Die fetten Jahren für die heimischen Versicherungen sind vorbei. Schon 2011 waren die Prämieneinnahmen der österreichischen Versicherungswirtschaft lt. Versicherungsverband um 1,7% gesunken, 2012 setzte sich dieser Negativtrend (wenn auch leicht abgeflacht) fort: Die Prämieneinnahmen sanken um 0,9% auf 16,3 Milliarden Euro, die Leistungen stiegen hingegen um 0,3% auf 12,8 Mrd. Euro an.
Für 2013 erwartet man sich hier noch eine Trendumkehr - Einnahmen von 16,3 Mrd. Euro (+0,2%) sind derzeit lt. Versicherungsverband im Plan.
Die schwache Grundverzinsung und die wirtschaftliche trübe Lage brachten dem Bereich "Lebensversicherungen" wieder ein sattes Minus ein. Nur noch 6,5 Mrd. Euro (-6,7%) wurden hier 2012 eingenommen. 5,4 Mrd. Euro entfielen dabei auf laufende Prämienzahlungen (-3,7%), bei Einmalerlägen (-18,8%) setzte sich der starke Negativtrend fort.
Auch 2013 rechnet die Versicherungswirtschaft hier mit einem Minus von 3% - welches angesichts der nun vorhandenen (vorzeitigen) Kündigungsmöglichkeit der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge (ab 10 Jahren Laufzeit) wohl auch ziemlich sicher eintreffen wird bzw. sogar noch höher ausfällt.
Ein wenig Hoffnung besteht allerdings dann für 2014: So das eigene staatliche Pensionskonto dann von allen jüngeren Menschen eingesehen werden kann, könnte dies der Versicherungs- und Vorsorgewirtschaft wieder etwas Auftrieb geben...
Wie schon in den Vorjahren wuchs auch 2012 die Sparte "Krankenversicherungen" durchaus solide: Ein Prämienplus von 3,4% auf 1,8 Milliarden Euro stand hier zu Buche. Auch die Leistungen stiegen allerdings an und lagen 2012 bei 1,1 Mrd. Euro (+3,8%).
Für 2013 rechnet man in dieser noch entwicklungsfähigen Versicherungssparte wieder mit Zuwächsen - 3,2% Plus sind hier angestrebt.
Durchaus positiv (zumindest bei den Prämieneinnahmen) entwickelte sich die größte Sparte der Versicherungen: Schaden-Unfall (Autoversicherung, Haushaltsversicherung, Betriebsversicherung etc.) legte um 3,4% auf 8 Mrd. Euro zu. Aber auch die Leistungen zogen hier deutlich an - 5,4 Mrd. sind ein Plus von 6,6% bei den Schadenszahlungen.
Für 2013 ist die Versicherungswirtschaft ziemlich vorsichtig: 2,0% Zuwachs wären hier gerade einmal die Indexanpassungen.
Wie schon eingangs erwähnt: Auf die heimischen Versicherer warten weiterhin harte Zeiten. Von einer Krise muss man aber noch keinesfalls sprechen, die heimischen Assekuranzen haben schon in den letzten Jahrzehnten so manche harte Nuss geknackt. So wurde der seinerzeit befürchtete Ansturm von deutschen Versicherungen (anlässlich der EU-Erweiterung) ziemlich abgewehrt - kaum ein neuer deutscher Versicherer hat am österreichischen Markt Fuß gefasst.
Auch der Umstand, dass man seit vielen Jahren so manchen Vertrag (z.B. Haushaltsversicherungen, Eigenheimversicherungen etc.) als Privater viel rascher kündigen kann als vorher (nach 3 statt 10 Jahren) hat den Versicherungen nicht viel Kopfzerbrechen bereitet.
Schon ein wenig schmerzhafter der harte Konkurrenzkampf mit Rabatten bei fast allen Versicherungen: Eine Autoversicherung ist heute kaum teurer, als vor 20 Jahren - sieht man von der motorbezogenen Versicherungssteuer ab, welche ja nicht Versicherungsprämie ist. Auch in fast allen anderen Sparten aus dem Bereich Schaden-Unfall werden mittlerweile 40 bis 60 Prozent Rabatt "geschleudert".
Auch im Bereich Lebensversicherung brachen zuletzt die Einnahmen und auch die Erträge ein - bei geringen Zinserträgen wie aktuell bleibt natürlich auch der Versicherung weniger übrig. Darüber hinaus sind die Einmalerläge (welche nun mindestens 15 Jahre lang laufen müssen) schwer eingebrochen.
Der Verkauf von Fondsversicherungen bzw. der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge brach durch staatliche Eingriffe bzw. Miesmacherpolitik (z.B. Konsumentenschützer oder AK) ziemlich ein.
Die Auslandserträge bei den Versicherungen, welche sich in den ehemalischen Ostblock gewagt haben, waren zwar anfangs recht solide, die "Go-East-Stimmung" wurde aber zuletzt schon deutlich leiser - und auch hier wird die Gewinnspanne schon sehr bald schrumpfen.
Da in Österreich kaum mehr Wachstum (abseits der jährlichen Prämienindexierung) zu erwarten ist, steigt der interne Kostendruck weiter an - viele Versicherungen sind in Österreich schon lange auf Schrumpfkurs.
Was in Deutschland schon viele Jahre läuft, wird nun auch bald in Österreich angekommen sein: Der Versicherungsabschluss im Internet. Dieser ist zwar nicht in allen Branchen und Sparen zu Empfehlen (Beratung ist sehr häufig sehr wichtig) - bei einfacheren Produkten aber auch in Österreich schon angekommen.
Schloss man früher seine Versicherung fast immer beim persönlichen Berater ab, so haben sich die Versicherungsmakler in den letzten Jahren schon ziemlich profiliert. Der Außendienst bei den Versicherungen veraltert (mangels attraktiver Einstiegsgehälter für geeignete junge Menschen) und die Internetangebote mit Versicherungsvergleichen nehmen laufend zu. Als positive Beispiele wären hier Durchblicker.at und Versichern24.at zu nennen.
Der abzusehende Rückgang beim Volumen im Versicherungsaußendienst macht es dann natürlich auch für die Versicherungen schwerer: Ein Makler kann rasch die Versicherung wechseln - ein angestellter Mitarbeiter muss verkaufen, was es im Eigenportfolio gibt und ist daher lenkbar.
Dabei ist Österreich in Sachen Internetabschluss von Versicherungen ohnehin noch ein Entwicklungsland - das wird sich aber wohl deutlich ändern. Die Marketingverantwortlichen in Östereichs Versicherungen schlafen inzwischen weiter.
Vielleicht wacht man ja in den Vertriebsschienen der Versicherungen endlich auf, wenn auch 2013 wieder mit einem Prämienminus endet. Früher oder später droht nämlich auch in Österreich harte Konkurrenz (aus Deutschland) via Internet...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2013