Schon nach der Finanzkrise waren viele Banken (und insbesondere Banken aus Österreich) ziemlich in Panik: Das aushaftende Kreditobligo vieler Kreditnehmer war plötzlich deutlich höher geworden. Besagte Kreditnehmer haben nämlich häufig Kredite in Fremdwährung aufgenommen - und zumeist in Schweizer Franken oder Japanischen Yen.
Natürlich waren die damals sehr niedrigen Zinsen (was sich auch heute nicht geändert hat) in diesen Währungen der Hauptgrund für die Kreditaufnahme in fremder Währung. Ab und an (und hier muss man den Banken ein wenig ans Bein steigen) ging sich eine Kreditaufnahme aber nur in Fremdwährung aus - auf Eurobasis wäre sich die Haushaltsrechnung dann wohl nicht ausgegangen.
Wie dem auch sei - nun zittern beide: Banken wie auch Kreditnehmer haben mit Schweizer Franken und auch mit Yes derzeit eine ziemliche Last zu tragen. Häufig kommt bei solchen Krediten auch noch als weiteres Übel der Tilgungsträger dazu (den man bei endfälligen Krediten benötigt), welcher sich vielfach in der Finanzkrise katastrophal entwickelt hat und den ursprünglichen Prognosen ziemlich hinterherhinkt. Wer einen endfälligen Kredit in Yen oder in Schweizer Franken mit Aktienfonds-Tilgungsträger abgeschlossen hat, dürfte dieser Tage (anlässlich weiterer Kursverluste) wieder ziemlich ins Grübeln kommen.
Glück im Unglück bzw. Hoffnung bleibt den Kreditnehmern, die noch viele Jahre bis zur Tilgung haben - immerhin kann sich die Entwicklung des Tilgungsträgers noch verbessern bzw. der Euro kann gegenüber Yen oder Franken auch noch steigen. So hoffen derzeit viele Kreditnehmer noch auf ein "blaues Auge" - derzeit sieht es aber teilweise schon recht katastrophal für Fremdwährungskredite aus.
Wurde man nach der Finanzkrise aufgrund der großen Bankenpanik zwangskonvertiert, so kann man derzeit fast froh darüber sein:
Auch wenn der Euro sich heute gegenüber dem Schweizer Franken um sagenhafte 5% verbesserte (solche Anstiege sind bei Währung äußerst selten) - mit aktuell 1,08 Franken pro Euro ist der Kurs des Franken noch immer sehr hoch.
Erhielt man 2006 für einen Euro noch 1,67 Schweizer Franken, so fiel der Euro nach der Finanzkrise einmal auf 1,50 Franken und sank dann 2010 aufgrund der Griechenland-Schulden-Debatte auf 1,45 Franken. 2011 begann dann mit ca. 1,25 Franken und am Mittwoch war der Euro plötzlich überhaupt nur noch 1,03 Franken wert.
Ähnlich dramatisch die Entwicklung beim Japanischen Yen: Im August 2006 gab es pro Euro noch 150 Yen, vor der Finanzkrise gar 170 Yen - aktuell erhält man für einen Euro nur noch 109 Yen. Selbst Fukushima konnte den Yen nicht aus der Bahn werfen - zumindest nicht gegenüber dem schwachen Euro bzw. den noch schächeren Dollar.
Nach der ersten Konvertierungswelle (Fremdwährung wurde in Euro-Kredit getauscht) haben die Banken (auch nach einigen Klagen) die Hände von neuen Fremdwährungskrediten gelassen - die meisten Banken aus Österreich hatten in Osteuropa hier ohnehin schon ein zu großes Obligo. Nur wenn Kunden solche Konstruktionen nicht mehr bedienen (=keine Raten mehr zahlen), konvertieren Banken zur Zeit noch rasch.
Viele Kreditnehmer tendieren derzeit zum "Durchsitzen". Dass sich Yen und Schweizer Franken wieder beruhigen bzw. der Euro wieder stärker wird ist zwar deren Hoffnung - aber keinesfalls eine Garantie.
Guter Rat ist hier teuer - auch die Geldmarie ist kein Währungsguru und kann Fremdwährungen über viele Jahren hinweg einschätzen. Ob das Realisieren (=in Euro umschulden) derzeit (nach hohen Verlusten) sinnvoll ist, bleibt fraglich. Schuldet man derzeit um, könnte man sich aber später (so der Euro wieder steigt) sehr ärgern. Ein Happy-End ist bei längeren Laufzeiten noch durchaus möglich - nur sollte man die aktuelle Entwicklung immer im Auge behalten und sich vielleicht auch ein Notlimit zum Konvertieren setzen. Denn es ist sicher nicht lustig, wenn man 20 Jahre Kreditraten zahlt und dann später noch immer gleich viel Schulden hat (bei Halbierung des Euro durchaus möglich).
Auch beim Tilgungsträger sollte man ständig am Ball bleiben. Läuft der Kredit in ein paar Jahren aus und der Tilgungsträger entwickelt sich gut (was derzeit wohl kaum der Fall sein wird), sollte man vielleicht die Schäfchen ins Trockene bringen und auf Aktienanteile verzichten. Denn eine neue Finanzkrise knapp vor Ablauf des Tilgungsträger könnte ebenso unlustig sein, wie die aktuellen Franken- und Yen-Kurse.
Sollte derzeit ein sehr hohes Loch zwischen Tilgungsträger, aktueller Schuld und der ursprünglichen Kreditsumme klaffen, wäre es sicher eine intelligente Strategie, hier mit Rentenversicherungen, Festgeld oder Bausparverträgen & Co. (also sicheren Anlageformen) einen Notgroschen anzusparen.
Hier nur eine Strategie (z.B. 1 Tilgungsträger mit Aktien) zu haben, könnte angesichts der Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Fremdwährung sehr ungesund werden.
Der Kontakt mit der kreditgebenden Bank bzw. mit qualifizierten Beratern ist hier durchaus vorteilhaft - lassen Sie sich aber keinesfalls eine "neue geniale Konstruktion" aufschwatzen.
Ad hoc-Meldung - August 2011