Der österreichische Restrukturierungsfonds TAP 09 übernimmt ab sofort die ob der Insolvenz der deutschen Mutter ins Trudeln geratene Drogeriemarktkette Schlecker Österreich. Über den Kaufpreis sowie die Vertragsdetails wurde Stillschweigen vereinbart.
Nach der Insolvenz der deutschen Mutter waren die Aussichten auf Fortbestand für die stark abhängige Österreich-Tochter von Schlecker nicht rosig gewesen - wohl kaum jemand hätte mit einer Fortführung der Geschäfte mit gleichem Geschäftsmodell gesetzt.
Nun sorgte der Wiener Investmentfond TAP 09 (The Turnaround Platform) unter CEO Rudolf Haberleitner für Überraschung und übernimmt Schlecker Österreich. Dazu gehören insgesamt 1.350 Standorte in Österreich, Italien, Polen, Belgien und in Luxemburg.
4.600 von 5.000 Mitarbeitern sollen von Schlecker übernommen werden, die diesbezüglichen Konditionen müssen aber erst ausverhandelt werden (wiewohl Schlecker Österreich ohnehin nicht für spektakulär tolle Arbeitsbedingungen und Löhne bekannt war). 3.000 Personen (hauptsächlich Frauen) in 900 Filialen waren zuletzt in Österreich bei Schlecker tätig und könnte bald in einem ziemlich neu ausgerichteten Geschäft ihrer Arbeit nachgehen.
TAP 09 wird aber nicht versuchen, die derzeit halbleeren Schlecker-Filialen weiterhin als Drogeriemärkte weiterzuführen. Vielmehr möchte man mit der Nahversorgungskette "dayli" in Österreich kräftig durchstarten und sichert sich damit auf einen Schlag eine Vielzahl von Filialen.
Die Standortqualität dieser Filialen war zuletzt heftig umstritten - aber gerade die exponierten Lagen könnten für einen bundesweit agierenden Nahversorger neue Chancen bieten. Nur das Führen von Drogeriewaren war nicht unbedingt erfolgreich - der Ausbau dieser Leistungen auf komplette Nahversorgung könnte aber durchaus einen "Turnaround" so manchen Filialen herbeiführen.
Mittelfristig könnte es natürlich zu Filialbereinigungen kommen - dem neuen Nahvesorger "dayli" ist aber jedenfalls gutes Gelingen zu wünschen. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft - und ein wenig frischen Wind können Spar oder Billa (sowie auch die Konsumenten) sicher gut vertragen.
Jedenfalls eine (eher unerwartete) gute Nachricht, der allerdings noch viele Taten folgen müssen.
Ad hoc-Meldung - Juli 2012