Mit "Geschenkt ist noch zu teuer" wurde die hochpolitische Causa "Hypo Alpe Adria Group" vor ein paar Tagen von der Geldmarie eingeleitet - und die Einschätzung der Geldmarie über den Ausgang der Angelegenheit war leider absolut zutreffend.
Aus der stark expandierenden Bank (welche immerhin die sechstgrößte in Österreich ist) wurde in den letzten Monaten plötzlich ein konkursreifes Unternehmen. Rettung in letzter Sekunde war also in der Nacht von Sonntag auf Montag angesagt.
Der Haupteigner der Hypo Alpe Adria Group (die Bayern LB) hatte zuletzt selbst mit großen Finanzproblemen zu kämpfen - den verantwortlichen Politikern aus Bayern wurde der Klotz am Bein einfach zu groß.
Auch das Land Kärnten war plötzlich absolut unschuldig (am Verkauf hatte man noch profitiert) und drohte in der Haftungsfrage nervös zu werden. Von der GRAWE (Grazer Wechselseitige Versicherung), welche immerhin mit 20% beteiligt war, hörte man wenig bis nichts.
Ob Bayern LB, GRAWE oder Land Kärnten: Allen Besitzern war plötzlich bewusst geworden, dass aus dem ehemaligen Expansionsbetrieb plötzlich ein Konkursfall geworden ist, dessen Erhalt die eine oder andere Milliarde kostet. Zuletzt wurden schon bis zu 2 Milliarden Euro dringender Kapitalbedarf kolportiert, von insgesamt 3 Milliarden Verlust war zusätzlich die Rede.
Darüber hinaus war auch für die Folgejahre noch einiges an Ausfällen zu erwarten - ein Fass ohne Boden zeichnete sich deutlich ab.
Und hier war (mangels anderer Suizidkommandos) dann eben nur noch der Staat Österreich am Verhandlungstisch.
Über eine Milliarde Euro kommt von den Altaktionären (davon der Löwenanteil von der Bayern LB, 200 Mio. Euro vom Land Kärnten und matte 30 Mio. von der GRAWE), 450 Mio. Euro vom Staat Österreich. Damit ist vorerst aber einmal die erforderliche Eigenkapitalquote gesichert und der Bankbetrieb kann weiterlaufen.
Die Alteigentümer finanzieren nun auch noch einige Milliarden an zukünftig dringend benötigter Liquidität - wurden demnach kräftig in die Pflicht genommen. Auch einige große heimische Banken beteiligen sich an der Finanzierung (jedoch nicht am Unternehmen - das überlässt man lieber dem Staat).
Die "Arschkarte" hat demnach für die nächsten Jahre wieder der Steuerzahler gezogen: Es ist zu erwarten, dass die Hypo Alpe Adria in den nächsten Jahren noch die eine oder andere Milliarde an notwendigen Risikovorsorgen im Portfolio hat. Was nicht weiter verwundert - denn auch die derzeit halbwegs funktionierenden Banken schreiben derzeit Milliarden an faulen Krediten ab. Aber die können es sich zum Glück auch schon wieder leisten...
Was der Hypo Alpe Adria Bank zugute kam: Die Finanzkrise. Das klingt jetzt zwar ein wenig unlogisch - aber es steht wohl fest, dass außerhalb einer Finanzkrise (in welcher der Staat so mancher Bank aus dem Gröbsten geholfen hat) die Bereitschaft des Staates (= der Politik) zur Rettung der Hypo Alpe Adria kaum vorhanden gewesen wäre.
Die Bank stand nämlich mehrheitlich im Besitz einer Bank aus Bayern, hatte politisch schon für den einen oder anderen Skandal gesorgt und stammt noch dazu aus dem BZÖ-regierten Kärtnen. Doch derzeit ist die Furcht vor einen Bankencrash politisch zu groß.
Die knapp über 100.000 Kunden in Kärnten sowie die Mitarbeiter und Kunden in den anderen Auslandstöchtern (Kroatien, Slowenien, Italien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Ungarn, Ukraine, Mazedonien und Montenegro) dürfen jetzt einmal aufatmen.
Es bleibt zu hoffen, dass man in dieser Bank äußerst rasch die Vorstandsetage aufräumt und mit hochqualifizierten Leuten befüllt.
Wie schwer es ist, eine Bank wieder in nachhaltig schwarze Zahlen zu bringen, sieht man dieser Tage auch bei der BAWAG (welche aber schon über dem Berg ist). Bei der Hypo Alpe Adria wird es noch ein Stückchen schwerer.
Sollte sich die Bank auch weiterhin zum Fass ohne Boden entwickeln: Abwickeln!
Ad hoc-Meldung - Dezember 2009