Auch 2010 war für die Musikindustrie wieder ein schwaches Jahr. Physische Tonträger (CD, Kassette, Vinyl etc.) wurden wieder deutlich weniger verkauft - ein weltweites Minus von ca. 9% musste abermals hingenommen werden. Ein Trend, der um die Jahrtausendwende mit dem MP3-Portal Napster begann und dieser Tage mit iTunes, You Tube oder Amazon-MP3-Download fortgesetzt wird.
Weltweite Zuwächse verzeichnet demnach aber der legale Download von Musik. 3,4 Mrd. Euro wurden 2010 weltweit mit digitaler Musik umgesetzt - ein Plus von 6% gegenüber 2009. Das entspricht immerhin schon 29% der Gesamterlöse - 2009 waren es noch 25% gewesen.
Österreich hinkt in Sachen Internetdownload oder Handy-Musik noch etwas nach - konnte aber 2010 deutlich zulegen: Mit 21,2 Mio. Euro Erträgen (nach 15,8 Mio. im Jahr davor) gab es einen stattlichen Zuwachs von 34 Prozent.
Während der Digitalanteil weltweit bei 29% liegt, sind es in Europa erst 20% der Erlöse und in Österreich gar nur 15% des Gesamtumsatzes in Sachen Musik.
Dieses Nachhinken Österreichs hängt wohl auch deutlich mit der Altersstruktur Österreichs zusammen: Sehr viele Musikfreunde möchten nach dem Umstieg auf die CD (vor ca. 20 Jahren) nicht schon wieder auf ein komplett neues Medium umsteigen und kaufen daher auch weiterhin die nun auch schon klassische CD.
Auch die Geldmarie verfügt schon über eine breite CD-Sammlung (welche sicher nicht aufgelöst wird) - feine Musik auf Longplay-Basis wird nach wie vor auf CD erworben (zum Glück auch deutlich günstiger als noch vor ca. 10 Jahren), aktuelle Hits werden als Einzelstück via Download bezogen.
Günstiger gewordene CD's und immer mehr Downloadmöglichkeiten (in Österreich gibt es derzeit 25 Online-Shops für Musik und ca. 13 Mio. angebotene Musiktiteln) werden den Umsatz der Musikindustrie wohl noch einige Jahre dahintümpeln lassen.
Der digitale Umsatzanteil wird sich auch bei uns sehr rasch und deutlich erhöhen. Während es weltweit schon in 3 bis 4 Jahren mehr Downloads als physische Tonträger geben wird (bezogen auf den Umsatz), kann das aber in Österreich noch deutlich länger dauern. Das Format CD wird hierzulande ob der hohen Verbreitung auch noch in den nächsten Jahrzehnten abspielbar und erhältlich sein - da muss man sich wohl wenig Sorgen machen.
Vielmehr könnte man aber auf den Kauf von so manchen Longplayern verzichten und sich dafür nur die gefälligen Stücke aus dem Net downloaden. Ob diese nun selbstgepresst wieder auf CD landen (die altmodische Variante) oder auf dem Phone bzw. MP3-Player etc., bleibt gänzlich Ihnen überlassen. Auf eine gute Sicherung der Musikdateien sollte man aber nicht vergessen - denn weg ist weg...
Sind Sie noch am aktuellen Stand der Dinge? 2010 dominierten 2 Frauen die Musikwelt: Die meisten Verkäufe verzeichnete Ke$ha mit 12,8 verkauften Stück (zumeist wohl in digitaler Form) von "Tik Tok". Auf Platz 2 landete Lady Gaga mit 9,7 Mio. verkauften Einheiten von "Bad romance". Platz 3 ging an Herrn Eminem mit 9,3 Mio. Stück "Love the way you lie".
Bei den heimischen Produktionen gab es 2010 einen Überraschungssieger: Mit "Kabinenparty" konnte der Texta-Rapper Skero einen kräftigen Sommerhit hinlegen - eine Nummer, die es übrigens primär via You Tube und dann via Downloads in die Charts gebracht hat.
Bei den Longplayern hat bei uns schon lange die gleiche Produktion Jahr für Jahr die Nase vorne: Der jeweilige "Kiddy Contest" verkauft sich Jahr für Jahr noch immer prächtig.
2011 wird sich übrigens der zuletzt sehr magerne Österreich-Anteil in den heimischen Charts wieder deutlich erhöhen: Die ORF-Casting-Show "Helden von Morgen" war zwar kein Quotenhit (im Vergleich mit den Vorläufersendungen von "Starmania") - sorgt aber derzeit für eine Unzahl von Hitparadenplatzierungen.
Alleine 12 Titeln von Helden-von-Morgen-TeilnehmerInnen sind derzeit in den Top 75 der österreichischen Single-Charts. Platz 1 geht dabei an Cornelia Mooswalder (Siegerin der Castingshow), Platz 2 an die Trackshittaz (Lukas Plöchl, zweiter Platz). Auch die kommende Songcontest-Ausscheidung sorgt wieder für einige Bewegung in der kleinen österreichischen Musikwelt.
Reich werden die Plattenfirmen (aber auch die heimischen Künstler) aber damit wohl nicht. Für eine goldene Schallplatte benötigt man dieser Tage zwar nur noch 15.000 verkaufte Singles (oder 10.000 verkaufte LP's) - was aber fast kein Titel mehr schafft. Gerade bei den LP's gibt es noch einige Goldene - zumeist sind dies aber Künstler und Interpreten aus dem Schlager- bzw. Volksmusikbereich. Hier wird (ob der Altersstruktur) noch häufiger eine CD gekauft.
Abgesehen von Ausnahmeerscheinungen wie Christina Stürmer (auch deren Verkäufe gehen übrigens deutlich zurück) und einigen alten Austropoppern (Ambros, Fendlich, STS, EAV) oder auch DJ Ötzi kann dieser Tage kaum ein Pop- oder Rockkünstler ausschließlich von den Musikverkäufen leben.
Einigermaßen lukrativ sind noch Konzerte - die Flaute bei den Musikverkäufen hat sich in den letzten Jahren deutlich und negativ auf die Ticketpreise in aller Welt ausgewirkt. Was die CD nicht einbringt, muss das Konzertticket einholen...
Die digitale Musik hat aber nicht nur negative Auswirkungen: Die geringeren Vertriebskosten für solche Musikstücke bieten für jüngere Künstler oft die Möglichkeit einer günstigen, raschen und weltweiten Veröffentlichung.
Abseits der Vertriebgrößen wie Sony, Universal, Warner oder Capitol schleichen sich immer häufiger Produktionen von kleineren Labels bzw. sogar im Eigenvertrieb in die Charts. Was der Musikqualität oft durchaus dienlich ist.
Ad hoc-Meldung - Februar 2011