Musste man sich im 1. Quartal noch an schlechte und katastrophale Nachrichten aus Wirtschaft und Finanz gewöhnen, so trat im 2. Quartal 2009 mehr als ein Gewöhnungseffekt ein: Erste Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaftslage sind zu erkennen.
Soweit die gute Nachricht. Die schlechte : Es geht noch eine Weile bergab. Zumindest in den meisten Branchen und wohl noch ein wenig rascher. Denn der Höhepunkt der Wirtschaftskrise steht zweifelsohne noch bevor.
Nach jedem Quartal kommentiert die Geldmarie wesentliche Ereignisse und Wirtschafts- bzw. Finanzmarktdaten - hier die kleine "Ansprache zu Lage der Finanznation" für das 2. Quartal.
Nahezu alle Unternehmen haben nun das Geschäftsjahr 2008 bilanziert - und mit großer Freude kann man feststellen, daß fast durchwegs (zumindest was die börsenotierenden Unternehmen anbelangt) noch Gewinne erzielt wurden.
Diese schrumpfen aber bei den Topfirmen gewaltig - und werden 2009 noch wesentlich geringer ausfallen - soweit man überhaupt Gewinne erzielen wird.
Auch wenn es bisweilen keine Katastrophenmeldungen a la "Quelle in Nöten, Opel vor dem Aus" wie in Deutschland gab - fast alle Großbetriebe bauen massiv Mitarbeiter ab, schließen Geschäftsstellen und fahren demnach auch geringere Umsätze ein.
Die weltweiten Katastrophenmeldungen waren jedoch in den letzten Monaten eher gering (man denke hier nur an das letzte Quartal 2008 sowie das erste Quartal 2009) - es dürfte halbwegs gelungen sein, zumindest die Bankenlandschaft (mit viel Steuergeld) zu stabilisieren.
Auch für Österreich ist es wesentlich, dass sich die Banken raschest konsolidieren - und damit auch wieder die dahinsiechende Industrie sowie weitere Betriebe mit Geldern (Krediten) unterstützen können.
Große Freude auch bei den meisten Aktionären - derzeit liegt der ATX knapp über 2.100 Indexpunkten - Anfang April waren es ca. 1.800. Also ein nettes Plus und ein klarer Aufwärtstrend im 2. Quartal, der sich auch an den meisten internationalen (und wichtigeren) Börsen zeigte.
Aber Achtung: Auch wenn ein Einstieg in den Aktienmarkt aufgrund des niedrigen Kursniveaus lohnend erscheint - im Sommer herrscht oft Flaute ("sell in May and go away"). Reich wird man wohl die nächsten Monate nicht - auch die Quartalszahlen werden den flauen Sommerhandel wohl kaum bereichern.
An schwächeren Tagen könnte man jedoch selektiv zuschlagen...
Es wird kräftig abgebaut. Wo keine Möglichkeit der Kurzarbeit besteht, wird beinhart entlassen. 230.000 Arbeitslose gab es im Juni 2009, 62.000 Menschen in Schulungen kann man hier noch hinzuzählen. Tendenz weiter stark steigend.
Es gelten die gleichen Annahmen wie im 1. Quartal 2009 zu lesen stand: Wenn nicht schon 2010 wieder ein klarer Wirtschaftsaufschwung zu verzeichnen ist (und davon ist derzeit nicht auszugehen), wären auch an die 500.000 Arbeitslose (oder mehr) nicht erstaunlich. Denn derzeit ist die Bauwirtschaft und der Tourismus aktiv - das ändert sich im Herbst/Winter dann gewaltig.
Minus 4,3% (im Vergleich zu 2008) wird die Wirtschaftsleistung Österreichs heuer laut OECD schrumpfen. Die (besseren) Prognosen von WIFO sowie die "optimistischen" Annahmen der Politik werden somit klar widerlegt: Unrealistisch geschätzt und falsch budgetiert - das wird wieder einmal teuer...
