Das zähe Ringen um die Finanzhilfe für den griechischen Staatshaushalt hinterlässt nun auch deutliche Spuren an den internationalen Finanzmärkten. Die wesentlichen Börsen gaben gestern stark nach - auch für heute ist keine Entspannung zu erwarten.
Nun gerät auch Portugal immer stärker in den Focus von Spekulanten - schon gestern wurde das Rating von portugiesischen Staatsanleihen deutlich abgewertet. Und wo eine starke Abwertung, da finden sich auch umgehend die Spekulanten ein.
Mit einem Schuldenstand von 76,8% des BIP stand Portugal zur Jahreswende im EU-Vergleich (Durchschnitt: 73,6%) noch gar nicht so übel da. Die hohe Neuverschuldung (2009: -9,4% des BIP) und damit verbundene Sparmaßnahmen führen in Portugal aber auch schon zu Streiks - 2010 rechtnet man sogar mit einem Gesamtschuldenstand von etwa 100% des BIP.
Eisenbahn, Busfahren, Transportunternehmer, Fähren oder Post sind bzw. waren bereits in Streik - die Folgen von Streiks sind bekanntlichweise einem Staatshaushalt nicht sehr zuträglich...
Auch wenn Portugal mit Griechenland noch nicht im gleichen Atemzug genannt wird: Ein Ratingverlust führt automatisch zu teueren Zinsen für Staatsanleihen und bringt ein ohnehin schon angeschlagenes Land noch weiter in finanzielle Bedrängnis. Parallelen zu Griechenland sind jedenfalls nicht zu leugnen.
Eine schnelle Lösung der Griechenland-Krise durch die EU bzw. dem IWF wäre ratsam. Jeder weitere Tag mit Negativschlagzeilen kostet viel Geld und tut Börsen wie auch dem Euro nichts Gutes. Schon fast wieder vergessene Krisenängste werden dadurch wieder geschürt - der aktuell hohe Goldpreis beweist dies wohl deutlich.
Neben Griechenland und Portugal könnten ohne baldige Lösung der Griechenland-Misere auch noch weitere Länder zum Ziel von Spekulanten werden:
Auch Irland (Defizit 2009: -14,3%), Spanien (-11,2), und Italien (Gesamtverschuldung 2009 115,8% des BIP!) sind heiße Kanditaten für baldige Abwertungen des Ratings.
Und auch wesentliche Länder der Euro-Zone wie Frankreich (Verschuldung: 77,6% des BIP), Belgien (96,7%) oder gar Deutschland (73,2%) stehen in Sachen Gesamtverschuldung nicht sehr rosig da. Auch Ungarn (78,3% Verschuldung - allerdings nicht EURO-Zone) steht finanziell auf schwachen Beinen - kaum ein Land aus dem ehemaligen Ostblock hat es in relativ kurzer Zeit zu einer derart hohen Verschuldung gebracht.
Mit einem Schuldenstand von 66,5% des BIP und einem Budgetdefizit 2009 von -3,4% stand Österreich zuletzt sogar noch recht gut da (im europäischen Vergleich) - wie allgemein bekannt, dürfte aber auch in Österreich schon heuer die 70%-Marke bei der Gesamtverschuldung locker gebrochen werden. Wer die Diskussionen um die Sanierung des Staatshaushaltes in Österreich verfolgt, bezweifelt schon jetzt eine erfolgreiche Sanierung innerhalb der nächsten 3-4 Jahre. Sozialpartner und Interessensvertreter werden die Sanierungsvorschläge im Herbst heftig zerpflücken - Streiks werden wohl folgen.
Was derzeit in Griechenland und Portugal in Szene geht, könnte sich (abgeschwächt) auch schon bald in Österreich abspielen.
Dass die Griechenland-Krise und nun die Portugal-Diskussion der europäischen Gemeinschaftswährung nicht gut bekommen sind, war absehbar. Warum allerdings der US-Dollar gegenüber dem Euro zuletzt stark an Wert gewonnen hat, ist trotzdem zweifelhaft und wohl nur durch Spekulationen zu begründen:
Immerhin kämpfen die U.S.A. derzeit ebenso mit einem riesigen Budgetloch - ein Haushaltsdefizit wird für 2010 in den Staaten erwartet. Da muss sich die EU bzw. die Euro-Zone gar nicht verstecken. Über den maroden Staatshaushalt von Kalifornien spricht man eben weniger als über ein europäisches Land - dabei gibt es in Kalifornien ungefähr 3x mehr Menschen als in Griechenland und die Wirtschaft Kalifornien's ist auch nicht gerande unbedeutend.
Teilweise wurden die Probleme der US-Wirtschaft aber schon 2008 im US-Dollar wirksam - für einen Euro musste man damals bis 1,58 Euro hinlegen. Dass gegenwärtige Fallen der Europawährung kann man demnach auch als notwendige Korrektur einstufen.
Ad hoc-Meldung - April 2010