Knapp vor Weihnachten 2011 darf man durchaus schon eine Jahresbilanz ziehen und auch die Prognose für das nächste Jahr wagen.
Die wirtschaftliche Jahresbilanz 2011 fällt geteilt aus: Die erste Hälfte war fein, die zweite Hälfte schon weniger. Denn ab dem Sommer stand Europa so richtig im Banne der Staatsschuldenkrisen - und das hat sich seither nicht mehr wirklich geändert.
Auch wenn die Wirtschaftsdaten für das Gesamtjahr 2011 positiv ausfallen werden - schon aktuell ist der Abschwung so richtig im Gange und wird wohl 2012 seinen (noch schwer einzuschätzenden) Höhepunkt (=wirtschaftlichen Tiefpunkt) erreichen.
Nachdem die Märkte (und die allseits "beliebten" US-Ratingagenturen) aber in der Regel Katastrophen vorwegnehmen, muss 2012 gar nicht so schlimm werden, wie vielleicht befürchtet.
Das Grundübel für Europa (und damit auch für das kleine Österreich) bleibt aber weiter die Unsicherheit um die Eurozone: Gelingt es den Ländern mit katastrophalen Schulden und hohen Arbeitslosenraten (Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Irland, Belgien, Ungarn etc.) nicht, die Budgets unter Kontrolle zu bringen, sind weitere Angriffe auf den Euro zu erwarten (und auch nicht ganz unberechtigt).
Die Eurozone hat sich zuletzt auf eine Schuldenbremse geeignigt - das Ausverhandeln der Kontrollmechanismen ist noch im Gange. Sehr glaubwürdig war diese Absichtserklärung aber bisweilen aber wirklich nicht - da müssen schon sehr bald Taten folgen, will man nicht wieder ins Visier der Spekulanten geraten.
Insbesondere die Bankenlandschaft Europas hat 2012 einige Hausaufgaben (Kapitalstärkung, Umstrukturierungen, Verkäufe, Kündigungen, Portfoliobereinigungen etc.) durchzuführen - auch Österreich ist davon stark betroffen und zittert auch weiter um die Stabilität der im Osten stark vertretenen heimischen Banken.
Das Wirtschaftswachstum Europas wird 2012 unter den fast überall durchzuführenden Budgetsanierungen stark leiden und dürfte 2012 ziemlich stagnieren. Was (bei geeigneten Reformen in den genannten Katastrophenländern) schon fast ein Erfolg wäre...
Denn insbesondere die "üblichen Verdächtigen" unter den Ländern werden 2012 wohl in eine mehr oder minder deutliche Depression stürzen - starke Kürzungen bei Staatsausgaben und Steuererhöhungen haben noch selten eine rasche Erholung der Wirtschaft gebracht. Da muss man wohl (so man in das eine oder andere Land noch vertraut) wohl noch etwas Geduld haben.
Doch bevor wir hier auf Griechenland & Co. schimpfen: Kehren wir hier lieber vor der eigenen Türe (da ist es dreckig genug) und widmen uns einigen wichtigen Wirtschaftskennzahlen Österreichs für 2012:
2011 war (trotz des sich nun abzeichnenden Abschwungs) ein gutes Jahr für die heimische Wirtschaft. Sämtliche Prognosen (die bei einem Plus von ca. 2,1-2,2% lagen) wurden deutlich übertroffen und es dürfte für 2011 ein BIP-Wachstum von über 3% eingefahren werden.
Für 2012 wurden aber zuletzt die Prognosen schon mehrfach reduziert - aktuell nimmt das WIFO ein BIP-Wachstum von nur noch 0,4% an. Läuft es mit einigen Euroländern besondes blöd und die heimischen Banken entdecken noch mehr Leichen im Keller, könnte es sogar ein kleines Minus setzen.
Der Inlandskonsum dürfte (das zeichnet sich schon bei den Weihnachtsumsätzen ab) aber weiter positiv bleiben und die Wirtschaft deutlich unterstützen - das mag auch an der Unsicherheit um den Euro ("Geld weg, bevor es nichts mehr wert ist") und den niedrigen Zinsen bei konservativen Anlageformen liegen.
Für Österreich ist (abseits von Weltwirtschaftsdaten, Euro und Bankenlandschaft) auch noch sehr die Entwicklung in Italien und Ungarn relevant - beide sind wichtige Handelspartner von Österreich.
