In den letzten Wochen waren viele Kommentare von Konsumentenschützern in Sachen Lebensversicherung zu hören bzw. zu lesen - und die Geldmarie hat sich darüber (zumindest teilweise) durchaus geärgert.
Denn wer ein Testresultat bekannt gibt, sollte es auch interpretieren können. Und genau dies erfolgte diesmal (wobei sich der VKI besonders "bewährte") nicht sehr qualitativ. Hier die Fakten:
Der VKI hat 18 (welch breite Auswahl!!!) Lebensversicherungen getestet und dabei festgestellt, dass zumeist wesentlich weniger ausbezahlt wurde, als die Versicherungen ursprünglich "versprochen" hätten. Statt "versprochenen" 4,5% waren es eben dann doch nur "1,5%"...
Und hier liegt auch schon der erste Hund begraben: Eine Versicherung kann keine Zinssätze versprechen - sie kann (und tut) seriöserweise nur anhand des aktuellen Zinsniveaus schätzen, wie sich die Erträge in den nächsten 10, 15, 20 oder noch mehr Jahren entwickeln werden. Und wenn vor 15 Jahren das Niveau bei ca. 4 bis 5% war, schätzt man eben beim Abschluss auf 4,5%. Die Geldmarie hatte auch schon jede Menge Kunden, die wesentlich mehr erhielten, als geschätz wurde - die hatten eben das Glück der "besseren Jahre". Bei kurzen Laufzeiten (z.B. 10 Jahre) kann man da schon auch einmal Pech haben...
Einzig die Garantiesummen (auf allen Offerten bzw. auch auf den Polizzen ersichtlich) sind fix - der Rest ist ziemlich vom weltweiten Zinsgefüge abhängig - und das können die heimischen Assekuranzen kaum beeinflussen...
Hund Nr. 2: 1,5 % sind zwar wahrlich keine tollen Ergebnisse - aber in den letzten Jahren waren kaum hohe Erträge möglich (niedriges Zinsniveau). Viele andere Veranlagungen (wie z.B. Pensionskassen) brachten schwere Verluste - die Lebensversicherungen waren da zwar langweilig, aber sicher...
Und wer sich die Lebensversicherung dann als lebenslange Rente auszahlen lässt (bei alten Polizzen gar nicht notwendig), konnte diese sogar steuerlich geltend machen: Das erhöht die Rendite massiv. Doch davon kein Wort...
Es stimmt schon: Wenn Sie eine Lebensversicherung jährlich (im Voraus) bezahlen, kommt mehr raus als bei monatlicher Zahlung. Ist auch logisch - denn die Versicherung kann ja auch sofort das Geld veranlagen.
Diese Kundenentscheidung jedoch den Versicherungen anzulasten, ist schlichtweg unfair: keine Versicherung würde sich gegen Jahresbeiträge wehren. Im Gegenteil: Was man hat, das hat man.
Doch die Mehrzahl der Kunden kann sich einen Jahresbeitrag gar nicht leisten - immerhin handelt es sich ja zumeist um die vielzitierten "kleinen Sparer". Das sollte der VKI auch einmal wissen.
Ein Lebensversicherungsoffert ist schon lange keine "Katze im Sack" mehr. Natürlich kann keine Versicherung beim Abschluss auch schon den exakten Gewinn in 30 Jahren voraussagen. Demnach schätzt man diesen (zumeist schon sehr seriös und realistisch ob der aktuellen Erwartungen). Eine Lebensversicherung ist eben kein Kapitalsparbuch.
Ein Angebot einer einfachen Lebensversicherung ist mehrere Seiten lang und weist (bei seriösen Anbietern) sämliche Erfordernisse der FMA-Aufsicht auf - derartige Zahlen und Fakten wurden übrigens auch mit Konsumentenschützern erarbeitet. Wenn man nun von der "Katze im Sack" spricht, so hat man selber am Sack gestrickt.
Wer lesen kann, sieht auf so einem Offert dank Konsumentenschutzh schon fast zu viel (und übersieht oft das Wesentliche - den Versicherungsschutz). Denn eine Lebensversicherung trägt nicht nur den Vorsorge- und Spargedanken mit sich sondern dient auch zumeist der Absicherung von nahestehenden Menschen (bzw. auch Banken & Co.).
Dass sich der Ablebensschutz negativ auf den Ertrag einer solchen Versicherung auswirkt, sollte klar sein: Wenn jemand mit einer 200-Euro-pro-Monat-Polizze und 100.000-Euro-Ablebensschutz nach ein paar Monaten verstirbt, erhalten dessen Begünstigte 100.000 Euro. Das kommt schon ab und zu einmal vor - und schmälert natürlcih auch die Erträge der Versicherungsgemeinschaft.
Solche -nicht unwesentliche- Fakten sollten beim Vergleich mit anderen Vorsorgeprodukten nicht vergessen werden...
Wie schon erwähnt: Die Angebotsblätter von Lebensversicherungen verbrauchen viel Papier (wo sind hier die Umweltschützer?;-). Es ist natürlich nicht uninteressant, wieviel Kosten die Versicherungen ("Verwaltungskosten"), die Vermittler ("Provisionen") bzw. die Steuer ("Versicherungssteuer") verursachen.
Wer die Angebote genau liest, kann das einfach rauslesen. Man könnte das aber noch transparenter gestalten bzw. die Kosten auf (noch) mehr Jahre verteilen - dies würde auch eventuelle Rückkaufswerte (bei vorzeitiger Kündigung) steigen lassen. Hier sollte man schön langsam von den heimischen Methoden auf europäisches Niveau kommen - zumeist werden die Kosten nämlich international über längere Zeiträume (als in Österreich) verteilt. Auch wenn die heimischen "Keiler" raunzen werden - dass erhöht das laufende Einkommen und lässt (bei hohen Beträgen) die Steuerkurve flach.
Dass Versicherungen und gute Berater nicht gratis arbeiten und dafür auch Geld kassieren, kann ruhig klar und deutlich gesagt (und ausgewiesen) werden. Hochklassige Anlageberatung darf auch Geld kosten - und zumeist sind da schon ein paar Stunden Beratung bzw. Arbeit dahinter. Wieviel kostet die Autospenglerstunde nochmals?....Auch die Versicherungssteuer von 4% jeder Prämienzahlung muss übrigens erst einmal verdient werden.
Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar - und sollte ihnen auch oft gesagt werden. Der VKI arbeit zumeist sehr seriös und deckt viele Schwächen im System auf. Hier wurde aber nicht solide genug präsentiert. Oder möchte man die Menschen in fondsgebundene Lebensversicherungen oder Aktienanlage treiben? Wohl nicht.
Ad hoc-Meldung - Juni 2009