Auch wenn Griechenland gerade einen neuen Premier bekommt und die Politiker Griechenlands offenbar ein wenig zur Vernunft gekommen sind - Griechenland wird wahrscheinlich früher oder später wieder einen "Haircut" benötigen oder gar (nach Staatsbankrott und Euroaustritt) zurück zur Drachme wechseln. Was Politiker sich nicht zu sagen getrauen, wird von den meisten Wirtschaftsexperten kaum angezweifelt - es wäre ein kleines Wunder, wenn sich Griechenland ob seiner Radialdiät (welche jedenfalls notwendig ist) rasch erholt.
Die meisten Versicherungen (zuletzt in Österreich die Uniqa) und Banken Europas haben ihre Portfolios ohnehin schon abgewertet und sind froh, wenn sie überhaupt noch 50% des Geldeinsatzes für Griechenland-Papiere zurückbekommen. An den Märkten sind Staatsanleihen Griechenlands fast nur mit noch höheren Abschlägen zu verkaufen.
Das Mitleid mit Banken & Co. hält sich aber in Grenzen - immerhin haben diese in den letzten Jahren auch prächtig mit solchen Risikopapieren verdient: Renditen von 5 bis 10 Prozent waren eben eine verlockende Angelegenheit; das Risko dürfte sich aber in Summe nicht gelohnt haben.
Die aktuelle Krise rund um Griechenland sollte aber die EU (und insbesondere die Eurozone) rasch zum Handeln veranlassen: Der künstlich aufgeblasene Rettungsschirm Europas kann zwar Griechenland, Irland oder Portugal eine Weile durchfüttern - für Italien oder Spanien geht sich die aktuelle Variante kaum aus.
Und irgendwann werden Deutschland, Österreich & Co. die verschuldeten Länder nicht mehr retten wollen - ein Staatsbankrott bzw. weitere "Haircuts" (teilweiser Schuldenerlass) wäre nicht zu vermeiden. Die Eurozone ist also noch lange nicht gerettet - da warten in vielen Ländern noch viele Maßnahmen.
Nächster Wackelkanditat dürfte das krisengeplagte Italien sein: Schon heute (oder eben ein paar Tage später) dürfte Silvio Berlusconi die Mehrheit im italienischen Parlament verlieren. Neuwahlen (und damit kaum einzulösende Versprechen an die Bevölkerung) wären die logische Folge - weiterer Zeitverlust für die notwendige Sanierung des Staatshaushaltes Italiens ist damit fix einzuplanen. Eine große Chance für Spekulanten...
So Sie nicht direkt in Staatsanleihen von derzeit kritischen Ländern (Griechenland, Italien, Spanien, Portugal oder Irland) investiert sind, wird Ihnen das alles vielleicht nicht so nahe gehen (auch wenn wir in Österreich mit einem Staatsbankrott natürlich auch grobe Finanzprobleme kriegen). So Sie aber Anleihen der genannten Länder besitzen, sollten Sie zumindest über einen baldigen Verkauf nachdenken.
Sehr wohl ist man aber als Besitzer von Rentenfonds in Eurowährung zumeist auch in vielen dieser Risikostaaten investiert. Ob der Risikostreuung dieser Fonds ist fast in allen Euroländern auch in Staatsanleihen investiert worden - die hohen Zinsen in diesen Ländern haben viele Fondsmanager gelockt.
Schon heuer haben viele Rentenfonds im Jahresvergleich sogar verloren (dabei wollte man ja mit Risikostreuung und Anleihenfond auf Nummer Sicher gehen) - ein weiterer Kursverlust ist trotz breiter Streuung nicht unwahrscheinlich. Gerät Italien nun so richtig ins Visier der Spekulanten bzw. verkaufen in den nächsten Tagen viele Banken und Versicherungen zu billig, wirkt sich das unweigerlich auch auf den Kurs der Fonds negativ aus.
Während sich Anleihen solcher Länder derzeit eher ungünstig verkaufen lassen, kann man aber aus Rentenfonds relativ rasch aussteigen.
Panik ist zwar derzeit keinesfalls angebracht - sehr wohl sollte man sich aber jetzt einmal genau ansehen, welche Papiere man da im Fondsvermögen hat. Fragen Sie Ihren Bank- oder Vermögensberater nach Details und überlegen Sie sich Alternativen. Notfalls kann man ja jederzeit in Tagesgeld oder Festgeld zwischenparken - auf der Geldmarie finden Sie hier einige Informationen.
Die Zinsen und Erträge bei Rentenfonds werden sich in den nächsten Jahren wohl ohnehin in Grenzen halten - die Senkung der Leitzinsen in Europa sind hier ein deutliches Signal.
Auch wenn der Investmentgrad in kritische Staatsanleihen bei den meisten Lebens- und Pensionsversicherungen, bei Pensionskassen, Abfertigungen etc. nicht so hoch ist wie bei vielen Fonds - auch hier ist für 2011 und wohl auch für die Folgejahre nur bescheidener bis gar kein Ertrag zu erwarten. Auch wenn die Leitzinsen derzeit leicht sinken - das Risiko von Ausfällen wird die Mehrerträge wohl in Grenzen halten...
So sich die Eurozone doch wieder etwas längerfristiger konsolidieren kann (dazu bedarf es aber noch eines Programmes und einiger Korrekuren), werden die Erträge aus Fonds und sicheren Anleihen kaum höher sein als bei Tagesgeldern oder Festgeld (bzw. Kaptialsparbüchern) - auch die Banken benötigen dringend Geld und werden mit den Staatsanleihen mithalten müssen.
Ad hoc-Meldung - November 2011