Von Jubelmeldungen und Rekordergebnissen ist dieser Tage wenig zu lesen. Eher das Gegenteil: "Gewinnwarnung", "Ergebniseinbruch", "schwere Verluste" etc. liest man in den Schlagzeilen der Zeitungen schon häufiger. Kein Wunder: Die Finanzkrise dürfte nach ca. 1 Jahr schön langsam den Höhepunkt erreichen.
So richtig bergab ging es nämlich außerhalb den USA erst ab September 2008 - derzeit wird noch mit Rekordergenissen aus der besseren Jahreshälfte 2008 vergleichen.
Gerade bei der Erste Bank Group hatten viele Schwarzseher böse Vorahnungen: Die Expansion im Osten sei zu risikoreich und die Ausfalle würden die Bank ernsthaft in Schwierigkeiten bringen. Diese Vermutungen haben sich aber nur teilweise bestätigt:
Wenn man im Halbjahr einen Rekordgewinn von 1,78 Mrd. Euro erziehlt, diesen dann aber aufgrund von Kreditabschreibungen und Vorsorgen auf einen Nettogewinn von 492 Mio. Euro reduzieren muss ist das natürlich ein fettes Stück an Ausfällen. Doch die 492 Mio. Euro sind im Vergleich zum (guten) Vorjahr nur ein relatives kleines Minus von ca. 23%.
Im Normalbetrieb würde man von einem Gewinneinbruch sprechen - angesichts der Finanz- und Bankenkrise kann man eher von einem tollen Erfolg sprechen. Die Kritiker werden mit solchen Ergebnissen jedenfalls wesentlich leiser werden - und die Erste Bank kann sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Sogar eine Dividende wird in Aussicht gestellt - auch die Rückzahlungen für das vom Staat Österreich aufgenommene Hybridkapital (Partizipationskapital) werden (zur Freude des Finanzministers aber auch von privaten Zeichnern ähnlicher Papiere der Ersten Group) wohl plangemäß aufgenommen werden. Damit hat man der Volksbank bzw. der Kärtner Hypo schon etwas voraus...
Aufgrund der noch weiterhin zu erwartenden Kreditausfälle ist die Bank aber weiterhin etwas unter Druck - diese müssen nämlich auch hinkünfig verdient werden. Die Mitarbeiter der Erste Group werden demnach auch in den nächsten Jahren unter Kostendruck sein - ob es zu Kündigungen kommt, bleibt abzuwarten. Immerhin sind in der gesamten Erste-Gruppe ca. 56.000 Menschen beschäftigt.
Die Geldmarie meint: Weiter so - solche Nachrichten braucht eine Finanzkrise. Der Börsenkurs der Erste Bank Group war der gleichen Meinung und stieg heute gleich um satte 7,95%. Für eine nachhaltige Empfehlung der Aktie scheint es aber noch zu früh (nur für sehr mutige) - die nächsten Quartale könnten den Weg der Großbank aber entscheidend konsolidieren und das Vertrauen in heimische Banken wieder stärken.
Ad hoc-Meldung - Juli 2009