Ein nicht unwesentlicher Bestandteil der Finanzkrise ab 2007 hatte die Subprime-Krise in den USA. Hat man dort an ziemlich mittellose Kreditnehmer Hypotheken vergeben, welche derer (finanziell) gar nicht würdig waren, so könnte es in Europa (wie auch natürlich in Österreich) früher oder später ebenso zu einer mehr oder minder großen Immobilienblase kommen.
Immobilienblasen sind ja an und für sich nichts ungewöhnliches und kommen ab und an auch einmal in Europa vor. So gab es erst vor einigen Jahren in Spanien eine Riesenblase um diverse Immobilien. Einerseits waren es in Spanien gewerbliche Immobilien (wie z.B. Hotels), welche am Fließband produziert wurden und dann ob der Probleme der Bauträger bei Nachfragerückgang nicht einmal fertiggebaut wurden - oder aber auch z.B. in Sachen Ferienappartements für Senioren an der Costa del Sol & Co., welche mangels Nachfrage plötzlich vielerorts leer standen (und stehen).
"Tu felix Austria" möchte man meinen, wenn man sich die Entwicklung der Immobilienpreise in den letzten Jahren und Jahrzehnten angesehen hat. Man konnte kaum etwas falsch machen: Fast alle Immobilien stiegen deutlicher im Wert als die Geldentwertung diesen wieder reduzierte. Immobilien waren lange und auch zuletzt ein sehr einträgliches Geschäft für Käufer und Immobilienmakler. Und auch die Banken verdienten nicht so schlecht daran...
Gerade in den Jahren nach der Finanzkrise stiegen die Immobilienpreise wieder deutlich an. Sicherer Grund und Boden ist im konservativen Österreich breit verankert - und das Geld (bzw. der Euro) könnte ja früher oder später einmal nichts mehr wert sein. Da sind Realanlagen natürlich vorne weg...
Und was stark ansteigt, muss -früher oder später- ja bekanntlich auch einmal abflachen bzw. sogar absinken.
Gerade bei Immobilien steigt die Gefahr einer Blase laufend an. So wanderte in den letzten Jahren viel Kapital und Kredit in Wohnungen (Eigentumswohnungen), Häuser und Gärten. Das Stückchen Eigentum wurde gesellschaftlich Norm - oft gab es ja auch von der Nachkriegsgeneration ein wenig (oder viel) Startkapital und manchmal sogar einen Grund. Wenn sich Kapital oder Kredit nicht für ein eigenes Haus mit Garten ausgingen, so war oft ein günstiger Pachtvertrag in Form eines Kleingartens möglich, den man seit vielen Jahren ja auch in Wien ständig bewohnen darf.
Nun kommen aber die geburtenstarken Jahrgänge (die 1960er) schön langsam in ein Alter, in welchen ein Hausbau oder ein Hauskauf unwahrscheinlicher wird. Wer mit 50 noch nicht gebaut hat, wird es wahrscheinlich auch später nicht mehr (oder nur noch selten) tun.
Die jüngeren Jahrgänge (die ob rückläufiger Geburtenraten mengenmäßig nicht sehr stark vertreten sind) sind aktuell mit immer schlechter dotierten (und unsicheren) Jobs konfrontiert: Kredite über 200.000 oder 300.000 Euro gibt es da gar nicht mehr so schnell - und Erspartes ist oft selten. Wenn da die Familie nicht massiv aushelfen kann: Keine Chance. Auch trotz niedriger Kreditzinsen geht sich da die Haushaltsrechnung oft hinten und vorne nicht mehr aus.
Die sogenannte Aufbaugeneration (die während des 2. Weltkrieges bzw. ein paar Jahre danach geboren wurde) genießt inzwischen den Ruhestand und ist in Sachen Hausbau und Grundkauf fast nur noch in Stellvertretung tätig. Gerade die älteren Jahrgänge haben zwar zuletzt auch noch brav Grund und Boden eingekauft (oft aus Angst vor der Finanzkrise und der Euroschwäche) - schön langsam kommen diese Menschen aber in hohes Alter.
Und genau die Kriegs- und Nachkriegsgeneration (die auch über breite Teile des Vermögens verfügt) ist zahlenmäßig noch immer recht stark vertreten, kommt aber wirklich schon ins gefährliche Alter. Daraus ergibt sich zwar für die eingangs erwähnten 1960er-Jahrgänge die eine oder andere dicke Erbschaft, - was sich aber eher negativ auf den Immobilienmarkt auswirken wird.
Oft haben besagte 1960er (können natürlich auch ältere oder jüngere Erben sein) ohnehin schon ein Eigenheim errichtet, wollen gar nicht in das Elternhaus ziehen (die eigenen Vorstellungen der Generationen haben sich beim Wohnen schon massiv geändert) oder müssen dieses (ob eigener Verschuldung bzw. komplizierter Erbschaftsteilung) auf den Markt werfen.
Am Markt selbst ist die Nachfrage nach alten Häusern oder Wohnungen in ein paar Jahren wohl schon geringer geworden (jüngere Menschen rücken kaum nach oder können sich Immobilien schlicht und einfach nicht mehr leisten) und der Preisverfall setzt ein.
Die paar ausländischen und inländischen reichen Investoren sind wohl kaum an alten Einfamilienhäusern interessiert - hier könnten nur Spitzenlagen weiterhin an Preissubstanz gewinnen.
Die Überalterung unserer Gesellschaft samt weniger Einkommen zum Auskommen wird wohl in den nächsten Jahren den Immobilienboom deutlich eindämmen. Viel Grund und Boden wird auf den Markt kommen - und hohes Angebot bedeutet normalerweise sinkende Preise.
Wiewohl ein Investment in Immobilien natürlich seine sinnvolle Begründung haben kann - eine "gmahte Wiesn" sind Immobilien in den nächsten Jahrzehnten sicher nicht. Ob es nun eine deftige Immobilienblase geben wird oder nicht, wird sich vielleicht schon in den nächsten 10 Jahren weisen. Einige Anzeichen (und Fakten) sprechen jedenfalls dafür.
Ad hoc-Meldung - Jänner 2013