Auch wenn der Wiener Börse im Jahr 2012 noch der eine oder andere Handelstag fehlt - es kann am 20.12 wohl schon einigermaßen treffsicher Bilanz über das bald ablaufende Jahr gezogen werden. Und diese Bilanz bezüglich Leitindex ATX fällt 2012 überraschend positiv aus.
Auch wenn der Leitindex der Wiener Börse (der ATX) im heutigen Handelsverlauf leicht im Minus liegt - das Jahr 2012 war für die meisten ATX-Werte sehr positiv.
Mit 2.427,37 Punkten (ATX-Stand Mittwoch abends) lag der ATX um satte 28,32 Prozent über dem Stand Ende 2011. Im Jahr 2011 sah das noch ganz anders aus: Die aktuelle Wirtschaftsflaute wurde vorweggenommen und der ATX sank 2011 noch um fast 35 Prozent.
Trotz EU-Staatsschuldenkrise (wo bezüglich Griechenland wieder nur Flickwerk geliefert wurde), schwacher Weltkonjunktur, bescheidener Aussichten für 2013 und einer durch die Politik vermiesten Aktienstimmung (inklusive neuer Steuer auf Wertpapiergewinne) entwickelte sich auch der kleine Börsenplatz Wien 2012 erstaunlich gut.
2012 war fast die Gegenbewegung zu 2011: Verlor die Erste Bank Group 2011 noch 61 Prozent, liegt die Bank 2012 mit einem Plus von 79% heuer an der Spitze bei den Kursgewinnen. Hier gilt es natürlich zu erwähnen, dass 2011 für die Erste Bank Group ein Katastrophenjahr war (hohe Verluste) - heuer wird die Erste Bank voraussichtlich wieder solide Gewinne einfahren. Nachtrag: Heute wurde auch bekannt, dass sich die Erste Bank 2013 von der verlustreichen Ukraine-Tochter trennt - kurzfristig zwar schmerzhaft, a la longue aber vielleicht kein Fehler...
Im Vorjahr ebenfalls zu den größten Verlierern gehörte RHI. Gab man 2011 noch 49% nach, konnte die RHI-Aktie 2012 schon 70% zulegen.
Auch der Platz 3 geht an einen Verlierer aus 2011: Raiffeisen Bank International. 51% Kursverlust 2011, 57% Kursgewinn 2012.
Damit zeigt sich wieder einmal: Wer Mut hatte, 2011 in Bankenaktien einzusteigen, steht 2012 ausgezeichnet da.
Sehr gute Kurssteigerungen bisweilen auch bei Andritz (+54%), AMAG (+48%) und Immofinanz (+47%). Die Immofinanz enttäuschte aber heute mit eher schwachen Halbjahreszahlen und verlor heute schon wieder fast 5% an Kurswert.
3 Aktien waren 2012 negativ unterwegs. Die schwächste Performance an der Börse lieferte 2012 die Telekom Austria, welche bis gestern 38% abgab.
Auch wenn die TKA heuer einen soliden Gewinn abliefern dürfte - die Anleger hatten genug von Dividendenkürzungen (die Dividene war in den Vorjahren deutlich zu hoch - wurde nicht einmal verdient), Eigentümerspekulationen, Skandalen etc. Auch die Auslandsinvestments der TKA (insbesondere die Velcom in Weißrußland) waren bisweilen ein Faß ohne Boden und in Österreich ist der Markt ohnehin hart wie fast nirgendwo anders in Europa.
Auch im Ausland begründet ist wohl das schwache Abschneiden des Verbund. Der Energieversorger verlor 10% und ist auch gerade dabei, seine Auslandsinvestments zu reduzieren bzw. umzuschichten. Wasserkraft voran...
Auch sehr schwach unterwegs war heuer die STRABAG an der Wiener Börse - minus 8 Prozent. Bauaktien (das spürt z.B. auch Wienerberger) sind aber zur Zeit besondere Schwächekandidaten - die Baukonjunktur dürfte auch in den nächsten Jahren (ob der Staatsschuldenkrisen) ziemlich bescheiden ausfallen.
Eine Prognose für 2013 ist natürlich immer gewagt. Und doch dürften Wiener Aktien noch Platz nach oben haben - von 5.000 Indexpunkten (Mitte 2007) ist man noch immer meilenweit entfernt und wird wohl auch noch lange dort hin brauchen.
Mit Versorgern wie EVN, OMV, Post, Verbund und vielleicht sogar wieder der Telekom Austria sollte man aber dauerhaft durchaus nette Erträge (die Dividenden übertreffen derzeit zumeist sogar die Zinsen für Spareinlagen) und vielleicht sogar wieder Kursgewinne einfahren.
Über allen positiven Prognosen und Aussichten schweben da aber immer noch Länder wie Griechenland, Spanien oder auch Italien - diesbezüglich wird wohl nicht so schnell Ruhe einkehren. Leider.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2012