ähnliche Geschäfts- und Vertriebsmodelle mit spekulativen Anlagen für die breite Masse wird es immer wieder geben.
Die Unternehmer wären gut beraten, sich hinkünftig relativ solider und ausgebildeter Vertriebskanäle (Banken und Versicherungen bzw. geprüfte Finanzberater) zu bedienen - alleine um Fehl- oder Falschberatungen zu vermeiden. Jeder Anleger MUSS wissen bzw. verstehen und auch unterschreiben, was er da gekauft hat!
Der AWD (und die ganze Finanzbranche) muss die Ausbildung seiner Mitarbeiter massiv verbessern. Beraterhaftung und Anlagerprofil des Kunden dürfen keine leeren Worte mehr sein.
Und schließlich auch noch ein Tipp für Anleger: Lassen Sie sich die aktuellen Prozesse ein Lehre sein und lassen Sie sich kein X für ein U vormachen. Bevor Sie etwas unterschreiben, fragen Sie einen Fachmann, worum es sich da handelt (Versicherung, Bank, geprüfter Finanzberater). Warum auch sollte Ihr Bekannter plötzlich die Geschäftsidee des Jahrhunderts verkaufen dürfen - wo er doch vor Jahren noch gar nicht so viel mit Finanzen am Hut hatte...
Von Finanzprodukten außerhalb der klassischen Banken- und Versicherungslandschaft sollte der konservative Anleger jedenfalls die Finger lassen. Von Renditeversprechungen wie "10% und mehr pro Jahr & Co." ebenfalls. Eine Altersweisheit der Geldmarie;-)
Ad hoc-Meldung - Mai 2009