Schon seit fast 2 Jahren befinden sich die Zinsen in den meisten Industrieländern auf dem Sinkflug. Die Thematik um die Staatsschulden in Europa und den USA (sowie auch in Japan) bleibt am Köcheln - insbesondere Europa kommt aufgrund seiner unterschiedlichen Problemländer (vor allem aus dem Süden) nicht wirklich zur Ruhe. Zypern schloss jüngst die Lücke zu Griechenland, 2 Pleiten der größten (überdimensionierten) Banken brachten (ähnlich wie in Irland) das Land an den Rand eines Staatsbankrottes. Wobei letzterer früher oder später nach wie vor nicht auszuschließen ist - das gilt nicht nur für Zypern...
Europa wirft demnach weiterhin die Gelddruckmaschine an und stellt -insbesondere dem vielerorts maroden Banken und Staaten- billiges Geld zur Verfügung. Die Folge: Die Zinsen sinken und sinken - ein Minusrekord jagd das nächste Zinsenminus.
Mit den laufenden Bankenrettungen durch den Staat (auch Österreich hat hier mit der Hypo Alpe Adria, der Volksbank oder der Kommunalkredit schon ein paar Banken teuer ins Staatsportfolio übernommen) steigt natürlich auch der Verschuldungsgrad vieler Länder (siehe Irland, Spanien etc.) deutlich an und die Länder sind gezwungen, einen rigiden Sparkurs einzuschlagen. Nur billiges Geld kann den Teufelskreis der Staatsverschuldung einigermaßen bremsen oder verzögern - ob sich diese Spirale nach unten früher oder einbremsen kann, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt...
Das Kapital der Anleger wandert immer mehr in relativ sichere Länder, Deutschland oder Österreich bezahlen z.B. für ihre Staatsschulden (Staatsanleihen) so wenig Zinsen wie noch nie. Kapital aus den Krisenländern (Griechenland, Zypern etc.) wandert aus oder kann nur durch nicht finanzierbare Zinsen (Zypern!) gehalten bzw. gelockt werden.
Nachdem sich derzeit absolut keine Änderung im Bankensystem bzw. bei der hohen Staatsverschuldung einzelner Staaten abzeichnet, kann/muss man wohl auch in den nächsten Jahren mit niedrigen Zinsen rechnen. Während die klassischen Sparbuchsparer sich bei mittelfristigen Bindungen mit Zinsen von 0,5% bis 2% abspeisen lassen (von denen noch die KESt. abgezogen wird) liegt die Inflation unverändert über 2% und wird diesen Wert wohl auch weiterhin nicht so schnell unterschreiten. Realwertverluste von 1 bis 2% drohen auch in den nächsten Jahren.
Mehr Rendite gibt es nur bei riskanteren Anlageformen - aber Aktien & Co. sind einfach nicht jedermann Sparefroh's Sache...
Wie schon mehrfach angedeutet, droht insbesondere Europa das Schicksal Japans. In Japan sind die Zinsen schon seit den 1990ern sehr tief. Boomte das Land davor noch mit technischer Innovation, günstigen Preisen, Strebsamkeit und Qualität, so haben andere Länder aus Asien hier schon längst die Vormachtstellung übernommen: Indien, China oder Südkorea - um nur einige zu nennen.
Japan ist zwar (wie auch die meisten Staaten in Europa) ein sehr reiches Land, die Staatsverschuldung ist aber dramatischer als in Griechenland und lag zuletzt bei ca. 235% des BIP.
Das Land weist darüber hinaus eine extrem hohe Anzahl an alten Menschen auf - was zwar für die Lebensqualität in Japan spricht, sicher aber kein Vorteil für die Wirtschaft ist. Gesundheitssystem, Plege und Pensionen kosten immer mehr - und die Wirtschaft tritt trotz niedriger Zinsen ziemlich auf der Stelle. Ab und an geht dann auch noch ein Atomkraftwerk in die Luft...
So dramatisch wie in Japan ist die Lage in Europa bzw. Österreich zwar nicht, sehr wohl bewegen wir uns in diese Richtung hin: Die demografische Entwicklung in Österreich/Europa ist ähnlich - bei einer Geburtenrate von 1,4 Kinder pro Frau (wie in Österreich) darf man sich nicht wundern, dass die Bevölkerung ohne Zuwanderung schon lange schrumpfen würde und das BIP keinesfalls durch die Bevölkerungszahlen gestützt werden.
Und auch wenn es in Österreich (inklusive Zuwanderung) noch Bevölkerungswachstum gibt: Die Zuwanderung ist zumeist nicht gerade hochqualifiziert (sehr vorsichtig formuliert), die Ausbildung der heimischen Jugend schneidet im internationalen Vergleich immer schwächer ab (Reformen sind hier noch immer ein Fremdwort), Geld für (notwendige) Forschung fehlt und die Industrie lagert immer mehr ins Ausland aus. Der wachsende Sozialstaat wird teurer und teurer und internationale Konzerne wollen sich immer seltener die hohen Lohnnebenkosten leisten und wandern ebenfalls weiter.
Was bleibt: Ein noch immer reiches Land mit vielen alten Menschen, welche nach wie vor ihr Geld auf das Sparbuch (bzw. nun auch verstärkt in Festgeld oder Tagesgeld) anlegen oder dafür gesorgt haben, dass Immobilien nicht mehr leistbar sind. Geldschwemme bei Spareinlagen = niedrigen Zinsen. Hinzu kommt auch noch jede Menge Geld aus dem Ausland, welches in Österreich scheinbar sicherer ist als anderswo...
Auf der anderen Seite ein paar junge Menschen, die immer seltener kreditwürdig sind und damit auch die Spareinlagen-Kreditbilanz nicht halten können.
Es spricht sehr viel für weiterhin niedrige Zinsen. Und diese Niedrigzinsperiode könnte länger dauern, als man derzeit annehmen möchte...
Japan lässt grüßen.
Ad hoc-Meldung - März 2013