Die Vorgeschichte: Die heimische OMV (31,5% gehören der umstrittenen ÖIAG, 48,9% sind im Streubesitz, 19,6% gehören der IPIC aus Abu Dhabi) hat schon vor einiger Zeit ein dickes Aktienpaket an der größten türkischen Tankstellenkette Petrol Ofisi erworben. Immerhin 42% des Unternehmens gehören schon der OMV.
Nunmehr ist der Hauptaktionär von Petrol Ofisi (die "Dogan Holding") in der Türkei zu einer deftigen Steuernachzahlung verpflichtet worden und braucht Geld: Die 54% Aktienanteile wären für die OMV um ungefähr 800 Mio. Euro zu erwerben. Ein Gelegenheitskauf, möchte man meinen.
Doch die heimische OMV hat dafür zu wenig Geld auf der hohen Kante: Noch immer arbeitet man die Zukäufe der letzten Jahre ab (Petrom-Rumänien, Petrol Ofisi) und muss zudem noch Dividenden an die Aktionäre (und somit auch an die derzeit sehr unglücklich agierende ÖIAG) auszahlen.
Zum Erwerb der Petrol-Ofisi-Anteile wäre nun eine Kapitalerhöhung ein einfacher Weg - doch die ÖIAG hat (dem Vernehmen nach) hiefür derzeit kein Geld und möchte bei einer solchen nicht mitziehen.
Die IPIC aus Abu Dhabi hingegen würde sich freuen, weitere Petrol-Dollars ins heimische Unternehmen stecken zu können und somit den Anteil (und den Einfluss) zu erhöhen. Die ÖIAG würde dadurch weiter an Einfluss verlieren und schön langsam die Anteilsgrenze von 25,1% (Sperrminorität, welche lt. ÖIAG-Gesetz gehalten werden muss) erreichen.
Dies wäre ein weiterer (und heftiger) Schlag in die Magengrube der ÖIAG - und wohl auch ein nachhaltiger Beweis für die Handlungsunfähigkeit dieses Staatsunternehmens.
Offensichtlich hat man in guten Zeiten die Expansion übertrieben - und kann nun in schlechten Zeiten keine Gelegenheiten für Zukäufe nützen ohne an Einfluss im Unternehmen zu verlieren.
Die OMV schließt (bzw. verkauft) derzeit in Österreich kräftig Tankstellen und hat ihr Kerngeschäft wohl in Zukunft in Rumänien sowie der Türkei. So schnell kann das gehen. Die Anteile am 40.000-Menschen-Unternehmen werden bald wohl auch ähnlich verteilt sein...
Heute vermeldete die Lufthansa übrigens den Besitz von nunmehr 95,4% an der AUA. Raten Sie mal, wer vorher Mehrheitseigentümer war... Sie ahnen es schon: 1988 ging die AUA zu 25% an die Börse, 75% gehörten den Staat. Im Laufe der Zeit wurden es immer weniger, zuletzt warf man sogar noch 500 Mio. Euro in die roten Zahlen der AUA - nur um diese loszuwerden.
ÖIAG auflösen oder völlig entpolitisieren!
Ad hoc-Meldung - September 2009