Bei der aktuellen Umfrage (1. Quartal 2012) bezüglich der beliebtesten Sparform in Österreich seitens Marktforschungsinstitut GfK Austria hat das Sparbuch nun wieder die Nase vorne.
War der Bausparvertrag ob des allgemein niedrigen Zinsniveaus der letzten Jahre sogar zumeist vor dem Sparbuch gelegen, so wirkte sich die per 1.4.2012 vollzogene Reduktion der staatlichen Prämie schon im 1. Quartal 2012 via Popularitätsrückgang beim Bausparvertrag aus.
Während sich das Sparbuch (zu dem man auch Tagesgeld- und Festgeldkonten zählen kann) in seiner Beliebtheit von 44% auf 47% verbessern konnte, gab es beim Bausparen einen heftigen Einbruch: Nach 53% im Vorjahr wollten zuletzt nur noch 43% via Bausparvertrag Geld anlegen.
Man darf schon gespannt sein, wie diese Werte nun in den nächsten Umfragen aussehen werden: Auch wenn die staatlichen Förderungen bezüglich Gesamtrendite eines Bausparvertrages eher unwesetlich sind (ein paar Zehntelprozente mehr Zinsen sind da schon interessanter) - der Imageschaden ist wohl enorm und auch die Neuabschlüsse werden 2012 wohl schwach ausfallen bzw. die vorzeitigen Kündigungen sind zuletzt schon deutlich angestiegen.
Nachdem Sparbücher, Tagesgeldkonten und Festgeld derzeit eher schwache Zinsen bieten (was sich wohl nicht so rasch ändern wird) und auch das Bausparen nicht mehr den allerbesten Ruf hat, sind in Zeiten von Staatsschuldenkrisen (Griechenland, Spanien, Italien etc.) wieder Sachwerte gefragt.
Grundstücke und Wohnungen sind für die (die sich solche leisten können) attraktiver (und damit auch teurer) geworden - 35% (nach 31%) legen Geld in Immobilien an (und werden sich wohl über die neue Immobilienverkaufssteuer weniger freuen).
Auch Gold hat im Jahresvergleich an Wert und Beliebtheit zugelegt - 26% nach 23% legen auch in Gold an, welches zuletzt wieder deutlich günstiger wurde (die Unze Gold kostet aktuell 1.560 Dollar und war schon im Vorjahr um über 1.920 Dollar zu haben). Angesichts der drohenden Turbulenzen rund um Griechenland könnte Gold aber heuer weiter an Beliebtheit gewinnen.
Auch wenn man sich angesichts der Überalterung unserer Gesellschaft durchaus um die Altersvorsorge kümmern sollte - Lebensversicherungen (23% nach 26%), die staatlich geförderte Zukunfsvorsorge (19% nach 23%, ebenfalls Halbierung der staatlichen Prämien) und private Pensionsversicherungen (15% nach 18%) haben deutlich an Beliebtheit eingebüßt. Die Mindestbindung bei Einmalerlägen auf 15 Jahre sowie die schwache Verzinsung schrecken hier viele Vorsorgewillige ab.
So mancher kauft sich da lieber doch noch ein neues Auto (der Autohandel boomte 2011 und läuft bisweilen auch 2012 gut) oder lagert gar sein Geld im Sparstrumpf (13% nach 10%) - die Angst vor dem großen Krach (die in Österreich wohl noch unbegründet ist) lässt viele Menschen auch das Geld in den Konsum stecken.
Wiewohl man mit Aktien sehr wohl auch an Sachwerten (=Firmenwert) beteiligt ist und so manche solide Aktiengesellschaften schon mehr Dividendenrendite abwerfen als man aktuell auf mehrjährige Spareinlagen bekommt (verkehrte Welt!), bleiben Aktien in Österreich mit unveränderten 11% noch ziemlich unattaktiv. Dabei bieten sich gerade in schwierigen Zeiten oft Schnäppchen an - aber für eine solide Aktienkultur ist wohl derzeit nicht die beste Zeit.
Schwer unbeliebt aktuell auch Fonds (von 12% auf 10% abgestürzt) - die Finanzkrise wird den Fonds wohl auch noch weiter in den Knochen stecken bleiben. Und gerade viele Kreditmodelle (Modell: Endfälliger Kredit in Schweizer Franken plus Fondsversicherung als Tilgungsträger) haben Fonds als sinnvolle Sparvariante an vielen Stammtischen für alle Ewigkeit in Misskredit gebracht. Was aber oft gar nicht an den Fonds lag - vielmehr an den Beratern, die völlig ahnungslosen Menschen am Rande der Kreditwürdigkeit in solche Kreditmodelle gelockt haben...
Guter Rat bei der Anlage ist derzeit besonders teuer - Sicherheit (auf Kosten des Ertrages) ist für die nächsten Jahre wohl wieder gefragt. Das Sparbuch (plus Festgeld und Tagesgeld) bleibt 2012 wohl Anlagekaiser, Bausparen wird sich nach einer kurzen Schockphase schon bald wieder erholen.
Aktuelle Bewertungen von so ziemlich allen populären Anlageformen finden Sie übrigens im: Anlagebarometer der Geldmarie
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2012