"Schluss mit Lustig" am Arbeitsmarkt ist leider schon bestätigt: Die Arbeitslosenrate in Österreich steigt schon seit 2 Monaten wieder an. 2009 gab es noch 7,2% Arbeitslose (nach der österreichischen Berechnung), 2010 sank die Arbeitslosenraten dann schon auf 6,9% und für 2011 kann man noch erfreuliche 6,8% melden.
Die Unsicherheit bezüglich 2012 hat aber schon jetzt zu ersten Sparprogrammen geführt (die Wirtschaft ist da immer schneller als die Politik) - welche wohl erst 2012 und in den Folgejahren deutlich in den Arbeitslosenstatistiken spürbar werden. Eine drohende (wenn auch unbedingt notwendige) Anhebung des effektiven Pensionsantrittsalters in Österreich (siehe aktuelle Diskussion bei den ÖBB-Pensionen...) wird dazu beitragen, dass die Arbeitslosenrate wohl deutlicher steigt, als derzeit von WIFO prognostiziert (7,1% für 2012 und 7,4% für 2013).
Den Titel "Europameister bei der Beschäftigung" kann man sich dann in ein paar Jahren wohl abschminken - dieser ist gegenwärtig aber auch teuer erkauft (negatives Spitzenfeld bei den Pensionen, Invaliditätspensionen sowie beim Pensionsantrittsalter).
Die Geldmarie tippt hier auf mindestens 7,5% für 2012 und mehr als 8% für 2012 - je nach Behandlung der Frühpensionen...
Die im Vorjahr prognostizierte, höhere Inflationsrate ist auch tatsächlich gekommen und fällt (nach 1,9% im Jahr 2010) mit ca. 3,3% 2011 auch ziemlich deftig aus: Teure Rohstoffe (Öl, Lebensmittel etc.), höhere Mieten & Co. übertreffen sogar das BIP-Wachstum und relativieren dieses.
Für 2012 erwartet das WIFO aktuell ca. 2,1% Inflation. Das könnte ob jetzt schon hoher Ölpreise (welche 2012 ob schlechter Weltwirtschaftsdaten wohl kaum mehr dramatisch ansteigen werden) durchaus passen - nachdem Öl 2011 konstant teuer war, ist der Basiseffekt (Vergleich zum Vorjahr) wesentlich günstiger als 2011, als noch mit billigen Ölpreisen aus 2010 verglichen wurde. Wenn da nicht der Euro (im Vergleich zur Ölwährung Dollar) einen Strich durch die Rechnung macht...
Inflation besteht aber nicht nur aus dem Ölpreis - Lebensmittel sind z.B. 2011 auch ziemlich teuer geworden, was sich 2012 abschwächen sollte. Weiterhin preistreiben werden wohl auch die Mieten (hier ist die Politik schön langsam gefragt - Wucherpreise reduzieren hier schon bald den Mittelstand). Auch die für 2012 avisierten Gebührenerhöhungen (Wien dreht hier besonders wild an der Preisschraube) sowie noch folgende Budgetmaßnahmen könnten die Inflation weiter hoch halten.
Auch die Energiekosten könnten 2012 wieder unlustig werden - ein milder Winter könnte hier gröbere Probleme (Deutschlands Ausstieg aus der Atomenergie wird in den nächsten Jahren die Energiepreise weiter treiben) vermeiden. Preiserhöhungen bei Strom, Gas, Benzin, Tabak & Co. sind jedenfalls 2012 ziemlich wahrscheinlich.
Aktuell (21.12.2011) hat der Staat Österreich ca. 217 Milliarden Schulden - das wären (vom Säugling bis zum Greis) immerhin über 29.000 Euro pro Nase und pro Erwerbstätigen dann schon über 53.000 Euro. Tendenz stark steigend. Zahlen Sie das bitte morgen zurück, meine Kontonummer finden Sie im Impressum - ich leite das dann verlässlich (über eine Stiftung in Liechtenstein, dann über karibische Freunde und dann über Nordkorea) an die Republik Österreich weiter.
"Ironie off": Trotz guter Konjunktur im Jahr 2011 beträgt das Budgetdefizit 2011 zum Jahresende wieder 3,3% des BIP und ist damit wieder höher als seitens EU eigentlich vorgesehen. Wir befinden uns damit in Europa zwar in guter Gesellschaft - das Prädikat "gute Gesellschaft" relativiert sich aber sehr, wenn man bedenkt, das 2011 eigentlich ein gutes Jahr war...
2012 prognostiziert das WIFO dann ein Budgetdefizit von 3,0%, für 2013 rechnet man mit 2,8%. Beides Werte, die die Schuldenlast Österreichs (um genauer zu sein: Die Schuldenlast der nächsten Generation) weiter ansteigen lassen.
