...wäre die Geldmarie am Sonntag (24.05.09). Auch wenn der Titel dieser kleinen Geschichte über verpasste Umsätze der heimischen Gastronomie etwas übertrieben ist - so ganz weit hergeholt ist er nicht. Aber lesen Sie selbst:
Zwecks anschließendem Besuch eines (restlos ausverkauften) AC/DC-Konzertes im Wiener Praterstadion begab sich die Geldmarie samt Zechkumpanen (der in Folge kurz "Herr A." genannt wird) in den Wiener Prater. "Konzertniveau AC/DC herstellen" war die Devise.
Für die wenigen Lesen, die diese australische "2-glatt-2-verkehrt-Rockband" nicht kennen kurz zur Erklärung: Ein paar gepflegte Biere (frei nach Herrn Edmund Sackbauer) trinken. Ganz kurz: "Vorglühen".
Auch wenn der Plan, dem bekannten Schweizerhaus aus dem Wege zu gehen und in die normalerweise weniger frequentierte Luftburg auszuweichen kein schlechter war - den hatten offensichtlich auch andere Pratergäste und AC/DC-Konzertbesucher. Der Prater war gerammelt voll mit dunklen (aber zumeist eher harmlosen) Gestalten jenseits der 40, welche sich die Zeit bis AC/DC mit ein paar Bieren plus Stelze (und anderen "gesunden" Speisen) vertrieben.
Sogar Lokale, welche sonst eher nur von Pegeldrinkern frequentiert werden hatten an diesem schönen Maisonntag einen vollen Garten. Und die Luftburg war abgesperrt. Blöde Gschicht.
Sodenn: Die Geldmarie & Herr A. weichen als routinierte "ab-und-zu-Praterbesucher" ein wenig an die Peripherie aus und suchen die ebenfalls dem Hause "Kolariks Freizeitbetriebe" (Schweizerhaus, Luftburg & noch weitere Lokale) angehörige "Praterfee" auf. Wenig Ambiente - aber dafür 2 freie Sitzplätze sowie das Versprechen auf der Karte: "Stelze und Budweiser".
Was sich die nächsten Stunden dann im hinteren Eck der Praterfee abspielte, war reinste Verweigerung aller marktwirtschaftlichen Logik und kann hier nur ansatzweise trefflich beschrieben werden:
Völlig überlastetes und nervlich wie augenscheinlich auch fachlich inkompetentes Personal vertrieb massenweise konsumwillige Gäste!
Auch wenn nur ca. 5 Tische einsehbar waren: Auf diesen standen nur leere Gläser herum und absolut indisponierte Kellner verweigerten den ca. 30 wartenden (hungrigen und durstigen) Gästen die Bedienung. Anstatt Bestellungen aufzunehmen schlichtete ein Kellner z.b. sinnlos Teller hin und her - es schien, als hätte er schon Angst vor den (immer lauter nach Bedienung rufenden) Gästen.
Die Geldmarie war etwas im Vorteil: Herr A. ist ein sehr hungriger und durstiger Mensch - und wird optisch wohl (zumindest) als Respektsperson wahrgenommen. Regionale Stemmererfolge vor Jahrzehnten sind nicht spurlos an F. vorübergegangen. Mit rhetorisch feiner (aber bestimmter) Klinge und einem kurzen Sprint in Richtung wieder flüchtenden Kellner gelang es nach 2 bis 3 vorherigen Fehlversuchen, nun zumindest eine deutliche Bestellung über 4 Biere (man hatte die Lage schon verstanden und bestellte somit gleich doppelt) abzugeben.
Während die anderen Tische vom nervösen Bereichskellner einfach übergangen wurden (einzig dem im Eck befindliche Stammtisch wurde noch ein wenig Gehör geschenkt) konnten wir nach 3 Anfragen sogar eine Stelze ordern. Ob der vorherrschenden Hektik des Kellner beließen wir es bei unkomplizierten Beilagenwünschen.
Und sieh an: Die Stelze kam innerhalb von 10 Minuten. Einzig das vor 30 Minuten bestellte Bier (also eigentlich: 4 Bier) war noch nicht da. Dass die Stelze sowie die Beilagen jeweils einzeln serviert wurden und wir uns Besteck sowie Teller selbst holten, sei hier nur am Rande erwähnt. Vielmehr erwähnenswert der Aufschrei am Nachbarstisch: Dort wurde eine Stelze schon vor 1,5 Stunden bestellt. Was uns aber wurscht war - dem Kellner ob des Gebrülls eher weniger. Der Nachbarstisch hatte dann in 5 Minuten seine Stelze;-)
Inzwischen hatten auch schon 3 nette Steirer (welche gleichfalls in Vorbereitung auf das kommende Konzert waren) an unserem Tisch Platz genommen (eine Großfamilie hatten den Tisch nach 45 Minuten Komplettignoranz dann doch verlassen) und waren gleichfalls schon halb am Verdursten. Nachdem die Geldmarie und Herr F. ja eigentlich sehr nette Menschen sind (und den ersten Durst sowie den gesamten Stelzenhunger schon gestillt hatten) schoben wir inszwischen solidarisch die "Reservebiere" zu den alten Buben.
