Seit einigen Wochen gehört die AUA nun der Lufthansa - und nun werden die Karten ohne taktisches Verhandlungskalkül auf den Tisch gelegt: Bis Ende 2010 soll die AUA auf ca. 6.000 Beschäftigte schrumpfen. War vor einigen Wochen noch von 1.000 Abgängen die Rede, müssen nun wohl ca. 1.500 Mitarbeiter der größten "nicht-mehr-ganz-heimischen" Fluglinie den Weg zum Arbeitsamt antreten bzw. den Arbeitgeber wechseln. Insbesondere am Technikersektor dürfte es einige Kündigungen bzw. Auslagerungen geben.
Die Geldmarie ist darüber nicht unbedingt verwundert - denn kein Unternehmen übernimmt ein konkursreifes Unternehmen um dann keine Sanierungen vorzuehmen. Solche waren bei der AUA längst überfällig und wurden durch Politik, Vorstand und Betriebsrat verzögert, bis es nicht mehr alleine ging. Mit einer Draufgabe von 500 Mio. Euro Steuergeld vermied man dann noch in allerletzter Sekunde den Konkurs der Airline und lieferte sich blanko der Lufthansa aus.
Während vor Jahren noch der Betriebsrat (in jeder Sparte der AUA) bei jeder Gelegenheit mit Streik drohte und die Politik den Drohungen nachgab, so ist diese Strategie nun wohl nicht mehr wirksam. Denn die deutsche Lufthansa ist der heimischen Politik keinesfalls verpflichtet und versucht nun, eine komatöse Airline zu sanieren.
Der Betriebsratschef darf nun (wie gestern gesehen) bei "Wir sind Kaiser" auftreten und halblustige Kommentare von sich geben - das Gewicht des AUA-Betriebsrats im Lufthansa-Konzern dürfte wohl nicht zu viel mehr reichen. Unterstützung aus Deutschland wird wohl ausbleiben - denn derzeit verursacht die AUA der Lufthansa-Belegschaft wohl mehr Sorgen als Freude.
Wenig Freude mit der Übernahme dürften auch die Zulieferer der AUA haben: Auch hier werden die Kosten massiv reduziert. Mit Do & Co. (Catering) wurde schon erfolgreich verhandelt, mit der OMV (zu teures Kerosin!) wird noch gefeilscht. Auch weitere Zulieferer müssen die Verträge wohl zu ihren Ungunsten ändern und damit zur Sanierung der AUA beitragen. Dass dies auch weitere Jobs in Österreich kosten wird, versteht sich von selbst.
Weitere Streckenreduktionen werden wohl noch folgen - auch weitere Kündigungen (wenn die Wirtschaftskrise sowie der brutale Verdrängungswettbewerb in der Luftfahrt noch anhält) schließt die Geldmarie in den Folgejahren nicht aus. Kann gut sein, dass die AUA 2012 mit 5.000 Mitarbeitern erstmals wieder schwarze Zahlen schreibt. 2010 wird dies wohl noch nicht gelingen, 2011 nur unter günstigen Voraussetzungen.
Hätte man derartige Maßnahmen schon vor 3-5 Jahren gesetzt, würde die AUA wohl heute noch im Staatsbesitz stehen und ab 2010 schon wieder Dividende abwerfen.
Es freuen sich: Fly Niki, Air Berlin, Ryan Air & Co. Viel Kraft jedenfalls an die AUA-Belegschaft!
Ad hoc-Meldung - September 2009