Die Idee, die Klimabilanz mittels Beimischung von Bioethanol in Treibstoffe zu verbessern war ja durchaus ein positiver Ansatz. Die Abhängigkeit von Ölmultis mittels moderner Technik zu reduzieren wäre ja durchaus attraktiv.
Schon jetzt wird an den heimischen Zapfsäulen 5% Bioethanol (E5) beigemischt - und kaum jemand hat's bemerkt. Nachdem aber die Markteinführung von E10 (wo der Anteil des Biotreibstoffes auf 10% steigt) in Deutschland ziemlich daneben ging und so manche Tankstellenkette sogar auf E5 zurückging, rumort es nun auch in Österreich ziemlich heftig und Landwirtschafts- und Umweltminister Berlakovich (ÖVP) steht ziemlich alleine im Regen...
Die beabsichtigte flächendeckende Einführung von E10 im Herbst 2012 scheint ob der kurzen Vorlaufzeit ohnehin schon gelaufen. Die Verschiebung von E10 könnte jedoch deutlich weiter nach hinten erfolgen als dem Umwelt- und Agrarminister (und dessen Freunden) recht ist.
Gegenwärtig ist es politisch sogar sehr fraglich, wieweit E10 in Österreich überhaupt an die Zapfsäulen kommen wird.
Schon im Vorjahr sang sich z.B. der kritische Sänger Hubert von Goisern mit "Brenna tuats guat" in die Gehirne der Österreicher - ein kritisches Lied über die Zweckentfremdung von Lebensmitteln.
Und längst hat Berlakovich nicht nur die Grünen und die kritische Masse zur Gegnerschaft - gegen die Einführung von E10 (bzw. gegen Bioethanol im Benzin) gibt es Widerstand aus allen Richtungen.
Insbesondere die aktuell weltweit steigenden Getreidepreise (aufgrund einiger Missernten - u.a. in den USA) führen dazu, dass für immer mehr Menschen die Verwendung von Mais, Getreide oder Zuckerrüben als Biotreibstoff zum Feindbild wird. Sogar das Auslösen von weltweiten Hungersnöten wurde schon skizziert und scheint bei logischer Betrachtung auch gar nicht abwegig.
Die Autofahrerclubs und die Arbeiterkammer sind in ihrer Argumentation naturgemäß eher um das Geldbörserl der Autofahrer besorgt und befürchten entweder deutliche Mehrkosten durch ob der Beimischung steigende Spritpreise (ca. 50 Mio. Euro lt. AK) oder verweisen auf die Probleme so mancher älterer Fahrzeuge, die E10 einfach nicht vertragen.
Die Umweltorganisationen wieder weisen darauf hin, dass Bioethanol nicht wirklich zur Reduktion von Schadstoffen führt - es entstünde nur eine Verlagerung. Steigende Getreidepreise, Hungersnöte und Ethik in der Landwirtschaft sind hier natürlich auch nicht fremd in der Argumentation.
Eigentlich spricht fast alles (nicht nur politisch) gegen E10 - man darf gespannt sein, wie sich (der immer umstrittene) Berlakovich aus der Affäre ziehen kann. Vor den Wahlen wird E10 in Österreich jedenfalls kaum mehr durchsetzbar sein...
Ad hoc-Meldung - August 2012