Prüfen Sie immer Ihre Kontoauszüge? Die meisten Bankkunden tun das wohl nicht. Auch die Geldmarie ist bei der Kontrolle der Kontoauszüge in den letzten Jahren immer schlampiger geworden - denn erstens passen die Abbuchungen von seriösen Begünstigten ohnehin fast immer, zweitens wird das Abbuchungskonvolut immer länger und drittens besteht aufgrund langjähriger eigener Tätigkeit im Bankensektor durchaus Vertrauen in die Sicherheit von Einziehungsaufträgen.
Umso größer war das Erstaunen über eine Abbuchung in den ersten Februartagen 2012 auf dem Firmenkonto der Geldmarie (welches ob der damit verbundenen Buchhaltung auch immer genau gesichtet wird): Da bucht doch glatt das Downloadunternehmen Firstload via österreichischem Zahlungsdiensteanbieter Wirecard 99 Euro vom Firmenkonto ab.
Erste Reaktion: Nachdenken. Wer könnte sich hinter dieser offensichtlichen Fehlbuchung verstecken? Bei Firstload wurde in der ganzen Familie sicher nie ein Account eröffnet (zuerst sollten Sie diese Möglichkeit im Familienverbund erörtern), die Firma Wirecard war bisweilen unbekannt.
Nachdem die Recherche keine logische Begründung für diese Abbuchung ergab (oft gibt es z.B. bei Konzertkarten verwirrende Buchungstexte auf dem Kontoauszug der Bank bzw. der Kreditkartenfirma) und auf dem Firmenkonto ohnehin nur ein monatlicher Einziehungsauftrag besteht, galt es, die beteiligten Firmen mit dieser Abbuchung zu konfrontieren: Ein Mail erging gleichzeitig an Wirecard und Firstload. Eine kurze Internetrecherche hatte nämlich ergeben: Bei Firstload kommt es durchaus ab und an zu fragwürdigen Abbuchungen.
Erfreulicherweise reagierte Firstload schon am nächsten Tag und informierte mich, dass unter einer mir unbekannten IP-Adresse mittels eines mir unbekannten Handys (wohl eine Wertkartennummer - ein Testanruf ließ nur die Mailbox laufen) vor einem halben Jahr ein Account bei Firstload angelegt wurde. Als Anmelder wurde eine x-beliebige Firma aus Österreich genommen und die Adressdaten waren falsch (so gibt es z.b. die Postleitzahl 1240 in Wien nicht). Dazu kommt dann noch eine hauptsächlich aus Zahlen bestehende E-Mail-Adresse.
Einzig stimmig war die Bankkontonummer meines Firmenkontos - die man bis vor einigen Tagen noch im Impressum der Geldmarie nachlesen konnte. Ein kleiner Fehler, wie sich nur herausgestellt hat: Kontonummern bzw. Bankverbindungen besser nicht ins Internet stellen!
Firstload hat inzwischen den Account gelöscht und dürfte sich in der Sache auch fair verhalten (ich gehe nicht davon aus, dass hier noch Ansprüche gestellt werden - zu offensichtlich ist hier der Fake-Account). Eine polizeiliche Anzeige könnte noch folgen - man kann aber wohl fast davon ausgehen, dass hier ob des geringen Betrages kaum groß nachgeforscht wird.
Das Wichtigste Zuletzt: Solche Abbuchungen vom Konto können Sie natürlich (vorausgesetzt, Sie entdecken die Abbuchung rechtzeitig) umgehend von der Bank rückbuchen lassen (und den weiteren Einzugsversuch durch die einziehende Firma sperren lassen). Die 99 Euro sind schon wieder gutgeschrieben - die Kontrolle des Kontoauszuges hat sich somit durchaus rentiert.
So Sie zukünftig eine unbekannte Abbuchung am Konto entdecken, versuchen Sie zuerst deren Herkunft zu klären, nehmen Sie (im Falle eines vermuteten Betruges bzw. ein Fehlbuchung) Kontakt mit den Begünstigten auf (wenn dies bekannte Firmen wie Firstload sind) und lassen Sie den Betrag gegebenenfalls (so Sie nicht wirklich einen Vertrag eingegangen sind) seitens Bank stornieren.
So eine Rückbuchung lt. Bank nicht mehr möglich ist, bleibt Ihnen wohl nur die Kulanzmöglichkeit seitens Einziehenden bzw. der Rechtsweg offen. AK und Konsumentenschutzorganisationen und eine Rechtsschutzversicherung (mit Vertragsrechtsschutz) könnten Ihnen hierbei dienlich sein.
Ad hoc-Meldung - Februar 2012