So die Politik (vulgo SPÖ und ÖVP) diese miserablen Werte nicht endlich und ernsthaft in Angriff nimmt und einen Reformkurs bei Ausgaben UND Einnahmen fährt (die Wahrheit liegt zumeist in der Mitte), droht schon 2012 die Abwertung des AAA-Ratings Österreichs. Damit verbunden: Höhere Zinsen für die Schulden sind zu bezahlen = die Schuldenlast steigt weiter an. Diese Lektion und deren Auswirkungen sollten wir spätestens heuer (Griechenland!) deutlich gelernt haben - ob ein Spindelegger und (insbesondere) ein Faymann das erkannt und verstanden haben, bleibt abzuwarten.
Bei den oben genannten Zahlen sind übrigens einige Schulden der Republik Österreich (z.B. ASFINAG, ÖBB etc.) noch gar nicht einmal eingerechnet - wäre unangenehm für Österreich, wenn die EU dem Schuldenberg noch ein paar Milliarden Schulden (die ja Schulden sind!) hinzurechnet...
Ohne wirkliche Reformen (Pensionen, Förderungen, Beamte, ÖBB, Vermögenssteuern, Gesundheit etc.) wird es also kritisch für "Tu felix Austria" - schon 2012.
Schon im Vorjahr hat die Geldmarie prognostiziert, dass 2011 kein gutes Jahr für Sparer wird - und das ist auch eingetroffen. Ob der niedrigen Zinsen waren zwar Kreditnehmer entzückt - konservative Sparer schon eher weniger.
2012 wird sich diesbezüglich wenig ändern: Das Zinsniveau muss niedrig gehalten werden (sonst krachen viele Länder, Banken und Unternehmen), die Zinsen für Sparbücher, Festgeld und Tagesgeld dürften sogar wieder ein wenig fallen. Europa drohen hier wohl japanische Verhältnisse. Nach Abzug der KESt. wird bei täglich fälligen Geldern bzw. bei kurzfristigen Veranlagungen wohl ziemlich sicher auch 2012 ein Realwertverlust resultieren...
Die Geldmarie vergleicht laufend die besten Anbieter von Tagesgeld und Festgeld - sehen Sie hier ab und an vorbei und testen Sie einfach auch das eine oder andere Angebot (auf basis der Einlagensicherung). Wer sich rechtzeitig Fixzinsen sichert, könnte den 2012 vielleicht leicht fallenden Zinsen ein Schnippchen schlagen - Megainflation ist derzeit noch immer nicht in Sicht.
Hoch verzinste Anlagen gibt es nur mit Risiko - Staatsanleihen aus Krisenländern (von Griechenland lassen selbst abgebrühte Anleger eher die Finger) könnten aber durchaus ein kleines Investment wert sein. Vorausgesetzt, man setzt weiter auf den Euro bzw. den Bestand der Eurozone.
Schon in den ersten Monaten 2012 wird sich hier die Spreu vom Weizen trennen - je nach Krisendauer und Reformeifer könnten hier einige Länder blöd ins Gerede (der Ratingagenturen und des Marktes) kommen und andere Länder (hoffentlich gehört Österreich dazu) könnten sich aus der Gefahrenzone entfernen und zum "sicheren Hafen" der Anleger werden.
In unserem Anlagebarometer können Sie oft Trends rechtzeitig erkennen - diesen zu spät nachzulaufen hat sich noch selten bewährt.
Die aktuell so boomenden Immobilien könnten (bei besonders schlechter Nachrichtenlage rund um die Eurozone) auch 2012 weiter gut gehen: Der verängstigte und konservative Anleger hat schon 2011 viel Geld in Wohnungen und Immobilien aller Art investiert. Ob diese Rechnung allerdings in vielen Jahren aufgeht, darf jetzt einmal bezweifelt werden. Kauft man solche Objekte nicht zu Wohnzwecken (was Sinn macht), könnte man sich angesichts der Bevölkerungsstruktur, sicher kommender Spekulations- und Vermögenssteuern und der Ausdünnung des Mittelstands (die gerade läuft) durchaus einige Fragen stellen. Eine davon wäre: Wer kann sich diese Preise in 10 Jahren noch leisten (egal, ob es dann noch den Euro gibt). Nur ein Denkansatz, keine Empfehlung...
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin oder Palladium dürften auch 2012 stark bleiben - Kursexplosionen sind aber wohl nur noch bei groben Finanznöten zu erwarten - setzten Sie hier weiter nicht zu viel auf eine Karte.
