Das Erdbeben und der Tsunami in Japan waren jedenfalls eine gewaltige Katastrophe. Diese Naturkatastrophen wären aber in Sachen Weltkonkunktur kaum aufgefallen, wären da nicht ein paar Atomkraftwerke Japans in ziemlich kritischen Zustand geraten. Insbesondere das AKW Fukushima bedroht derzeit Millionen Japaner - auch die Hauptstadt Tokio (36 Mio. Einwohner leben im Großraum Tokios) ist bei ungünstigem Wind massiv bedroht.
Auch wenn die fürchterlichsten Auswirkungen eines atomaren Super-Gau in Japan wohl primär Japan selbst treffen würden, ist von den Befürchtungen mittlerweile nicht nur die Börse in Tokio betroffen - auch die anderen Aktienmärkte geben heute massiv nach.
Kursverluste wie an den schlimmsten Tagen der Finanzkrise 2008/2009 sind zu verzeichnen: In Tokio gab der Nikkei 225 gar um 16% nach, der DAX verlor bis 14h immerhin fast 5 Prozent und auch Wien ist derzeit mit mehr als 3 Prozent in den roten Zahlen.
Was auch immer nun in den nächsten Stunden/Tagen in den japanischen Atomreaktoren geschieht - für die sich gerade von einer jahrzehntelangen Stagnation erholende japanische Wirtschaft ist die derzeitige Situation eine Riesenkatastrophe:
Schon der Ausfall von Atomkraftwerken ist für Japan mit schweren Problemen verbunden - zu sehr hat man sich auf "billigen" Atomstrom verlassen. Die Rechnung kriegen nun viele Unternehmen (wie etwa Toyota) präsentiert, welche in Japan derzeit mit schweren Produktionsausfällen rechnen müssen. Die Kosten eines schweren Atomunglücks wären aber noch deutlich höher - alleine die Klagen aufgrund der katastrophalen Informationspolitik Japans (oder wissen die tatsächlich nicht mehr?) wären gewaltig.
Die Weltwirtschaft wird wohl unter der Japan-Krise nur kurzfristig leiden (wie auch immer sich die Atomlage entwickelt) - sehr wohl wird diese Atomangst wieder deutliche Spuren (und Kosten) in der Energiepolitik vieler Länder verursachen.
Deutschland ist hier z.B. schon populistisch vorgeprescht und nimmt einige alte AKW (deren Laufzeit eben noch verlängert wurde) vom Netz. Strom, der fehlen wird und woanders (teuerer) produziert werden muss. Was natürlich mit Zusatzkosten für die Kunden verbunden ist.
Wer denkt, in Österreich ist man (da es in Österreich kein AKW gibt) davon nicht betroffen, der irrt gewaltig. Auch die meisten Energiegesellschaften Österreichs kaufen anteilig Atomstrom ein (Strom hat ja bekanntlicherweise kein Mascherl) - nur AAE Naturstrom und Ökostrom sind heimische Ökostromanbieter, die diesen Namen auch verdienen. Bei anderen Energiegesellschaften ist oft auch Atomstrom und fast immer ein Strommix aus fossilen Brennstoffen (Öl, Kohle, Gas) dabei.
Während die meisten Atomstrom-Aktien (und auch die meisten anderen Aktien) massiv verfallen, hat der heimische Verbund in den letzten beiden Tagen einen Höhenflug hingelegt - der große Stromanteil aus Wasserkraft macht den Verbund derzeit deutlich wertvoller.
Apropos Öl - die großen Sorgen auf den Finanzmärkten führen zu einer Erholung der Ölpreise. Der Brent-Ölpreis liegt aktuell bei 109,50 Dollar/Barrel, WTI-Öl ist aktuell um 98,70 Dollar zu haben.
Auch Gold, Silber und andere Edelmetalle verlieren aktuell klar an Wert - wie auch viele Rohstoffe und Nahrungsmittel (Getreide & Co.) gegenwärtig eine kleine Verschnaufpause einlegen. Man kann aber wohl fast darauf wetten, dass diese Pause nur einige Tage lang anhält.
Man würde sich ja fast wünschen, dass Libyen und Bahrain wieder stärker in die Nachrichten drängen. Jede Stunde ohne Nachricht aus Japan ist derzeit eine gute Stunde.
Es bleibt zu hoffen, dass der Atomspuk in Japan schon sehr bald vorbei ist. Libyen, Bahrain und weitere Länder aus Nordafrika bzw. dem arabischen Raum - aber auch der Ölpreis- werden uns aber wohl heuer noch länger negativ begleiten.
Ad hoc-Meldung - März 2011