Auch wenn Eurolady Angela Merkel und die heimische Finanzministerin Maria Fekter derzeit gegenüber den seitens EU vorgeschlagenen Euro-Anleihen Beton anmischen - dieser wird wohl auf Dauer nicht halten.
Denn sowohl Frau Merkel als auch Frau Fekter (die in dieser Frage deutlich unwichtiger ist) bzw. deren Berater wissen wohl schon ziemlich genau: Gemeinsame Eurobonds sind wohl der temporäre Rettungsanker für den Euro in der aktuellen Form.
Eigentlich war es ja schon ein schwerer Systemfehler, bei Euroeinführung nicht auch gemeinsame Euroanleihen aufzulegen. Solche Eurobonds hätten die Spekulation gegen einzelne Länder deutlich erschwert und damit wohl auch die Explosion so mancher Staatshaushalte verringert. Denn immerhin fließen ja die hohen Zinsen, welche manche Krisenländer Europas zahlen müssen gleich wieder negativ in die Staatsfinanzen ein.
Mit solchen Anleihen hätten zwar die Länder mit halbwegs guter Budgetdisziplin (die es nur selten gibt) etwas höhere Zinsen zahlen müssen - die derzeit hohen Kosten für die Eurokrise wären uns aber wohl ziemlich erspart geblieben. Vielleicht wäre sogar die Griechenland-Krise deutlich milder verlaufen und Griechenland stünde derzeit noch nicht mit beiden Füßen im Morast.
Nicht aber das Nichteinführen von Eurobonds zum Start war für die jetztige Eurokrise (welche der Hauptauslöser der nächstjährigen Konjunkurflaute ist) hauptveranwortlich - vielmehr war es die absolut fahrlässige Budgetpolitik einiger Euroländer (Griechenland, Italien & Co.), welche durch die Finanzkrise und die Griechenland-Staatspleite noch negativ verstärkt wurde. Hier hat die EU bzw. EZB bisweilen total versagt - Kontrollmechanismen waren kaum vorhanden bzw. wurden nicht rechtzeitig verwendet.
Merkel und Fekter (bzw. andere Vertreter von noch halbwegs funktionierenden Ländern) machen nun natürlich das Richtige für ihre Länder: Sie verhandeln und pokern. Denn wer möchte schon (noch dazu in unsicheren Zeiten) mehr für die Staatsschulden bezahlen als derzeit?
Nachdem aber gemeinsame Eurobonds (in welcher Variante auch immer) jedenfalls die gefährlichen Spekulationen gegen Einzelstaaten des Euros ad absurdum führen würden, dürfte an den Eurobonds früher oder später kein Weg vorbeiführen. Wahrscheinlicher ist die Variante "früher" - vielleicht schon im Jahr 2012.
Die USA sind hier ein gutes Beispiel: Müsste z.B. das hoch verschuldete Kalifornien eigene Dollaranleihen ausgeben, wäre Kalifornien schon längst in Griechenland-Dimensionen gelandet.
Trotz Verlust des Tripple-A haben die USA noch immer recht niedrige Zinsen - während Spanien und Italien (die im BIP-Schulden-Vergleich besser dastehen als etwa die USA oder Japan) aktuell schon ca. 7% für Staatsanleihen zahlen müssen, Portugal sich mit mehr als 10% refinanzieren muss und Griechenlands Anleihen (zurecht) Schrottstatus haben.
Neben den Eurobonds werden aber wohl (und das werden sich die besser dastehenden Euro-Länder nicht nehmen lassen) auch weiterhin nationale Euroanleihen begeben werden - denn wer will schon (trotz passender Budgetzahlen) sein gesamtes Geld teuer aufnehmen?
Deutschland finanziert sich akutell um ca. 2% (auch wenn das z.B. am Mittwoch nicht mehr gut funktioniert hat - da kommt wohl ob der Eurobonds bald ein kleiner Aufschlag hinzu), Österreich zahlt 3,5% für seine Schulden.
Im Gegensatz zu den USA scheint in Europa derzeit eine "Doppel- oder Dreifachfinanzierung" via Anleihen wahrscheinlich: Während die einzelnen Staaten nach wie vor eigene Länderanleihen begeben dürfen, gibt es dann auch gemeinsame Bonds (mit etwas höheren Zinsen als für Länder mit guter Bonität zu zahlen ist) mit gemeinsamer Haftung aller Euroländer. Die "Krisenländer" müssen sich aber auch weiterhin Geld mit eigenen Bonds (ohne Solidarhaftung der Eurozone) aufnehmen.
Die erste Gattung von Bonds wären dann "Blue Bonds" (Länder mit guter Bonität, niedrige Zinsen), die Anleihen von Krisenländern "Red Bonds" (höhere Zinsen, keine Solidarhaftung). Und damit die Red Bonds nicht zu teuer werden, gibt es für brave Sanierer (die von der EU hart überwacht werden) dann auch noch die Möglichkeit der Geldaufnahme via Eurobonds (Solidarhaftung). Diese sollten dann bezüglich Zinsniveau recht günstig zu begeben sein...
Funktioniert dann so mancher Staatshaushalt trotz europäischer Kontrolle nach einigen Jahren noch immer nicht, müsste man die Eurozone um die Krisenländer verkleinern bzw. sowieso endgültig in Frage stellen.
Für Staaten mit guter Bonität wären mit oben skizzierter Variante die Mehrkosten (bzw. die ohnehin schon vorhandene Mehrhaftung) begrenzt - Krisenländer könnten sich sehr rasch günstig refinanzieren.
Wie auch immer die Lösung mit Eurobonds im Details aussehen wird - Europa muss nun endlich nachhaltig handeln.
Ad hoc-Meldung - November 2011