Auch 2010 soll (lt. OECD) die Wirtschaftsleistung Österreichs noch leicht schrumpen - im 2. Halbjahr 2010 erwartet man aber schon wieder ein leichtes Ansteigen der heimischen Wirtschaftsleistung. Doch das 2. Halbjahr 2010 ist noch ziemlich fern...
Die Inflationsrate lag im Mai in Österreich bei 0,3% - dort bzw. in der Nähe wird diese auch höchstwahrscheinlich den Rest des Jahres verweilen.
In der Eurozone wurde zuletzt (Juni 2009) sogar schon eine minimale Deflation gemessen - eine Deflation wurde seit der Euroeinführung bisweilen noch nie verzeichnet.
Sollten die Energiepreise (Ölpreis!) nicht weiter steigen, kann man das Inflationsthema für heuer fast vergessen. Eine höhere Deflation wäre derzeit auch nicht sehr wünscheswert - denn diese würde möglicherweise den Konsum massiv einbremsen und noch einige Firmen vom Markt werfen (= mehr Arbeitslose und noch schlechterer Konsum). Eine kurzfristige Deflation von 0,1 bis 1,0% sollte jedoch verschmerzbar sein.
Die Zinsen sind im Keller - und werden dort auch verweilen. 2% für täglich fällige Gelder sind schon nett - auch für langfristige Veranlagungen werden kaum höhere Zinsen geboten. Das wird sich wohl auch im 3. und 4. Quartal 2009 kaum ändern - wahrscheinlich auch 2010 und in den Folgejahren nicht.
Von längeren Bindefristen rät die Geldmarie derzeit ab. Kredite könnten jedoch die nächsten Jahre wieder leistbar sein.
Schön langsam nehmen (fast) alle Großbanken die Mittel des Finanzministers mit Handkuss - Eigenkapitalstärkung heißt die Devise.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sich auch die Oststaaten (in denen fast alle heimischen Großbanken investiert sind) bald erholen werden - dann ist das Risiko von Bankenausfällen in Österreich wohl sehr gering.
Die liebe Politik schläft derzeit (Sommerpause?): Anstatt schon zu beraten, wie man die Schulden (die man derzeit anhäuft) auch wieder zurückzahlen kann, gefällt man sich als "Krisenmanager". Längst fällige Strukturreformen (Pflege, Pensionen, Gesundheit, Schule, Beamte etc.) werden nicht in Angriff genommen bzw. immer wieder zerredet. Der Bundesregierung kann man demnach derzeit wieder einmal kein gutes Zeugnis ausstellen.
Die Steuereinnahmen gehen deutlich zurück - die Staatsausgaben steigen massiv an...
Sorgenkinder des Quartals waren (bzw. sind) die AUA, Sky Europe und Flughafen Wien.
Während die AUA in Sachen Lufthansa-Übernahme noch immer auf grünes Licht aus Brüssel wartet, leuchtet die in Bratislava beheimatete Sky Europe (mit Österreichischen Wurzeln) tiefrot und musste Ausgleich anmelden. Auch der Flughafen Wien kam mit dem Skylink-Terminal nicht aus den Schlagzeilen - schweres Missmanagement in dieser Sache kostet viele Millionen.
Schwere Zeiten auch für heimische Frächter und Spediteure: Aufgrund des Rückgangs der Ex- und Importe stehen hier derzeit viele LKW's still.
Auch wenn viele Unternehmen (erwartungsgemäß) schlechtere Bilanzen als für 2007 hinlegten - die guten und neutralen Nachrichten (wenig Großpleiten) überwogen dann doch. Möge es diesbezüglich in den nächsten Wochen weiter eher ruhig bleiben...
Bisweilen ist der heimische Privatkonsum durchaus stabil. Aufgrund der laufenden Kündigungen und dem damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosenrate wird es aber in der 2. Jahreshälfte zu einem deutlichen Anstieg der "Verarmung" kommen.
Im Tourismus sind derartige Tendenzen schon deutlich sichtbar - auch die Gastronomie klagt über massive Umsatzeinbußen.
Ad hoc-Meldung - Juni 2009