In Sachen Ämter und Behörden hat sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten schon einiges gebessert - die Bürokratie wurde weniger, so manche Hürden und Hindernisse in Papier- und Menschenform (=unwillige Beamte) wurden aus dem Weg geräumt bzw. haben sich in die (oft unverdiente) Pension verabschiedet.
Dass in Österreich die Bürokratie bzw. der Beamtenstaat aber immer noch deutlich verbesserungswürdig ist, darf die Geldmarie (welche aktuell am Umziehen ins neue Eigenheim ist) gegenwärtig am eigenen Leib erfahren.
Waren die Genehmigungen und Behördenwege für die Errichtung des Hauses noch durchaus erträglich (und klappten auch zumeist recht gut), können scheinbar nebensächliche Amtswege bei 35 Grad Sommerhitze das (ansonsten eher recht sonnige) Gemüt ziemlich in Rage bringen.
Beispiel 1: Meldeamt Wien Donaustadt. Nach eigener Ummeldung sollte Anfang dieser Woche auch der Rest der Family nach Transdanubien gemeldet werden.
Es sollte aber schon daran scheitern, dass das Meldeamt von Kindern unbedingt eine Geburtsurkunde im Original benötigt - eine Kopie (die genauso aussieht wie das Original) sollte nicht reichen...
Das Meldeamt muss das Original nämlich "amlich einsehen" (was für ein wunderbarer Begriff) - und das geht natürlich bei einer (identen) Kopie nicht.
Zurück zum Start und durch die Hitze der Stadt zurück in den 18. Bezirk, wo wir nach Aufnahme der Original-Geburtsurkunden dann beim hiesigen Meldeamt auch die Kids ummelden konnten.
Wiewohl die Geldmarie natürlich auch selber schuld ist (man hätte ja auch im Internet recherchieren können, ob für Kinder andere Unterlagen notwendig sind) - die "Papierlerei" auf Österreichs Ämtern ist im 21. Jahrhundert (bzw. in Zeiten des Internets) schon ziemlich lächerlich geworden: Wie wäre es denn einmal mit einer zentralen Datenbank der wichtigsten Urkunden (Geburtsurkunden, Staatsbürgerschaftsnachweis etc.), welche Ämter bei Bedarf einfach und (im Idealfall) kostenlos einsehen können?
Was bei einer Autoanmeldung bei der Meldeamtsanfrage schon seit einigen Jahren locker funktioniert (Abfrage kostet 1 Euro), wird wohl auch bei anderen Dokumenten keine Hexerei sein - selbstverständlich unter der Wahrung des Datenschutzes.
Beispiel 2: Beim Hausbau reichte die Geldmarie im Frühling auch eine Förderung für eine Luft-Wärme-Pumpe ein. Während die (später eingereichte und auch höhere) Förderung für die Photovoltaikanlage schon längst auf dem Konto gelandet ist, war diese Übung auch für einen gelernten Papiertiger wie die Geldmarie ein schwerer Gang: Gleich einige Papiere mussten bei unterschiedlichen Stellen nachgereicht werden - und der Akt ist nach Monaten immer noch in Bearbeitung.
Nachdem die technische Prüfung (die auch mit Hindernissen behaftet war) nunmehr fertig ist, dauert die reine Freigabe des Aktes nun angeblich weitere 2 Monate - bei gutem Wind, es sind nämlich Sommerferien und da kann es angeblich noch länger dauern...
Eigentlich sehr traurig, dass man gerade den ohnehin schon leidgeprüften Häuslbauern das Leben so schwer machen muss...
Beispiel 3 kennen wohl viele: Die "Chefarztgenehmigung" der Krankenkasse für eine MR- bzw. MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomographie). In den meisten Fällen wohl eine ziemlich blödsinnige Fleißübung für Kranke bzw. deren Angehörige.
Haben Sie schon von Fällen gehört, wo eine solche (vom Arzt angeordnete) nicht genehmigt wurde? Wohl kaum. Es ist zwar lobenswert, wenn man hier vielleicht Kosten einsparen wollte - die Regelung scheint in der Praxis aber nicht wirklich den gewünschten Erfolg zu zeigen. Der Chefarzt der Krankenkasse hat sich im gegenständlichen Fall unseren jungen Patienten nicht einmal angesehen - das "Stempelabholen" ist in der Regel nur Formsache. Und leider eben auch ein völlig unnötiges "Papierln" von Kranken bzw. Verletzten.
Entweder man vertraut hier zukünftig auf die Anordnung der Ärzte (die schicken ja die Patienten nicht zum Spaß zum MRT) oder man erstellt z.B. für eine klar definierte Krankheit bzw. für spezielle Fälle, bei welchen ein MRT ohnehin Pflicht ist (wie z.B. bei uns nach einer Knie-OP) automatische Genehmigungen.
Nur 3 einfache Beispiele (deren gäbe es wahrscheinlich noch Tausende) - aber alle innerhalb eines (heißen) Sommertages erlebt bzw. erlitten.
Wiewohl man derzeit primär vom "Sparen, Sparen, Sparen" redet - so manche behördliche Schikane würde sich noch sehr leicht einsparen lassen. Österreichs Bürokratie wurde wohl die letzten Jahrzehnte deutlich besser bzw. geringer - die Reformbemühungen sind aber in den letzten Jahren wieder ziemlich eingeschlafen. Da geht noch was, bitt'schön!
Ad hoc-Meldung - Juli 2012