Während Griechenland zuletzt wieder mit unzähligen Streiks im Lande zu kämpfen hatte und die Frustration der Griechen (wie auch der Beobachter) immer größer wird, dürften die Verhandlungen bezüglich nächster Auszahlung des Rettungspaketes positiv laufen. Während in Europa kaum noch ein Finanzexperte an eine Genesung Griechenlands glaubt, wird bald wieder frisches Geld in den Süden fließen und dort wieder rasch verdampfen.
Dass sich Griechenland in den nächsten Jahren nicht selbst aus dem Dreck ziehen kann ist leider evident: Zu hoch ist die Schuldenlast (trotz eines bereits erfolgten, teilweisen Schuldenschnittes) und täglich steigt diese weiter stark an. Eine Abwärtsspirale dreht sich.
Die aktuell eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen der neuen Griechischen Regierung (und der umstrittenen Troika) werden auch 2013 und wohl auch 2014 schwer in die Rezession führen - langjährige Misswirtschaft kann man nicht auf Knopfdruck korrigieren.
Nachdem sich die EU politisch aber nicht wirklich einig ist, ist ein weiteres Verzögern in der Griechenland-Frage ziemlich wahrscheinlich. In wenigen Wochen fließt wohl wieder Geld nach Griechenland und nach ein paar Wochen/Monaten Ruhe geht die Diskussion wieder von vorne los. Kennen wir ja schon...
So kein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland erfolgt, wird es wohl auch in den nächsten Jahren für die Griechen unmöglich, sich wieder ganz normal Geld auf dem Markt zu besorgen: Zu sehr drückt die Schuldenlast (sowie die daraus resultierenden Zinsen) auf das schwächelnde Land und Impulse für einen Wirtschaftsaufschwung werden nicht gesetzt.
Mit ein wenig Fantasie wäre es derzeit aber durchaus leicht, Griechenland deutlich zu entschulden (was die Sanierung deutlich einfacher machen würde): Griechische Staatsanleihen kann man nämlich derzeit zu Preisen von ca. 25% des Nominalwertes kaufen - hier ist ein zu erwartender Staatsbankrott schon deutlich eingepreist.
Findet sich nun ein freundlich gesinnter Geldgeber (z.B. der europäische Rettungsschirm ESM), der hier unauffällig (um nicht die Spekulanten zu locken) kräftig griechische Anleihen für Griechenland aufkauft, ließe sich die nominelle Schuldenlast der Griechen deutlich reduzieren: Für 2,5 Milliarden Euro Schulden um 10 Milliarden Euro kaufen bzw. tilgen zu können, wäre für die Griechen ein feines Geschäft. Allerdings haben diese derzeit natürlich keine 2,5 Milliarden zum Rückkauf von eigenen Schulden frei - da müsste schon der ESM bzw. die EZB einspringen.
So könnte Griechenland zumindest kurz- bzw. mittelfristig die Zinsenlast und das Gesamtobligo deutlich verringern - was auch die Genesungschancen deutlich heben könnte und Griechenland mehr Zeit gibt, den "Turnaround" zu schaffen und vielleicht auch wieder Geld in die marode Wirtschaft zu investieren.
Dieser "indirekte Haircut" (den die Anleger aber verkraften würden - immerhin sind die Kursverluste bei den Anleihen ja auch schon jetzt in den Büchern) müsste aber jedenfalls damit verbunden sein, Griechenland (und gleich auch anderen Krisenländern aus dem Süden) klare Vorgaben zu machen, wie der Verbleib in der Eurozone möglich ist. Zahlen und Fakten, die einzuhalten bzw. einzufordern sind - sonst versteht in Resteuropa bald niemand mehr die Politik und der Euro ist Geschichte.
Ad hoc-Meldung - Oktober 2012