Die heimische Finanzministerin Fekter ist bekanntlicherweise keine Person, die sich ein Blatt vor dem Mund nimmt und ziemlich deutlich (manchmal schon eher grobschlächtig) ihre Meinung vertritt. Dieser Tage hört man erstaunt aus dem Munde von Maria Fekter, dass ein sogenannter "Haircut" (also ein teilweiser Schuldenerlass) für Griechenland "die letzte Möglichkeit" wäre. Eine Möglichkeit, die so mancher Finanzminister (und auch Frau Fekter) bisweilen eher ausgeschlossen bzw. heftig dementiert hat.
Mag gut sein, dass sich Maria Fekter dieser Tage ein wenig in den internationalen Finanzgremien (in welchen sie ja auch teilweise vertreten ist) umgehört hat und in ein paar Wochen (oder Monaten) nicht blöd und alleine dastehen will: Ein Meinungsumschwung bezüglich Umschuldung von Griechenland ist nämlich deutlich zu vernehmen und Österreich spielt hier bei der Meinungsbildung keine große Rolle.
Sehr häufig liest man dieser Tage von einem 50-Prozentigen Schuldenerlass für griechische Staatsanleihen. Unter dem Motto "besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" möchten immer mehr Finanzexperten das Griechenland-Schuldendrama (welches die gesamte Eurozone sowie auch die Weltwirtschaft im Bann hält) vom Tisch bringen.
Wobei es hier zu sagen gilt: Auch dann wäre wohl Griechenland noch nicht fein raus. Mit Ende 2011 dürfte Griechenland einen Schuldenstand von über 150% des BIP angehäuft haben - laut Maastrich-Kriterien wären 60% anzustreben, da ist man auch nach einem 50%igen Schuldenerlass nicht bei den Musterschülern Europas. Und doch würde wohl ein wenig Ruhe einkehren...
Insbesondere muss Griechenland erst einmal die Kurve kriegen: Nachdem das BIP im Vorjahr schon um 4,2% schrumpfte, dürfte es auch heuer ein negatives Wachstum von ca. 3% setzten. Nach einem Staatsdefizit von 15,4% des BIP im Katastrophenjahr 2009 gab es im Vorjahr ein Defizit (Neuverschuldung) von 10,5% - und auch heuer dürfte es wieder ein Minus von 7,4% des BIP geben.
Es scheint demnach immer klarer: Alleine kommt Griechenland aus dieser Abwärtsspirale nicht mehr raus. Und auch die nun zur Diskussion stehenden neuen EU-Hilfen von 8 Milliarden (ohne die Griechenland zahlungsunfähig wäre) wären wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und würde das Problem nur bis zu den nächsten Fälligkeiten von Kreditlinien prolongieren.
So nett und ehrlich der Griechische Ministerpräsident Giorgos Andrea Papandreou (übrigens der 3. Papandreou seiner direkten Verwandtschaftslinie in Folge, der es zum Ministerpräsidenten Griechenland brachte) auch wirken mag: Mit dem streikwütigen Volk der Griechen ist wohl auch keine Finanzschlacht zu gewinnen - auch wenn die aktuellen Einschnitte in Griechenland wohl für viele tatsächlich sehr heftig sind.
Den Griechen jetzt ausgeborgtes Geld zu schenken und dort weiterzuwursteln, wo man angefangen hat, scheint das Gebot der Stunde zu werden - wenn nicht jetzt, dann spätestens bei der nächsten Schuldenrunde der EU.
Wie schon vor einigen Tagen an dieser Stelle vorgeschlagen wäre wohl eine 50-60% Quote für die Anleihengläubiger per 2015 ein interessanter Weg - bis dahin hätten betroffene Gläubiger (Banken und Staaten) ein wenig Zeit zum Atmen bzw. kämen nicht selber ins Trudeln. Für stark betroffene Banken müsste man jedenfalls auch Staatshilfen zusagen - in Österreich wäre dies ob des geringen Investments in Griechenland-Papiere wahrscheinlich nicht nocheinmal notwendig.
Nebst einer baldigen Sanierung Giechenland bedarf es aber wohl auch sehr klarer Regeln für zukünftige Konkursfälle von Euro-Ländern: Ein Überschreiten von einer individuell gesetzten Schuldenmarke (die es für jedes Land weise anzusetzen gilt) könnte und sollte den umgehenden Austritt aus der Euro-Zone und die Rückkehr zu Landeswährung zu Folge haben.
Ein derariger Schuldenerlass für Griechenland sollte auch einzigartig bleiben - das Auffangen von größeren Ländern (Italien oder Spanien) schafft die Eurozone nämlich sicher nicht. Auch politisch würde dafür in vielen Ländern wohl kein Verständnis herrschen - Österreich gehört sicher dazu.
Der Euro war mit Sicherheit kein Fehler - aber nach der raschen Einführung muss diese Währung erst einmal erwachsen werden und kämpft derzeit mit schweren Pubertätserscheinungen. Der Klassenrabauke Griechenland kriegt eine Ausnahmegenehmigung zum Aufsteigen und fliegt aber beim nächsten Fleck aus der Schule. Wenn es nach der Geldmarie ginge...
Ad hoc-Meldung - September 2011