Die Ablehnung der Inbetriebnahme des fast schon fertiggestellten Atomkraftwerkes Zwentendorf (in Niederösterreich) via Volksabstimmung am 5.11.1978 (mit knapper Mehrheit von 50,47%) war sicher ein Meilenstein der Innen- wie auch der Energiepolitik Österreichs.
Lange war die Nutzung des teuren (über 1 Milliarde Euro) Atomkraftwerkes ohne Atomkraft unklar, auch ein Abriss stand zur Debatte. Das Gelände sowie das Gebäude wurden u.a. als Filmdrehort, Schule oder als Festivalgelände genutzt. Dieser Tage dient das AKW noch immer als Ersatzteillager für baugleiche Kraftwerke in Deutschland sowie auch zu Ausbildungszwecken in Sachen AKW.
2005 ging das Kraftwerk an den lokalen Energieversorger EVN. Da war auch schon lange sonnenklar, dass in Zwentendorf wohl nie Atomstrom erzeugt werden würde. 2009 errichtete die EVN dann eine Photovoltaikanlage, 2010 wurde mit der TU Wien das Photovoltaik-Forschungszentrum Zwentendorf gegründet.
Nachdem alternative Energien die letzten Jahre durchaus positiv bewertet wurden und Atomstrom nach der Katastrophe in Fukushima sogar in Deutschland unpopulär wurde, wurde in Zwentendorf 2012 seitens EVN kräftig an Panelen nachgelegt und ein Bürgerbeteiligungsmodell entwickelt.
Diese Beteiligungsmodell (Panele werden an Bürger vermietet, die EVN mietet zurück und zahlt auch noch jährliche Zinsen) bringt auf 13 Jahre einen Ertrag von ca. 3,3%. 1.300 Panele (von 2.300 insgesamt) konnten via Bürgerbeteiligung erworben werden - der Ertrag liegt bei ca. 3,3% pro Jahr (was derzeit gar nicht so unattraktiv ist).
Wiewohl die Stromerträge der Photovoltaikanlagen in Zwentendorf natürlich mit den zu erwartenden Erträgen eines AKW nicht vergleichbar sind: Vom Atomkraftwerk zum Sonnenkraftwerk mit Bürgerbeteiligung...
In Wien-Donaustadt läuft schon seit Mai das erste Bürgersolarkraftwerk. Dieser Tage (so es nach Plan der Wien Energie geht) sollte das zweite und dritte Solarkraftwerk Wiens in Betrieb gehen, im Dezember sollte Nr. 4 folgen. Schon 4 Bürgersolarkraftwerke sind in Wien ausverkauft - im Vorbeigehen wurde auch gleich ein Solarkraftwerkprojekt in Hagenbrunn (NÖ) (aus-) verkauft.
Auch in anderen Bundesländern Österreichs erfreut sich die Bürgerbeteiligung bei Photovoltaikanlagen großer Beliebtheit - ob der Bonität der errichtenden Landesgestellschaften müssen sich die Anleger auch keine großen Sorgen um ihr Investment machen. Und 3% bis 4% Ertrag (die von der EST verschont bleiben, so man unter dem Freibetrag von 730 Euro liegt) sind in Zeiten von Niedrigstzinsen am Sparbuch sicher auch nicht zu verachten.
Noch mehr Zinsen in Sachen Ökostrom gab es 2012 schon für eine Anleihe der Windkraft Simonsfeld, welche 5% auf 5 Jahre zahlte und rasch ausverkauft war. Auch die W.E.B. Windenergie AG hat sich schon mehrfach (und erfolgreich) frisches Geld via Anleihen geholt.
Die Österreicher sind einem Investment in neue Energien somit sehr aufgeschlossen - auch 2013 könnte (und sollte) es diesbezüglich wieder einige Bewegung am Geld- und Kapitalmarkt geben.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - November 2012