Schon mehr als ein Jahr wird die europäische Finanzwelt (und nicht nur die) durch die ständige Debatte über den außer Rand und Band geratenen Budgethaushalt der Griechen in Mitleidenschaft gezogen. Nicht nur Griechenland sorgt laufend für neue (schlechte) Nachrichten - natürlich sorgen auch die wesentlich größeren Budgets von Italien, Spanien oder auch Portugal laufend für Sorgenfalten - um Irland ist es zuletzt etwas leiser geworden.
Dieser Tage gilt es wieder einmal eine Geldspritze der EU an die Griechen zu diskutieren - und in einigen Ländern wird der politische Widerstand gegen weitere Zahlungen größer: So gibt es in der Slowakei bereits eine veritable Regierungskrise und auch in Deutschland versucht sich der neue FPD-Chef und Wirtschaftsminister Rösler angesichts zuletzt schwerer Niederlagen seiner Partei populistisch zu betätigen und verlangt eine Lösung für die Griechenland-Krise.
Ein griechischer Austritt aus der Eurozone sowie ein geregelter Staatsbankrott wird hier in den Mund genommen - das empört natürlich den griechischen Ministerpräsidenten Papandreou (der derzeit eine wohl kaum lösbare Situation vorfindet) sehr und hilft Griechenland an den Finanzmärkten derzeit wohl auch nicht wirklich weiter.
Die Worte Röslers reihen sich zwar in den Populismus so mancher Rechtspartei ein - sollten aber durchaus ein Diskussionsanstoß zu Lösung der Griechenland-Krise sein (bzw. auch weiterer Staatsbankrotte in der Eurozone, die so unwahrscheinlich nicht sind). Da helfen auch die Beschwichtigungen von Merkel und Sarkozy nicht weiter - beide haben ob des hohen Griechenland-Investments einiger Banken im eigenen Lande auch großes Eigeninteresse, Griechenland weiter zu unterstützen.
Aber wäre es angesichts der aktuellen Zahlen aus Hellas nicht auch endlich Zeit für einen Plan B? Pausenlos Geld zu schicken kann wohl auch keine Dauerlösung sein. Dass Griechenland seinen ursprünglichen Plan von einem Budgetdefizit von 7,6% des BIP für 2011 klar verfehlen wird, scheint mittlerweile ziemlich absehbar (die Wirtschaft schrumpfte zuletzt um 7 Prozent!) - der Reformwille der Griechen selbst (die pausenlos streiken, was vielleicht derzeit in Europa auch nicht so gut rüberkommt) scheint ebenso sehr beschränkt zu sein. Statt 7,6% wird derzeit schon wieder ein Defizit von ca. 12% für 2011 kolportiert - 2010 waren es in Griechenland "nur" 10,5%...
Das für 2015 in Griechenland angepeilte Haushaltsdefizit von 1,1% des BIP scheint derzeit illusorisch - die Abwärtsspirale zu durchbrechen ist eine Kunst, welche die Finanzmärkte den Griechen keinesfalls zutraut. Die Politik beschwichtigt derzeit und lässt Populisten in allen Ländern gewähren.
Aber wäre es nicht die deutlich billigere Lösung, die Griechen bei Nichterreichen von klar definierten Zielen in den nächsten 3-4 Jahren (ein paar Jahre muss man einem Staat natürlich geben - derart einschneidende Spar- und Steuermaßnahmen führen klarerweise zuerst zu einer Rezession) in einen geordneten Ausgleich zu führen?
50-60% Quote (als Beispiel) für die Gläubiger per 2015? Die Banken und kreditgebenden Länder hätten somit Zeit, ihre Griechenland-Forderungen entsprechend zu korrigieren - die Spekulationen würden wohl deutlich weniger werden.
Auch ein Gang in die alte Währung Drachme ist für Griechenland sicher eine Überlegung wert - im Hartwährungsland Euro konnte die griechische Wirtschaft sich bisweilen nicht behaupten. Der mögliche Austritt aus der Euro-Zone sollte jedenfalls (schon im Interesse der Stabilität des Euro) hinkünftig eine Option werden - und nicht nur für Griechenland. Dafür bedarf es aber klarer Spielregeln, welche es derzeit leider nicht gibt.
Dass das derzeit am Tropf hängende Griechenland aus eigener Kraft aus der Krise kommt, darf derzeit kaum angenommen werden.
Ad hoc-Meldung - September 2011