Geisterten zuletzt noch Meldungen über einen 5:1-Kapitalschnitt des slowakischen Billigfliegers Sky Europe herum, gibt es seit 22.06.09 Nachrichten, die noch kaum jemanden verwundern: Sky Europe hat heute in der Slowakei Insolvenz angemeldet. Was aber lt. slowakischem Recht noch nicht mit Konkurs bzw. dem Ende der Airline gleichzusetzen ist - der Betrieb läuft schon alleine aus Gläubigerinteressen vorerst weiter, Tickets behalten ihre Gültigkeit, Investoren werden dringend gesucht.
Schon in den letzten Monaten sprach man ständig von drohender Insolvenz: Sky Europe konnte einen Millionenkredit an York Global Finance (der Hedgefonds hält fast 30% des Grundkapitals von Sky Europe) nicht bedienen - dieser wurde mehrfach prolongiert. Auch die Nachrichtenlage über die längst fällige Bilanz für das Geschäftsjahr 2007/2008 war ein klares Indiz: Der Abschluss wurde mehrfach verschoben und die Wirtschaftsprüfer der KPMG verweigterten den Bestätigungsvermerk für die Bilanz.
Der heute bekanntgegebene Insolvenzantrag ist also keinesfall überraschend - wenn auch (schon aufgrund der vielen beteiligten Aktionäre aus Österreich) sehr traurig.
Dabei begann es 2001 äußerst ambitioniert: Ein engagiertes Team rund um Vorstand Christian Mandl gründete in der Slowakei die Billigfluglinie - und war damit sofort die größte Fluglinie aus der Slowakei (wenn auch das Kapital massiv aus Österreich kam).
Mit unglaublichen Tiefstpreise konnte man die heimische AUA massiv ärgern - und so mancher Fluggast ließ sich auf den kleinen Umweg nach Bratislava ein. Insbesondere Ostdestinationen zu Schleuderpreisen machten Sky Europe bald sehr beliebt und bekannt.
2005 war man zwar von der Gewinnzone noch immer weit entfernt (trotz guter Konjunkturlage) - der Börsegang in Wien (und Warschau) war aber halbwegs als Erfolg zu werten. Auch in Folge stiegen die Umsätze und die transportierten Passagiere stark - doch um die Rentabilität der Linie war es immer schlechter bestimmt. Der Aktienkurs verfiel und die Nachrichtenlage verschlechterte sich.
Christian Mandl (der auch viele Aktien bestitzt) zog sich dann vom Vorstand in den Aufsichtsrat zurück (November 2007) - doch auch die neue Chefetage konnte das Ruder nicht mehr herumkriegen - bzw. die Finanzkrise und die damit verbundenen Probleme für die Luftfahrt gaben der Sky Europe den Rest.
Ein kolportierter Finanzbedarf von 20 Mio. Euro besteht - ob sich bei der derzeitigen Marktlage noch mutige Investoren (Hedgefonds & Co.) finden werden, kann man anzweifeln.
Die aktuelle Aktionärsstruktur: Ca. 30% York Global Finance, ca. 10% die ASP-Holding - der Rest (ca. 60%) befindet sich im Streubesitz.
Es scheint, dass man hier eindeutig zu spät auf die Kostenbremse gestiegen ist. Sky Europe war immer auf dünnem Eis unterwegs - hätte aber schon nach ein paar Jahren die Gewinnzone ansteuern müssen (und die Expansion bremsen bzw. das Preisdumping reduzieren sollen). Auch das relativ späte Ansteuern des Flughafen Wien-Schwechat (viele Österreicher wollten nicht von Bratislava bzw. nach Bratislava fliegen) war nicht glücklich gewählt und nie von Gewinnen geprägt.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist also ein Totalverlust bei den Aktien zu erwarten - wer jetzt noch genug Stücke im Portfolio hat um die Mindestspesen der Bank zu übertreffen, könnte noch ein paar Euro retten. 90 Tage bleiben dem aktuellen Board jetzt noch Zeit, noch einmal die Kurve zu kriegen. Der Ticketverkauf der Sky Europe wird sich aber wohl nur noch im kurzfristigen Bereich abspielen - auch kein Vorteil...
Sieht also ganz so aus, als ob Niki Lauda mit seiner "Niki" (Fly Niki) die heimische Lufthoheit (was den heimischen Besitzanteil anbelangt) übernimmt;-)
Nachtrag 23.06.09: Eine Sky-Maschine wurde heute bereits (aufgrund offener Rechnungen) auf dem Pariser Flughafen Orly festgehalten. Mit derartigen Meldungen wird die Suche nach einer Finanzspritze wohl noch schwerer - und die Auswirkungen solcher Nachrichten auf den Ticketverkauf sind mit Sicherheit keine guten...
Ad hoc-Meldung - Juni 2009