Die Macht der Medien ist in Sachen Weltwirtschaft schon lange nicht mehr zu unterschätzen: Zuerst schrieb man die Finanzwelt (teilweise nicht zu unrecht) brutal in die Krise - nun scheint fast alles "Eitel-Wonne-Sonnenschein" zu sein.
Wer sich Anfang des Jahres kräftig mit Aktien eingedeckt hat, wird wohl mit ziemlicher Sicherheit auch viel Grund zum Jubel haben. 50% bis 100% Gewinn sind auf fast allen Märkten (wenn man keine Pleitefirmen erwischt hat) bisweilen aufgeholt worden. Auch wenn man sich von den historischen Höchstständen meilenweit entfernt hat. Doch wer im Vorjahr rechtzeitig verkauft hat und heuer früh wieder eingestiegen ist, ist fein raus.
Dieser Tage kletterte auch der amerikanische Dow Jones-Index wieder über die magische 10.000-Punkte-Hürde. Der Höchststand von ca. 14.000 Punkten ist demnach gar nicht mehr so weit entfert. Anfang März 2009 lag der Dow Jones noch bei ca. 6.550 Punkten...
Was ist bisher Positives passiert? Wenig.
Eine kleine Analyse zum Stand der Finanzkrise anhand des (recht krassen) Beispiels U.S.A.:
Vor wenigen Tagen wurde bekanntgegeben, dass das Haushaltsdefizit der U.S.A. im Berichtsjahr 2008/2009 (endete am 30.09.2009) 1,417 Billionen US-$ betrug. In Euro auch noch eine stolze Zahl: 957 Mrd. Euro. Das entspricht ca. 10% der US-amerikanischen Wirtschaftsleistung. 2007/2008 lag das Defizit noch bei 3,2% des BIP.
Die Steuereinnahmen der USA fielen zuletzt um 16,6%, die Arbeitslosenrate liegt bei 10%. Das sind fast Zahlen aus "2.Welt-Ländern".
Die einstige Wirtschaftsweltmacht liegt also finanziell auf der Intensivstation. Auch 2009/2010 wird man noch einiges an Geld in die Hand nehmen müssen um weitere Firmenzusammenbrüche zu verhindern.
Der Regierung Obama ist hier kaum Schuld anzulasten - diese verwaltet nur das Erbe von George Bush junior. Ein Präsident, der wohl als absoluter Minusmann in die Geschichte eingehen wird.
Aufgrund des schlechten Sozialsystems in den USA werden hier auch weitere Belastungen auf den Staatshaushalt zukommen.
US-Anleger sind in der Finanzkrise vielfach in kurzfristige Staatsanleihen geflohen - um dann nach den ersten Entwarnungen auf den Aktienmärkten wieder in diese zu investieren. Der Anstieg des Dow Jones verdeutlicht dies.
Für europäische Anleger waren US-Aktien jedoch nicht so erfolgreich: Denn der US-Dollar ist zuletzt massiv gefallen - die heurigen Kursgewinne wurden durch Währungsverluste teilweise (ca. 20%, je nach Einstieg) wieder "aufgefressen".
Die Ängste der (noch immer mächtigen) US-Anleger manifestieren sich auch in Sachen Goldpreis: Der liegt derzeit bei ca. 1.050 US-Dollar. Auf Euro-Basis sieht der Goldpreis da schon wieder "normal" aus. Trotzdem ist die Nachfrage nach Gold (nicht ganz zu Unrecht) weiterhin stark.
Eine große "Watschn" (=Ohrfeige, für unsere deutschen Leser) setzt es nun auch durch den wieder steigenden Ölpreis. In Vergleich zu den heurigen Tiefstwerten hat sich der Rohölpreis schon wieder verdoppelt. Die kurzfristige Verschnaufpause ist somit wohl beendet - ein weiteres Ansteigen eher wahrscheinlich. Für die nach wie vor stark vom Öl abhängige US-Wirtschaft kein Honiglecken...
Während die für den Finanzcrash verantwortlichen Banker & Börsianer in Amerika schon wieder Millionen- und Milliardenbonifikationen aus halbgenesenen Gesellschaften rausziehen, kündigt sich für Amerika eine lange Rezession an. Wenn Inflationsängste derzeit angebracht sind, dann am ehesten noch in den U.S.A.
Die Staatsverschuldung der U.S.A. kann auch nicht unendlich gesteigert werden. Während z.B. Europa die Hausaufgaben ziemlich erledigt haben dürfte (auch hier steht allerdings fast jeder Staatshaushalt am Limit und muss demnächst saniert werden), ist für Amerika aber noch sehr langer Atem gefragt.
Damit wird aber auch die Weltwirtschaft noch lange zu kämpfen haben - der Verursacher der Krise bremst natürlich auch weltweit das Wachstum.
Der Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner sitzt wegen kolportierter 1,72 Mrd. hinter Gittern. Auch wenn die Geldmarie hier keinen Freispruch für Elsner urgiert - die Abzocke mit Ablaufdatum ist schon längst wieder im Gange. Und die Politik hat weltweit nicht rechtzeitig (schon in der Finanzkrise) bzw. unzureichend reagiert. Das nächste Kartenhaus wackelt mit Sicherheit schon wieder gehörig...
Was Ihnen die Geldmarie mit diesen Zeilen sagen möchten?
Aufpassen - "Business as usual" ist noch lange nicht angebraucht. Und "as usual" sollte schleunigst (politisch) auf stabilere Beine gestellt werden. Wer glaubt, dass wir in 1-2 Jahren schon wieder neue "All-Time-Highs" feiern werden, der irrt wohl gewaltig. Riskante Investments derzeit wirklich nur für Vollprofis bzw. in geringen Mengen.
Ad hoc-Meldung - Oktober 2009