Schon in den letzten Wochen waren die Schweizer Währungshüter mit der Entwicklung des Franken nicht sehr glücklich und steuerten mit Devisenkäufen dem starken Wertzuwachs der Schweizer Währung gegen. Die Erfolge dürften jedoch nicht nachhaltig genug gewesen sein (immerhin kämpft man mit solchen Maßnahmen ja gegen ein großes Heer von Spekulanten und der Schweizer Franken gilt auch als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten) - nun fuhr die Schweizerische Nationalbank mit (unerwartet) schweren Geschützen auf: Der Schweizer Franken wird baw. auf einem Mindestkurs von 1,20 Euro gegenüber dem Euro gehalten.
Sofort nach der Bekanntgabe dieser interessanten Währungspolitik der Eidgenossen schoss der Franken auf über 1,20 Franken pro Euro - vor wenigen Wochen verzweifelten Schweizer-Franken-Kreditnehmer in der ganzen Welt noch an Kursen von 1,02 Franken pro Euro (fast wäre sogar die Währungsparität eingetroffen).
Aber nicht nur die Fremdwährungskredite in Franken litten gewaltig unter der Aufwertung der Schweizer Währung - auch in der Schweiz selbst wurde der ohnehin schon recht teure Tourismus kräftig in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Schweizer Exportindustrie (die natürlich primär nach Europa exportiert) hatte (und hat) mit schweren Preisproblemen zu kämpfen.
Erste deflationäre Erscheinungen waren und sind in der Schweiz schon zu beobachten - da halfen auch die bisweilen sehr niedrigen Zinsen (fast schon eine Nullzinspolitik) kaum.
Der nun bekanntgegebene Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro sorgt tatsächlich für ein großes Aufatmen in vielen Bereichen. Diese "Qasi-Anbindung" des Franken an den Euro dürfte auch das jähe Ende vieler Spekulationen gegen Dollar und Euro beenden.
Besonders lauter Jubel sollte bei Kreditnehmern von Fremdwährungskrediten in Schweizer Franken aufkommen: Schon der zuletzt erfolgte Kursanstieg von 1,02 auf nunmehr knapp über 1,20 lässt die Zwischenbilanz vieler Schuldner etwas besser aussehen.
Tatsache ist aber, dass die meisten Fremdwährungskredite in Franken in den Jahren vor der Finanzkrise aufgenommen wurden - und da kostete der Euro noch zumeist zwischen 1,50 bis 1,65 Franken. Aktuell fehlen den meisten Kreditnehmern noch immer ca. 30 bis 40 Prozent auf den Einstiegskurs.
Die häufig als endfälliger Kredit (Kreditbetrag wird erst am Ende der Kreditlaufzeit zurückgezahlt, es erfolgt keine Tilgung - nur Zinsen müssen gezahlt werden) aufgenommenen Frankenkredite haben neben der oben erwähnten Kursdifferenz aber zumeist noch ein großes Problem: Die zur Tilgung vorgesehenen Tilgungsträger (zumeist Fondsversicherungen) haben sich in den letzten Jahren katastrophal entwickelt - schon jetzt ist hier eine große Tilgungslücke zu erwarten. Auch 2011 wird wohl für die meisten Aktienfonds mit ziemlich schlechten Ergebnissen enden.
Der jetzt festgelegte Mindestkurs beim Franken gegenüber dem Euro sorgt zwar für eine kurz- oder mittelfristige Absicherung gegen weitere Kursverluste - aber auch diese Maßnahme wird wohl irgendwann wieder beendet. Eine Garantieabsicherung für die gesamte Laufzeit von Frankenkrediten ist somit keinesfalls gegeben.
Gerade jetzt sollten Franken-Kreditnehmer den Rückenwind nutzen und den Frankenkredit einmal gemeinsam mit dem Kreditgeber evaluieren. Je nach Restlaufzeit und Tilgungslücke (bei endfälligen Krediten) ist bei den meisen Krediten wohl durchaus Handlungsbedarf gegeben. Von Teilrückzahlungen bis hin zu einer Neuadaptierung des Tilgungsträgers (lassen Sie sich hier aber keine neuen riskanten Produkte aufschwatzen und machen Sie auch keinen Rückkauf) gibt es viele Möglichkeiten.
Weitere Hoffnung für Frankenkredite: Vielleicht bewegt sich der Schweizer Franken ja sogar wieder deutlich über die Mindestkursmarke von 1,20 - auch das ist mittelfristig nicht ausgeschlossen (insbesondere wenn die Spekulationen in Frankenwährung unattraktiver werden).
Ein leicht zynisches Kommentar kann sich die Geldmarie nicht verkneifen: "Willkommen in der Eurozone, liebe Schweizer Nachbarn".
Ad hoc-Meldung - September 2011