Österreichische Aktien hat es 2011 fast durch die Bank ziemlich erwischt. Daran waren aber gar nicht die Unternehmen schuld (die häufig sogar Rekordgewinne verbuchten) - vielmehr war es die negative Erwartungshaltung für 2012, welche schon stark in den Kursen eingepreist ist. "Durch die Bank erwischt" gilt hier doppelt: Besonders die heimischen Großbanken (Erste Group Bank und mit Abstrichen auch die RBI) wurden 2011 regelrecht abgestraft - was ob der Riesenverluste bei der Erste Group Bank auch nicht wirklich verwundert. Aber auch die Volksbanken AG, die Hypo Alpe Adria und die Bank-Austria-Mutter UniCredit sind 2012 für weitere Negativschlagzeilen gut.
Mit Versorgern (OMV, Verbund, EVN, Post) kann 2011 wohl nicht mehr viel schief laufen - doch das hätte man auch Ende 2010 gedacht. Für 2012 gilt aber (für den risikoaffinen Investor) jedenfalls: Da ist wieder einiges drin...
Beachten Sie hier aber, das 2012 erstmals auch die Spekulationssteuer (25% vom Kursgewinn) schlagend wird - hier gab es ob einiger Unklarheiten 2011 noch eine Schonfrist (trotzdem müsste man schon versteuern).
Die Versicherungen in Österreich haben 2011 durch gute Zahlen im Osten durchaus zufriedenstellenden Bilanzen abgeliefert (auch wenn diese erst Anfang 2012 kommen). Für 2012 sieht es aber schon düsterer aus:
Im einst so lukrativen Veranlagungsgeschäft sind 2012 kaum hohe Erträge zu erwarten - Niedrigzinspapiere und Papiere aus Krisenländern befinden sich zuhauf in den Portfolios. Keine guten Nachrichten für Ihre Pensions- und Lebensversicherungen - hier werden in den nächsten Jahren wohl nur die Garantiewerte (und ein paar Cent dazu) erzielt werden.
Gerade bei Versicherungen mit Aktienanteil (Fondsversicherungen, staatlich geförderte Zukunftsvorsorge etc.) ist aber 2012 wieder ein Jahr der Chancen - für 2011 muss hier leider wieder einmal (fast überall) mit Verlusten gerechnet werden. Durchhalten könnte hier aber Sinn machen - auch wenn Sie das dem Versicherungsberater schön langsam nicht mehr glauben...
Könnte durchaus sein, das 2012 auch die Versicherungen etwas in Verruf kommen: Ein paar Unwetter, schwächere Immobilienerträge, Ausfälle bei Staatsanleihen, steigende Zinsen bei einigen im Portfolio vorhandenen Anleihen etc. sind 2012 nicht unwahrscheinlich.
Wie bei den Bankaktien gilt auch für Versicherungswerte: Hohes Risiko, aber auch hohe Chancen.
Trotz der dunklen Wolken am Konjunkturhimmel: Für Optimisten ist das Glas noch immer halb voll.
Ohne fette Reformen (Möglichkeiten gibt es hierzulande noch unzählige) wird's aber in Österreich nicht heller werden - das gilt natürlich für die gesamte EU bzw. die Eurozone.
Gelingt es der Eurozone Anfang 2012 halbwegs plausible Reformen mit Kontroll- und Sanktionsmechanismen zu installieren, wäre das der erste Schritt zu längeren (wenn auch nicht nachhaltigen) Schönwetterperioden. Früher oder später wird in der Eurozone eine gemeinsame Währungspolitik wohl auch in gemeinsame Anleihen ("Eurobonds") münden - ob wie jetzt mit Haftungen für krisengeschüttelte Länder (die wohl teilweise oder gänzlich schlagend werden) oder später mit Aufschlägen (im vergleich zu aktuell günstigen Zinsen für solide Länder): Der Tag der Abrechnung wird kommen. Solidarität muss aber hier klare definierte Grenzen haben - ein Rauswurf von manchen Ländern aus der Eurozone ist vielleicht a la longue für alle Beteiligten sogar ehrlicher.
Es scheint, als habe es in manchen (politischen) Köpfen schon "Klick" gemacht - noch bevor die billigen Populisten Europas den Lichtschalter bedienen.
Weiterhin gilt: Wer Mut (und Umsicht) bei der Auswahl seiner Anlageformen hat, wird 2012 wohl endlich wieder auf der "sunny side" landen.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2011