Die schlimmsten Befürchtungen in Sachen Tourismus haben sich für das Tourismusland Österreich 2009 zum Glück nicht bestätigt. Und doch sollte man diesbezüglich den Tag nicht vor dem Abend loben...
Erste Auswirkungen der Wirtschaftskrise sind schon eindeutig zu beobachten: Von Jänner bis November 2009 wurden lt. Statistik Austria 114,14 Mio. Nächtigungen verzeichnet (einige "inoffizielle" Nächtigungen kommen hier wohl noch dazu). Ein Minus von fast 2% zum Vorjahreszeitraum.
Ein Minus von 2% kann man angesichts der heuer rückläufigen Wirtschaftsentwicklung durchaus als erträglich bezeichnen. So mancher Touristiker kommt angesichts der Nächtigungssteigung bei Österreichern (+1,6%) sogar ins Schwärmen.
Jedoch kein Wunder: In Zeiten, wo viele den Gürtel ein weniger enger schnallen müssen, verzichtet der Eine oder die Andere schon einmal auf einen Karibikflug und fährt wieder einmal mit dem Auto auf Österreich-Urlaub.
Diesen Trend kann man jedoch auch in der Statistik der Nächtigungen von Ausländern ableiten: Hier wurden um immerhin 3,2% weniger Gäste verzeichnet.
Das Fernbleiben der ausländischen Gäste lässt sich auch für 2010 leicht voraussagen: Aus den für Österreich wichtigen Gästeländer Deutschland, Russland, Italien, USA oder auch die Niederlande kamen heuer schon deutlich weniger Urlauber in Österreich vorbei. Da es in den meisten genannten Ländern wirtschaftlich auch in den nächsten Jahren nicht rosig aussehen wird, kann man davon ausgehen, dass hier weiterhin starke Einbrüche folgen werden.
Darüber hinaus gibt es auch einen Wandel in der Besucherstruktur: Viele ältere Gäste (z.B. aus Deutschland oder Holland) werden die nächsten Jahre altersbedingt ausbleiben, deren Nachwuchs hat sich schon längst neue Lieblingsplätze (zumeist weiter südlich) gesucht.
Auch der Wintertourismus ist im Wandel: Skifahren ist schon lange nicht mehr so "in" wie vor 20 oder 30 Jahren. Auch wenn sich das Angebot an Liften und Pisten wesentlich verbessert hat und auch die Snowboarder (zumeist jüngere Menschen) für Frequenz sorgen: Die klassischen Winterurlauber werden wohl eher weniger werden.
So ist die Tradition des Schulskikurses gerade bei Kindern mit Migrationshintergrund (z.B. türkische Familien) nicht greifbar - der "Nationalsport Skifahren" verliert schon seit Jahren an Bedeutung. Das Jammern der Skiindustrie wird dies bestätigen - da helfen auch viele neue Schneekanonen nichts. Aber auch Kinder ohne Migrationskurs fahren immer seltener Ski: Das Skivergnügen ist einfach zu teuer geworden und das Einkommen der Eltern hat sich vielfach nicht entsprechend mitentwickelt.
Womit wir schon beim größten Problem (abgesehen von strukturellen Problemen) der Tourismusindustrie Österreichs wären: Mehrfache Urlaube werden in den nächsten Jahren wohl wieder zum Luxus. Die Arbeitslosenquote wird 2010 und 2011 ziemlich sicher steigen - und damit so manchen Urlaub zum Luxus machen. Ob man sich diesen noch häufig leisten wird, ist zu bezweifeln.
Der Trend zum Kurzurlaub mit Proviant im Rucksack wird sich wieder verstärken, Campingplätze müssen sich wohl keine Auslastungssorgen machen.
Harte Jahre warten auf den heimischen Tourismus. Aber irgendwann werden uns die Chinesen schon entdecken!;-)
Ad hoc-Meldung - Dezember 2009