Mit einem ansprechenden Konzerngewinn von über 407 Mio. Euro beendete die VIG (Vienna Insurance Group) das Geschäftsjahr 2011. Da ist es wohl auch für den jahrelangen Chef der VIG, Dr. Günter Geyer, ein guter Zeitpunkt, den Hut zu nehmen und das Zepter zu übergeben. Mit 1.6.2012 gibt es in der Führungsebene der VIG demnach einige Personalrouchaden.
Als Günter Geyer im Juli 2001 Vorstandsvorsitzender der VIG wurde, war die VIG gerade kräftig am Expandieren. War das eifrige Investment in die Länder des ehemaligen Ostblocks (besonders am Balkan) anfangs noch allerorten beliebt und populär, so verdunkelten sich in den letzten Jahren die Konjunkturwolken und Geyer musste diese Aquisationen auch häufig verteidigen.
Die VIG blieb aber auf Linie und Geyer, den man 2001 ob seines damaligen Alters (Geyer ist Jahrgang 1943) nur noch einen Kurzeinsatz als Chef der VIG gegeben hätte, hielt die die Stellung und baute sogar noch zu. Durchaus erfolgreich, wie man heute sieht.
Neben einer erfolgreichen Teilprivatisierung der VIG (einst "Wiener Städtische Versicherung"), der Ostexpansion und dem Kauf der Sparkassen-Versicherung wurde auch die strategische Ausrichtung der VIG unter Geyer geändert: Der Trennung von der Bank Austria als Partner folgte eine enge Kooperation mit der Erste Bank Group - eine vor ein paar Jahrzehnten wohl noch völlig undenkbare Zusammenarbeit...
Nach 11 Jahren übergibt Günter Geyer nun die Leitung der VIG an Dr. Peter Hagen.
Hagen übernimmt einen gesunden und breit aufgestellten Konzern - was in der Versicherungsbranche Österreichs (siehe Verlust und Vorstandwechsel bei der Uniqa im Vorjahr) nicht selbstverständlich ist.
Wer aber glaubt, Günter Geyer würde sich mit fast 70 in den Ruhestand zurückziehen, der irrt: Dieser bleibt Vorstandschef des VIG-Besitzers "Wiener Städtischer Versicherungsverein" sowie auch Aufsichtsrat bei mehreren VIG-Töchtern.
Apropos VIG-Töchter: Auch in der Donau Versicherung (die der VIG gänzlich gehört) gib es per 1.7.2012 eine neue Chefin.
GD-Stellvertreterin Mag. Johanna Stefan rückt zur Generaldirektorin auf und löst damit Dr. Franz Kosyna ab, welcher die VIG-Tochter ein paar Jahre sehr erfolgreich geführt hat. Kosyna seinerseits wird GD-Stellvertreter (statt Hagen) bei der VIG und bleibt damit auch Vorstandsmitglied der Versicherung.
Was Hagen, Geyer, Kosyna und Stefan gemeinsam haben: Die Aussicht auf ein paar durchwachsene Jahre im Versicherungsbereich. Die großen Zuwächse der letzten Jahrzehnte sind vorbei - weitere Zukäufe sind wohl mit noch höheren Risken verbunden und der Konkurrenzkampf im Versicherungsbereich wird auch in Österreich immer härter.
Der Kostendruck wird auch im Versicherungssegment immer höher und wird wohl die Gewinne in den nächsten Jahren keinesfalls ausufern lassen. Aber die VIG (wie auch die Donau) hat zuletzt schon durchaus gezeigt, wie man durch schwierige Zeiten gleitet.
Ad hoc-Meldung - Mai 2012