Die Nachfrage nach Aktien des Social-Networks Facebook war in den letzten Tagen riesig. Schon in den letzten Tagen wurde die Preisspanne für die Neuemission aufgrund der vielen Interessenten auf 34 bis 38 Dollar erhöht (vorher waren es 28 bis 35 Dollar pro Aktie gewesen) - und zu 38 Dollar pro Aktie ging der Titel nun auch weg.
Das 2004 von Mark Zuckerberg gegründete Online-Netzwerk ist damit bereits vor dem Börsengang (der heute um 17 Uhr unserer Zeitrechnung an der New Yorker NASDAQ vollzogen wird) der größte Börsegang eines Internetunternehmens aller Zeiten und macht einige Leute bedeutend reicher.
Neben Mark Zuckerberg, der nach wie vor Mehrheitseigentümer und CEO bleibt, spült der Börsengang auch Milliarden in die Börserln der strategischen Investoren von Facebook - da viele davon nun ein wenig Kasse machen wollten, dürfte es überhaupt erst zur Emission der Facebook-Aktie gekommen sein.
Insgesamt ist das Unternehmen nun mit ca. 104 Mrd. US-Dollar (ca. 80 Mrd. Euro) bewertet - deutlich mehr als seinerzeit Google beim Gang an die Börse erzielen konnte (wobei Google aktuell schon mit mehr als 200 Mrd. Euro bewertet ist).
An die Börse kommt bei Facebook aber nur ein verhältnismäßig kleiner Anteil des Unternehmens (wie auch bei Google) - so die Mehrzuteilungsoption schlagend wird, resultieren bei einem Emissionskurs von 38 Dollar ca. 18,4 Mrd. Dollar Wert für den Freefloat.
Trotz ca. 900 Mio. mehr oder minder aktiver Nutzer von Facebook ist der Preis für die Aktie ziemlich hoch und spekulativ geraten - die Umsätze und Gewinne von Facebook können damit nämlich noch nicht Schritt halten.
Mit einem Umsatz von 3,7 Mrd. Dollar sowie einem Gewinn von 1 Mrd. Dollar steht Facebook nämlich erst am Anfang der Rentabilität - die aktuelle Bewertung anlässlich der Platzierung der Aktien an der Börse ist sehr optimistisch und preist auch schon zukünftige Gewinnsteigerungen (die erst gemacht werden müssen) ein.
Das Wachstum von Facebook wird wohl in den nächsten Jahren nicht mehr so deutlich ausfallen können (eine Marktsättigung ist aber noch lange nicht erreicht) - darüber hinaus hat Facebook auch so seine Probleme mit dem Werbemarkt. Im Vergleich zu Google ist Facebook-Werbung zwar deutlich billiger - die Facebook-Usergruppe ist aber auch deutlich uninteressanter (sehr viele jüngere Leute ohne nennenswerte Kaufkraft) als z.B. die von Google.
Schon in letzter Zeit ist die Werbung auf Facebook deutlicher (umfangreicher) geworden - auch in den nächsten Jahren darf man diesbezüglich mit noch mehr Werbung rechnen.
Dass Facebook nun einen Höhenflug an der Börse hinlegt wie seinerzeit Google das getan hat, darf somit bezweifelt werden. Bis Facebook wirklich so profitabel ist, dass ein Börsenkurs von 38 Dollar oder mehr wirklich gerechtfertigt ist, vergehen wohl noch einige Jahre - guter Wind vorausgesetzt.
Zuckerberg darf nun mit seiner persönlichen Milliarde (plus) aus dem Börsengang einmal Steuerschulden zahlen und die Sektkorken knallen lassen - mit weiteren 19 Milliarden plus an Anteilen und der Mehrheit an Facebook lässt sich auch die eine oder andere Flasche Sekt öffnen.
Die Geldmarie würde zu den aktuellen Kursen übrigens nicht kaufen und jedenfalls noch ein, zwei, drei Jahre abwarten wie sich Facebook weiter entwickelt - das Social-Network Facebook birgt nämlich noch einige unbeantwortete Fragen in sich (Userentwicklung, Datenschutz, Konkurrenzportale, Werbeentwicklung, Markttrends etc.).
Diese Fragen galt es aber auch bei Google, Amazon, Ebay & Co. zu beantworten - ein totaler Flop wird Facebook ob seiner jetzt schon beachtlichen Größe wohl nicht. Natürlich gilt es auch, die User bei der Stange zu halten und die Qualität von Facebook mit den Gewinnen auszubauen. Vielleicht kann Facebook ja sogar ein wenig am großen Internet-Werbekuchen von Google mitnaschen - die Verbesserung der Suchfunktion von Facebook könnte hier der Schlüssel zum Erfolg werden.
Gegen 17.30h setzte es dann die ersten Kurse für die Facebook-Aktie:
An der NASDAQ wurden anfänglich zwischen (anfänglich) 43 und 40 Dollar pro Aktie bezahlt, in Euro lag der Wert der Facebook-Aktie zwischen 31 und 33 Euro. Tendenz eher fallend - da haben viele gleich einmal sicherheitshalber den Emissionsgewinn realisiert...
Mit 38,23 ging die Aktie dann aus dem Markt und lag damit nur knapp über den Emissionspreis von 38 Dollar, welcher zwischenzeitlich sogar wieder erreicht wurde und wohl nur durch Interventionskäufe nicht unterschritten wurde.
Eine erfolgreiche Emission - aber ein eher schwaches Börsendebut. Zwecks Erfüllung der hohen Erwartungen müssen nun Zahlen folgen...
Nachtrag Montag, 21.05.2012: Am zweiten Handelstag ging der Kurs der Facebook-Aktie dann ordentlich in die Knie und verlor schließlich fast 11 Prozent. Mit 34,03 Dollar lag der Kurs somit deutlich unter dem Ausgabekurs - ein geglückter Börsegang sieht anders aus. Freuen können sich vorderhand nur die Altaktionäre, die kräftig abkassiert haben.
Von einem Flop zu sprechen wäre aber noch deutlich zu früh.
Ad hoc-Meldung - Mai 2012