Nachdem die Erste Group Bank zum Halbjahr noch durchaus auf Kurs war (Periodenüberschuss von 496 Mio. Euro), schockte Erste-Bank-Group-Chef Andreas Treichl heute mit einer Gewinnwarnung zum 3. Quartal 2011: Die Erste Bank Group räumt gründlich auf.
Statt 700 oder 800 Mio. Euro Gewinn am Jahresende 2011 werden wohl ähnliche Zahlen mit negativen Vorzeichen resultieren. Per Ende September 2011 hat die Erste Bank einen Verlust von 920 bis 970 Mio. Euro eingefahren - das vierte Quartal wird das Ergebnis noch leicht verbessern.
Hauptverantwortlich für dieses katastrophale Quartalsergebnis (welches am 28.10 dann genauer vorliegen wird) ist ein großer Kehraus in der Bank: Trotz gutem Betriebsergebnis möchte man sich für die (wohl sicher kommenden) harten Zeiten vorbereiten und bewertet Bankenbeteiligungen und Risken neu.
Sonderabschreibungen erfolgen z.B. bezüglich des Firmenwerts in Ungarn (mit 312 Mio. Euro schreibt man hier die gesamte Firmentochter ab!) aber auch in Rumänien, wo bei der rumänischen BCR gleich 627 Mio. Euro abgeschrieben wurden. In Ungarn wurden zusätzlich 450 Mio. Euro Risikovorsorgen angelegt - hier dürfte die höchst zweifelhafte Möglichkeit zur günstigen Konvertierung von Frankenkrediten der Bank noch viel Geld kosten. Wäre wohl auch nicht erstaunlich, wenn heimische (und auch andere ausländische Banken) Ungarn den Rücken zukehren würden.
Aber auch Credit Default Swaps in der Höhe von 180 Mio. Euro wurden im 3. Quartal 2011 berücksichtigt. Risikobeladene Staatsanleihen (z.B. Griechenland oder Portugal) wurden ebenso abgewertet - hier handelt es sich aber nur noch um ein paar Millionen.
Dass die Erste Bank Group gerade jetzt die Leichen aus dem Keller räumt, ist strategisch vielleicht gar nicht einmal so dumm: Fast alle Banken mit Ostgeschäft müssen ähnliche Schritte wohl noch vollziehen - gespannt darf man hier auf die Vorgangsweise der Raiffeisen Bank International sein.
Die Dividende für 2011 können sich die Aktionäre schon aufzeichnen - das staatliche Partizipationskapital wird aber doch bedient (die geplante Rückzahlung der ausgeborgten 1,2 Mrd. Euro wird sich aber verzögern).
Kurzfristig ist die Nachricht für Aktionäre (vielleicht auch Kunden) der Erste Bank Group wohl etwas schockierend - mittelfristig könnte die Bank aber dadurch deutlich besser aufgestellt sein. So 2012 keine weiteren (gröberen) Abwertungen erfolgen, sind mit einiger Sicherheit (so das internationale Umfeld nicht negativer wird) wieder deutlich schwarze Zahlen drin.
Die Aktie der Erste Group Bank beutelte es nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung (eigentlich ein unpassender Name für eine Verlustmeldung) gewaltig her: Nach 20,70 Euro am Freitag ging es heute schon auf genau 17 Euro runter. Um 12.45 steht das Papier bei 17,94 Euro.
Im Sog der Erste Group Bank verlor auch das zweite Banken-Indexschwergewicht stark - die RBI verlor bis 12.45 8,30 Prozent.
Nur die ganz Mutigen kaufen derzeit heimische Bankaktien...
Nachtrag 28.10.2011: Der genannte Verlust wurden anlässlich der Veröffentlichung des 3. Quartals 2011 sogar noch leicht übertroffen - 973 Mio. Nettoverlust wurde ob des "Ausmistens" gemacht (2010, 3. Quartal: Gewinn von 633,8 Mio. Euro).
Für das Jahr 2011 erwartet die Erste Bank Group einen Verlust von 700-800 Mio. Euro (operativ wäre die Bank ja recht gut unterwegs) - so nicht wieder die Märkte spinnen, sollten 2012 wieder klar positive Zahlen folgen.
Größere Eigenkapitalsorgen als jüngst anlässlich der Griechenland-Krisenpläne hat die Erste Bank Group derzeit ebenso: Statt der angenommenen 59 Mio. Euro sind es nun nach den negativen Quartalsnachrichten immerhin 750 Mio. Euro, welche die Erste bis Mitte 2012 aufstellen muss.
Ad hoc-Meldung - Oktober 2011