Nachdem gestern bekannt wurde, dass die Elektrokette Niedermeyer in die Insolvenz schlittert (aktuell findet gerade eine Gläubigerausschutzsitzung statt), wurde heute schon verlautbart, dass 53 von insgesamt 98 Filialen in Österreich bereits am Samstag den letzten Öffnungstag haben. Schon ab Donnerstag startet in diesen Filialen der Abverkauf.
Das 1957 von Helmut Niedermeyer gegründete Elektronikhandelsunternehmen expandierte dann bis in die 1990er-Jahre, um (nach kurzem Intermezzo einer Schweizer Firma) dann 1999 an T-Mobile-Austria verkauft zu werden. 2004, 2006 und 2009 folgten dann weitere Besitzwechsel - zuletzt gehörte Niedermeyer zu 50,1% der Sapentia GmbH und zu 49,9% der Hypo Equity Beteiligungs AG.
Bei zuletzt 105 Mio. Euro Umsatz wurden 2,9 Mio. Euro Verlust gemacht - insgesamt hatten sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens schon auf 29 Mio. Euro summiert.
Nun stellte das Unternehmen mit zuletzt 580 Angestellten Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung - ob diesem Antrag stattgegeben wird und eine Fortführung der stark geschrumpften Kette mit neuem Konzept (ein "radikaler Umbau mit strategischer Neuausrichtung" ist geplant), ist noch offen.
Tatsache ist, dass 279 der 580 Angestellten die Kündigung ins Haus flattert und 53 Filialen bereits am Wochenende Geschichte sind. Die meisten Filialen werden übrigens in Wien geschlossen (14), auch die Steiermark (12) bzw. Niederösterreich (7) verlieren deutlich Filialen.
Eine Liste der betroffenen Filialen findet man auf der (derzeit schwer überlasteten) Homepage von Niedermeyer.
Leider wieder ein klassisches Beispiel, wie einst blühende Firmen in die Insolvenz rutschen können: Zu kleine, nicht frequentierte (und veraltete) Filialen und damit kein passendes Angebot, häufig unmotiviertes Personal, zu spätes Reagieren bei neuen Trends (die Blütezeit des Fotohandels und der Schallplatten bzw. CD's ist längst vorbei - das musste auch der einstige Dauerkonkurrenz Hartlauer schmerzhaft erfahren) bzw. fehlende Strategien führten den einstigen Branchenprimus in (bzw. an den Rand) den Abgrund.
Man darf schon sehr gespannt sein, ob Niedermeyer ein Comeback schafft.
Nachtrag 29.05.2013: Es ist Gewissheit, Niedermeyer muss endgültig zusperren.
Ad hoc-Meldung - April 2013