Es sollte ca. 20 Minuten dauern, bis diese Bierschuld dann eingelöst war. Inzwischen hatten wir viel Zeit (und zugegeben: auch jede Menge Amusement), die Geschehnisse im Biergarten zu beobachten: Allerorts angefressene (aber kaum satte) Menschen, die entweder Bestellungen abgeben oder endlich zahlen wollten. Selbst in kapitalistisch noch nicht sehr versierten Lokalen der Nachbarstaaten hat man das vor 20 oder 30 Jahren noch mit mehr "Perfektion" hingekriegt...
Auch wenn man selbst halbwegs "rasch" bedient wurde (ob der eindringlichen Nachfrage des Herrn A.) - es handelte sich zweifelsohne um die schlechteste Kellner-Bar-Kombination, welche die Geldmarie je bei der Arbeit gesehen hatte. Auch die Anzahl der Zapfhähne im Hause war nicht unbedingt dem Ansturm von Gästen entsprechend. Pausenlos kam die Zapfdame raus und erklärte, dass Sie keinen Bon erhalten habe - und zwar gegenüber den Gästen;-) Das Spiel wiederholte sich unentwegt - man hatte schon fast den Verdacht, dass das System hat.
Versteckte Kamera konnten wir jedoch nicht entdecken - alles echt. Echt schlecht. Und das 3. Bier (ca. 5x nachbestellt) war dann auch noch relativ warm - ein klares Zeichen für schlechte Vorbereitung der Geschäftsführung.
Und weils schon so lustig war, bestellten wir gar noch ein Bier Nummer Vier: Welch böses Ansinnen! Der Kellner (es war inszwischen auf den Bänken schon leerer geworden) erwartete eigentlich das Bestellen der Rechnung und wurde duch die Bestellung von 3 weiteren Bieren (ein Steirer wollte auch noch eines) schwer getroffen - und verdrehte klar sichtbar die Augen. Der Kunde als Feind.
Die vielleicht größte Überraschung dann beim Zahlen: Die Rechnung stimmte unerklärlicherweise genau! Irgendwie hatte der gute Mann (oder dessen elektronisches Boniersystem, dass den ganzen späten Nachmittag doch gar nicht funktionieren wollte) doch die richtige Anzahl gespeichert...
Wie das ging - keine Ahnung!;-)
Ein paar Meter weiter Richtung Stadion kam dann bei der Geldmarie doch noch Freude auf: Am Vorplatz zur Krieau hatte sich ein Bierstandl mit Dosenbier der Marke "Ottakringer Ottarocker" breitgemacht - und verkaufte fleißig die wunderschönen schwarzen Bierdosen (mit gelber Schrift) zum gar nicht so billigen Preis von ca. 3,40 Euro (oder so).
Wieder einmal zeigte sich hier, dass Ottakringer marketingtechnisch 1A unterwegs ist. Auch nach dem Konzert waren die Heurigenbänke bei dem Bierstand dann sehr gut ausgelastet - im Gegensatz zu der "After-Concert-Veranstaltung" in der Krieau. Eintritt wollte nämlich an diesem Tag keiner mehr bezahlen - die billigsten Karten bei AC/DC waren nämlich bei ca. 80 Euro angesiedelt...
Da gab man sein Geld lieber für eine schöne Dose Ottarocker oder an den Fanshops von AC/DC (selten solche Schlangen gesehen) aus.
Auch im Stadion dürfte die Bierversorgung dann ziemlich versagt haben - die Geldmarie und Herr A. verweigerten jedoch (taktisch sehr klug) das Stadiongesöff (und auch den Besuch der überfrequentierten Toilettanlagen). Schließlich weiß man, dass bei (Hard-)Rockkonzerten die Männertoiletten fast so begehrt sind wie die Bierstände.
Was aber die Bierindustrie an diesem Tag mehr hätte verkaufen können, hätte die Geldmarie gerne als Jahreseinkommen.
In kurzen Worten (da ja die Geldmarie doch nicht noch weiter abschweifen möchte): Alle Erwartungen erfüllt, mit einigen (wenigen) Nummern sogar etwas übertroffen. Altern in Ehre, jedoch würdelos;-)
Ein wenig traurig stimmen die (bei Rock- und Popgrößen) mittlerweile unglaublich hohen Ticketpreise: 80 Euro für irgendwo ganz hinten... Da lobt die Geldmarie an dieser Stelle noch schnell einige Ausnahmen: Tote Hosen, Ärzte, Green Day, Beasts of Bourbon & co. gebens nach wie vor etwas fan-freundlicher.
Ad hoc-Meldung - Mai 2009