Während dieser Tage Banken und Versicherungen ihre Portfolios kräftig ausmisten müssen und dadurch häufig in die Verlustzone rutschen (Uniqa, Erste Bank Group, UniCredit & Co.), sieht das beim größten heimischen Versicherer, der Vienna Insurance Group (einst die Wr. Städtische Versicherung) deutlich netter aus: Das Vorjahresergebnis wurde nach dem 3. Quartal 2011 sogar noch übertroffen.
Fast alle Bereiche entwickelten sich bei der VIG heuer positiv. So stiegen die Prämien im Konzern zum 3. Quartal um 4% auf nunmehr 6,80 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Steuern betrug 414,1 Mio. Euro und lag damit um 9,6% über dem Vorjahresgewinn von 377,7 Mio. Euro.
Auch das Konzernergebnis lag mit 313,3 Mio. Euro (291 Mio. im Vorjahr) um 7,7% höher - die Vienna Insurance Group ist also nach wie vor sehr gut unterwegs.
Erfreulich auch das Combined Ratio, welches von 98% auf 97,4% gedrückt werden konnte - die Versicherung verdient also im klassischen Versicherungsgeschäft mehr als im Vorjahr.
Rückläufig allerdings (nicht ganz unerwartet) das Finanzergebnis der VIG: Abwertungen von griechischen Staatsanleihen in der Höhe von 50 Prozent und auch Abwertungen von italienischen Staatsanleihen (um vorsichtige 10 Prozent) ließen das Finanzergebnis von 895,7 Mio. Euro im Vorjahr auf nunmehr 798,6 Mio. Euro (-10,8%) schrumpfen.
Im Bereich Schaden/Unfall konnte man ein Prämienplus von 7,5% (3,6 Mrd.) erzielen, der Bereich Lebensversicherung verlor 0,4% auf 2,9 Mrd. Euro (die Einmalerläge in Österreich fallen ob der neuen steuerlichen Mindestbindefrist von 15 Jahren heuer ziemlich weg) und die Krankenversicherung boomte um 9,8% auf nunmehr 270 Mio. Euro.
Während die Prämien in Österreich (ob der deutlich reduzierten Einmalerläge) um 2,2% auf 3,1 Mrd. Euro nachgaben, explodierten diese in Polen förmlich: 742,8 Mio. Euro sind ein Plus von 39 Prozent! Tschechien und die Slowakei entwickelten sich gut, Rumänien verzeichnete hingegen nur leichte Prämienzuwächse und bringt der VIG derzeit Verluste.
Zukäufe in Albanien und der Markteintritt in Bosnien-Herzegowina bestätigen die Stellung der VIG am Balkan.
Mit 28 Euro ging die Aktie der Vienna Insurance Group gestern leichter aus dem Markt - nur ein negatives Marktumfeld (aufgrund der Italien-Sorgen) könnte heute auf den Kurs drücken. Die präsentierten Zahlen wären eher ein Grund für steigende Kurse - kaum ein anderer Finanztitel hat (trotz erfolgter Abschreibungen von Staatsanleihen) zuletzt derart positive Zahlen vorgelegt.
Die Lösung der Schuldenkrise in Italien wird die Märkte auch in den nächsten Monaten dominieren. Die VIG-Gruppe hat immerhin schon 10% des Italien-Investments abgeschrieben - sollte Italien in den nächsten Jahren einen Teilausfall produzieren, wäre hier schon ein wenig vorgesorgt. Erholt sich Italien in den nächsten 1-2 Jahren, kann die VIG (und nicht nur die) wieder positiv berichtigen und auch in den nächsten Jahren fette Gewinne einfahren.
Bei 28 Euro ist die VIG wohl wieder ein Kauf.
Ad hoc-Meldung - November 2011