Die Halbierung der staatlichen Prämien beim Bausparen (von 3% auf 1,5%) und bei der Zukunftsvorsorge (von 8,5% auf 4,25%) per 1.4.2012 sorgen weiter für großen Unmut bei Konsumenten und Konsumentenschutzorganisationen.
Während die seitens Regierung im Sparpaket 2012 geplanten Milliardeneinsparungen sowie einige neue Steuern die Interessensvertreter bzw. Frau und Herrn Österreicher offenbar zumeist ziemlich kalt lassen (den meisten Menschen ist auch noch gar nicht wirklich klar, wo sie persönlich verlieren...), gehen beim Bausparen und auch bei der Zukunftsvorsorge die Wogen hoch.
Als am Wochenende dann noch bekannt wurde, dass die Bausparprämien schon per 1.4.2012 halbiert werden und die Förderung der Zukunftsvorsorge schon ab 2012 (und auch noch zeitlich unlimitiert) reduziert wird, wurde der Unmut größer und größer. Immerhin sind alleine beim Bausparen über 5,1 Mio. Bausparverträge von der Prämienhalbierung betroffen (die Zukunftsvorsorge gibt es ca. 1,5 Mio. mal) - das trifft somit schon die breite Masse.
Die Ersparnis für den Staatshaushalt beträgt durch die Halbierung der Bauspar- und Zukunftsvorsorgeprämie allerdings gerade einmal ca. 120 Mio. Euro pro Jahr - ist also (im Vergleich mit dem verursachten Ärger) verhältnismäßig gering.
Der Ärger über die Halbierung der staatlichen Zuschüsse ist groß: Die Bausparkassen rotieren verständlicherweise (und sehen sich in ihrer Finanzierungsmöglichkeit stark eingeschränkt), und viele Bausparer ziehen verstärkt eine vorzeitige Kündigung in Betracht (wie die einschlägigen Zugriffe im Bausparbereich der Geldmarie beweisen).
Eine Kündigung eines laufenden Bausparvertrages aufgrund der aktuellen Prämiensenkung macht aber wenig Sinn und ist teuer:
36 Euro konnte man bisweilen pro Jahr an staatlichen Prämienzuschüssen lukrieren - ab 1.4.2012 reduziert sich dieser Prämienzuschuss auf 18 Euro pro Jahr (2012 wird übrigens anteilig auf 1,875% Prämienzuschuss gekürzt).
Der wesentliche Ertragsteil bei einem Bausparvertrag ist aber immer noch der Zinssatz, den die Bausparkasse abseits der staatlichen Prämie zahlt. Da spielen die maximal 108 Euro (6x18) Verlust in der Gesamtdurchrechnung keine so gewichtige Rolle.
Kündigt man aktuell (aufgrund des Ärgers über die Halbierung) den laufenden Bausparvertrag, fällt man im Normalfall um ca. 200 Euro um: Zusätzlich zu den Kündigungskosten der Bausparkassen müssen nämlich auch die alten Prämien zurückgezahlt werden. Eine Rechnung, die demnach wohl kaum aufgeht - man sollte demnach wohl die "Krot" schlucken...
Auch wenn nun keine Kündigungswelle bei den Bausparkassen einsetzen wird: Bausparkassen, Bausparberater und diverse Finanzdienstleister werden wohl in den nächsten Jahren etwas kürzer treten müssen. Sparbücher, Tagesgeld und Festgeld werden den Bausparvertrag kräftig zusetzen - die (KESt-freie) staatliche Prämie ist ab sofort nur noch ein halbes Argument.
Ein interessanter Kampf bei den Zinsangeboten der Bausparkassen ist zu erwarten (bzw. aus Kundensicht zu erhoffen).
Onlineportale (siehe Linktipps) mit Abschlussbonus für Neuverträge (zumeist 40 Euro) könnten davon sogar profitieren.
Auch die Versicherungen (und deren Kunden) sind über die neuesten Entwicklungen bei der (ohnehin schon geprügelten) staatlich geförderten Zukunftsvorsorge grob verärgert.
Die meisten Verträge sind derzeit ohnehin schwer im Minus (manche sogar schon "ausgestoppt") - dazu kommt nun auch noch die Prämienhalbierung per 2012, welche noch dazu nicht mehr zeitlich befristet (wie ursprünglich angekündigt) wird.
Auch wenn die Geldmarie nach wie vor von der Sinnhaftigkeit des Produktes überzeugt ist (die letzten Jahren waren ob Finanzkrise für den Aktienanteil logischerweise nicht günstig) - viele Versicherungsnehmer (zumeist sind es Versicherungsprodukte) haben in die Zukunftsvorsorge kein Vertrauen mehr und möchten aus den Verträgen raus.
Ein vorzeitiger Ausstieg in Form einer Kündigung ist aber bei der Zukunftsvorsorge gar nicht vorgesehen. Diesbezüglich wurden schon mehrere Musterprozesse geführt, welche zuletzt ergaben, dass eine vorzeitige Kündigungsmöglichkeit nach wie vor nicht besteht. Der VKI will nun aber prüfen, ob aufgrund der einseitigen Prämienreduktion nicht die Geschäftsgrundlage solcher Verträge massiv beeinträchtigt ist und dadurch früher oder später ein vorzeitiger Ausstieg (zu noch unklaren Konditionen) möglich wird.
Sollte dies nun doch einmal möglich werden, ist ein solcher Ausstieg aber trotzdem kaum zu empfehlen: Die Kunden verlieren dann nämlich (so die Mindestbindefrist von zumeist 10 Jahren eingehalten wird) wohl auch den Anspruch auf die bisherigen Prämien sowie die (derzeit ob der niedrigen Aktienkurse wichtige) Kaptialgarantie. Gewinne (soweit doch vorhanden) müssten mit 25% versteuert werden.
Ein Ausstieg aus solchen Verträgen ist demnach nicht wirklich ratsam. Eine Prämienfreistellung könnte man sich natürlich schon jetzt überlegen (vorher plaudern Sie aber unbedingt mit dem Versicherungsfachmann Ihres Vertrauens).
Und noch eine (wohl für manche interessante) Möglichkeit gibt es: So die Verträge schon 10 Jahre laufen (die ersten Zukunftsvorsorgen wurden 2003 verkauft - teilweise also schon 2013 möglich), könnten Sie (zumeist ab dem 40. Lebensjahr) schon eine monatliche Rente aus den Verträgen beziehen. Auch wenn die Verträge im Normalfall aktuell weniger Kapital aufweisen als einbezahlt wurde: Sie haben eine Kaptialgarantie (plus Garantie auf die bereits bezahlten Prämienzuschüsse) - da könnte ein Umwandeln in eine lebenslange Pension schon Sinn ergeben. Einfach einmal (ab 2013) anfragen!
Ad hoc-Meldung - Februar 2012Geldmarie-Linktipp: