Mit großer Euphorie werden dieser Tage Zahlen zur KFZ-Zulassungsstatistik April 2009 präsentiert. Lassen Sie sich nicht täuschen - es handelt sich um den Versuch, die von der Geldmarie eher negativ beurteilte Verschrottungsprämie über den grünen Klee zu loben und zu rechtfertigen. Politisches Kleingeld bzw. unnötige Kammergesänge.
Waren im Jänner 2009 noch Rückgänge von mehr als 13% zu verzeichnen, im Februar dann mehr als 14% Minus, so gab es im März dann einen Rückgang der KFZ-Neuzulassungen (jeweils zum Vergleichmonat 2008) um solide 11,5%.
Wer sich in diesen Monaten ohnehin ein neues Auto kaufen wollte (und eine wirklich alte Kraxn zu Hause hatte), wartete natürlich auf den April - denn ab April 2009 gibt es ja 1.500 Euro Verschrottungsprämie (jeweils die Hälfte tragen Händler und Steuerzahler).
Und sieh an: 12.600 von derzeit möglichen 30.000 Verschrottungsprämien sind weg - was für eine Überraschung. Plus 8,8% im Vergleich zum gar nicht so schlechten April 2008 können gefeiert werden. Aber gibt es wirklich Grund zur Freude? Wohl nicht.
Denn es handelt sich hiebei eindeutig um ein Strohfeuer - vielleicht werden es die Mai-Zahlen schon beweisen. Spätestens in den Sommermonaten wird (Verschrottungsprämie hin oder her) wieder der Katzenjammer in den Autohäusern ausbrechen.
Katzenjammer gibt es ohnehin schon bei den Verkäufern von LKW's: Um mehr als 36% gingen im April die Verkäufe zurück. Sattelzugfahrzeuge wurden gar um fast 59% weniger verkauft. Die Landwirte hielten sich bei land- und forstwirtschaftlichen Zugmaschinen (zumeist Traktoren) nur um 2,6% zurück.
Ein weiteres, interessantes Detail: Die Benziner gewinnen wieder die Oberhand (57,7%) - und wie zum Hohn ist der Dieselpreis wieder weit unter dem Benzinpreis. Offensichtlich verschlafen hier einige wieder die Trendwende - ob diese allerdings auf Dauer ist, wagt auch die Geldmarie nicht mit Sicherheit zu behaupten. Mangels Nachfrage aus dem Speditionsbereich (Branche kämpft) sollte der günstige Dieselpreis aber eine Weile andauern...
Sehr interessant jedenfalls die Zahlen bei den leichteren Motorrädern und Mofas: Diese haben derzeit hohe zweistellige Zuwachsraten. Auch ohne Verschrottungsprämie. Ein wohl ziemlich eindeutiger Hinweis, dass viele auf Zweirad umsteigen (müssen). An dieser Stelle wäre natürlich auch eine Fahrradverkaufsstatistik von Interesse - die ist jedoch IMO aktuell nicht aufzutreiben.
Einen kleinen (erfreulichen) Einschätzungsirrtum muss die Geldmarie an dieser Stelle eingestehen: Im Kleinstwagensegment tobt derzeit durchaus ein Preis- und Rabattkampf. Und genau dort werden zur Zeit die meisten Umsätze gemacht. Umsätze, die die Autoindustrie dringend braucht. Im Trend: Weniger KW = weniger Steuern und weniger Versicherungsbeiträge. Autokrise eben.
Achten Sie aber bei den Preisangaben (in der Werbung) immer darauf, wieweit für Sie die Verschrottungsprämie überhaupt in Frage kommt - da viele "alte" Fahrzeuge noch gar nicht verschrottungsreif sind bzw. höhere Verkaufserlöse bringen würden, ist diese für Autokäufer nämlich irrelevant.
Geldmarie-Tipp: Kräftig handeln und mehrere Händler besuchen - es zahlt sich derzeit besonders aus.
Ad hoc-Meldung - Mai 2009