Wie 2010 testete die EU auch 2011 die Entwicklung der Kernkaptialquote von großen Banken in Europa im Falle von weiteren Finanzkrisen. Über die angenommenen Krisenszenarien darf man diskutieren (viele meinen, die Finanzkatastrophen wären zu zart angenommen worden - z.B. wird ein Teilausfall von Griechenland-Anleihen nur mit 15% bemessen...) - das Ergebnis ist jedenfalls durchaus zufriedenstellend für den Finanzplatz Europa.
Von den 3 getesteten Österreichischen Banken fiel heuer (die im Vorjahr nicht teilnehmende) ÖVAG (Österreichische Volksbanken AG) durch: Lt. angenommener Szenarien würde das Eigenkapital der Bank im Krisenfall von 6,4% auf 4,5% fallen - 5 Prozent wären das Limit der EU-Tester.
Bezüglich Volksbanken AG sollte man sich aber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen - die Volksbanken haben zuletzt um 477 Mio. Euro die Beteiligung an der RZB versilbert und erhalten für den gestern bekanntgegebenen Verkauf der VBI (Volksbanken International AG) in nächster Zeit 600 bis 700 Mio. Euro. Auch wenn sich die Volksbank damit gewaltig verkleinert - die Kernkapitalquote sollte in naher Zukunft kein Problem mehr sein. Panik für Volksbank-Kunden ist demnach absolut nicht am Platz - die ÖVAG hat die Hausaufgaben inzwischen nämlich schon gemacht (nur flossen diese noch nicht in den Test ein).
Überhaupt kein Problem gab es für die anderen beiden heimischen Banken: Die Erste Group Bank schnitt mit 8,1% im Krisenfall recht gut ab - auch die RZB (Raiffeisen Bank International) liegt mit 7,8% im guten europäischen Schnitt.
Die Bank Austria wurde als Bestandteil der UniCredit gestestet - die Italiener kamen hier immerhin auf 6,7% und bestanden damit ebenfalls klar.
Die sich derzeit erholende BAWAG nahm übrigens nicht am Stresstest teil - auch die notverstaatlichte Hypo Alpe Adria Bank steht noch nicht in der Auslage (und hätte wohl nicht sehr gut ausgesehen...).
Nachdem im Vorjahr 7 von 91 Banken beim Stresstest durchgefallen sind, waren es 2011 8 von 91 europäischen Banken.
5 spanische Banken, 2 griechische Banken und eben die ÖVAG fielen durch - ganz böse erwischte es heuer die griechische ATE Bank mit einer negativen Kernkaptialquote (im Stressfall) - die ATE Bank war auch schon im Vorjahr bei den "Sitzenbleibern" dabei.
In Summe aber gute Nachrichten - wenn auch die Krisenszenarien wohl etwas zu positiv angemommen wurden. Die derzeit halbwegs brauchbare Konjunktur sollte aber von vielen Banken zur Erhöhung der Eigenkapitalquoten genutzt werden - der nächste Crash kommt nämlich bestimmt.
Ad hoc-Meldung - Juli 2011