Vom 30.12.2010 bis inklusive 1.7.2011 verlor der ATX (Leitindex der Wiener Börse) 3,20 Prozent. Wäre die Vorwoche mit einem Plus von 6,56 Prozent (nach der vorläufigen Griechenland-Lösung) nicht gewesen, wäre das Minus wohl zweistellig ausgefallen.
Dabei stehen derzeit alle Zeichen auf Konjunkurerholung - erst kürzlich wurde für Österreich im Jahr 2011 ein (nach oben korrigierter) BIP-Anstieg von 3% errechnet.
Aufgrund der Einführung der Wertpapier-KESt. sowie der damit verbundenen Vorziehkäufe Ende 2010 war zwar ein niedriger Umsatz für das erste Quartal zu erwarten - aber auch aktuell liegt die Wiener Börse wieder einmal im Dornröschenschlaf.
Mit Ach und Krach konnte der Börsengang der AMAG durchgezogen werden, selbiger von Isovoltaic scheiterte aber kurz danach schon am fehlenden Interesse. Auch Lenzing konnte unlängst die (große) Kapitalerhöhung nur am untersten Ende des Ausgabepreises für junge Aktien durchbringen (auch wenn dieser ziemlich hoch gewählt war).
Die in Österreich ohnehin schon negative Grundeinstellung bezüglich Aktien hält auch durch Kommentare aus der Politik weiter an - der Finanzplatz Wien dürfte auch im 2. Halbjahr kaum Wind unter die Flügel bekommen.
Nachdem der ATX vor der Finanzkrise schon kurzzeitig die 5.000-Punkte-Marke überspringen konnte, dümpelt man zum 1.7.2011 mit 2.811,40 Punkten dahin.
Dabei sind außer Intercell derzeit alle 20 ATX-Unternehmen in der Gewinnzone (bzw. gerade beim Turnaround) - schon heuer dürfte es wieder so manches Rekordergebnis geben.
Ein selektiver Einstieg könnte demnach derzeit durchaus Sinn ergeben - vorausgesetzt, man weiß, worauf man sich bei Aktien einlässt...
Mit einem Plus von 10,41% konnte sich die neu im ATX befindliche Immobilienaktie Conwert bisweilen als heimischer ATX-Topperformer zeigen.
Am Stockerl mit einem Kursgewinn von 7,28% die derzeit noch immer boomende voestalpine, welche schon im Vorjahr ein Plus von 38 Prozent einfahren konnte.
Am 3. Platz landete mit einem Plus von 6,49% der Verbund - im Vorjahr war man mit minus 6 Prozent noch bei den wenigen Verlierern gewesen. Fukushima, Atomausstieg und Strommodelle der Zukunft spachen hier wohl deutlich für den mit viel Wasserkraft arbeitenden Verbund.
Auf den weiteren Plätzen noch die Erste Group Bank mit einem Plus von 5,86% (Gesamtjahr 2010: +35%) und Andritz mit +5,03% (Vorjahr: fast 70% Plus).
Schon im Vorjahr führte Intercell mit einem Kursminus von 55% diese Negativwertung an. Im ersten Halbjahr setzten sich die schlechten Nachrichten fort und der einstige Börsendarling verlor bis zum Halbjahr gar 73,13%.
Auch wenn Intercell heute bisweilen wieder zweistellig zulegen konnte - das Vertrauen der Anleger ist vorerst einmal weg und man kann wohl erst wieder mit Zahlen überzeugen. Auch wenn das bisweilen nicht gelang - warum die Intercell-Aktie ob des evidenten Entwicklerrisikos im Impfstoffbereich schon über 30 Euro gekostet hat, wissen die einstigen Käufer wohl auch heute noch nicht...
Auf die nächsten Quartalziffern kann man bei Intercell also besonders gespannt sein - aktuell ist das Unternehmen ein Übernahmekanditat und auch ein Kanditat für den Abstieg in das ATX-Prime-Segment. Intercell dürfte in der nächsten Zeit sehr volatil laufen.
Ziemlich an Boden verloren hat heuer auch schon die Aktie der RHI. Ein schwacher Jahresstart (durch negative Fremdwährungseffekte) führte zu einem Kursminus von satten 27,57 Prozent. Wer die Aktien von RHI allerdings schon länger hält, kann dies aber wohl leicht verschmerzen: 2010 wurde z.B. ein Plus von 81 Prozent erreicht.
Ziemlich schwach heuer auch die Telekom Austria - das erste Quartal 2011 war ob sehr hoher Abfertigungsvorsorgen deutlich negativ. Dies wird sich wohl noch bis zum Jahresende drehen - bisweilen gab der Aktienkurs der TKA aber um 15,86% nach.
Schwach auch noch Semperit mit einem Minus von 11,38% und die Post mit einem Minus von 11,11%. Besonders die Post könnte aber heuer noch sehr positiv überraschen - die starken Gebührenerhöhungen (und die kaum vorhandene Konkurrenz beim Brief) könnten endlich wieder für höhere Umsätze und Gewinne sorgen.
2011 wird für die Wiener Börse wohl kaum ein derart feines Jahr werden wie 2010 (+16 Prozent) oder gar 2009 (+43 Prozent) - ein Plus für das Gesamtjahr ist aber ob der guten Fundamentaldaten der meisten ATX-Unternehmen durchaus noch zu erwarten.
Ad hoc-Meldung - Juli 2011