Die Spatzen haben es schon einige Zeit von den Dächern gepfiffen: Der Handybetreibermarkt in Österreich hat bald einen Anbieter weniger. Aus vier Anbietern werden in einigen Monaten nur noch 3 - und genau diese Zahl ist dafür hauptverantwortlich...
Österreichs kleinster Mobilfunkbetreiber "3" (im Eigentum von Hutchison) kauft nämlich um kolportierte 900 Mio. Euro den bisher drittgrößten Anbieter Orange (ehemals "One"). Die Marke "Yesss!" (primär für Wertkartentelefonie zuständig) geht allerdings um 390 Mio. Euro an die Telekom Austria (A1).
Die erst im September 2008 um viel Geld in den heimischen Markt (stadt "One") eingeführte Marke Orange wird damit wohl sehr bald vom Markt verschwinden und in 3 aufgehen - die Genehmigung seitens EU ist natürlich noch ausständig und wird sich wohl bis Mitte des Jahres ziehen. Auch das Absegnen des Kaufes von "Yesss!" seitens A1 (Telekom Austria) muss noch von der heimischen Wettbewerbsbehörde unter die Lupe genommen werden.
Das kleinere Unternehmen "3" (ca. 570 Mitarbeiter) übernimmt somit schon bald Orange (800 Mitarbeiter) samt Kunden - ob man sich darüber freuen darf, bleibt abzuwarten:
Der Wegfall eines Anbieters wird wohl auch den Preisdruck in der schon jahrelang heftig umkämpften Mobiltelefonielandschaft Österreichs etwas mindern. Schon zuletzt war die Telekom Austria mit Gebührenerhöhungen unangenehm aufgefallen - der Kostendruck ist bei allen Anbietern schon deutlich sichtbar geworden.
Teure Gratishandys für Neukunden bzw. Verlängerungen sowie seit vielen Jahren sinkende Grundgebühren, Gesprächseinnahmen und Roaminggebühren haben die einst großen Spannen der Mobiltelefonieanbieter massiv reduziert - eine Marktbereinigung steht schon seit einigen Jahren in Diskussion. Selbiges gilt natürlich auch für die Internetdienste aller Anbieter.
Die Handytarife in Österreich sind europaweit im Feld der Billigstanbieter - selbst im sonst so konkurrenzaffinen Riesenmarkt Deutschland zahlt man durchschnittlich deutlich mehr (teilweise sogar doppelt so viel) wie in Österreich.
Dass dieses Schlaraffenland für Mobiltelefonie eines Tages den Paradieszustand verlieren würde, war klar. Es könnte durchaus sein, dass der nun bekanntgewordene Kauf von Orange der Anfang vom Ende der Billigsttarife in Österreich ist. Im Jahr 2012 sind zwar wohl noch keine massiveren Teuerungen zu befürchten (immerhin muss 3 einmal Orange konsolidieren - da wären Gebührenerhöhungen sehr kontraproduktiv) - die Billigsttarife könnten aber schon im Weihnachtsgeschäft 2012 deutlich anders gestaltet sein...
Ob der Kauf von "Yesss!" seitens A1 (TKA) eine feine Idee war, darf auch bezweifelt werden: Der Umsatz bei Yesss! war zuletzt (wie auch bei anderen Anbietern) deutlich rückläufig - und A1 hat mit "Bob" ohnehin schon eine gut eingeführte Produktlinie für Wertkartenhandys. Vielleicht hätte man sich dieses Geld sparen können - der Telekom Austria geht es derzeit ohnehin nicht so rosig.
Ad hoc-Meldung - Februar 2012